Josef Riegler: Nach Corona

Positionen

Wir haben mit Josef Riegler, dem Gründer des Ökosozialen Forums und „Vater“ der Ökosozialen Idee, über die aktuelle Corona-Krise und ihre Auswirkungen gesprochen. Folgender Text Rieglers ging aus diesem Austausch hervor. Er thematisiert darin seine Ansichten, was in bei der Krisenbewältigung wichtig und worauf bei Entscheidungen Rücksicht zu nehmen ist und hebt die Bedeutung und Aktualität der ökosozialen Idee hervor.

Josef Riegler: Nach Corona

Die jetzige Krise offenbart auf geradezu brutale Weise die Verwundbarkeit unseres Wirtschaftssystems. Vordergründig geht es nun in der Krisenbewältigung darum, ein medizinisches Mittel gegen das Virus zu entwickeln und schrittweise Produktion, Handel und Dienstleistungen wieder in Gang zu bringen. Doch die eigentliche Herausforderung wird erst beginnen, wenn wir die Corona-Pandemie einigermaßen überwunden haben.

„Die eigentliche Herausforderung wird erst beginnen, wenn wir die Corona-Pandemie einigermaßen überwunden haben.“

Vizekanzler a.D. Dr. Josef Riegler

Wir wissen schon heute, dass viele Staaten auf Jahre damit zu ringen haben werden, die ökonomischen Folgen dieser Ausnahmesituation zu bewältigen. Dabei wird sich rasch die Frage nach der richtigen sozialen Balance stellen. Fragen wie die der Steuergerechtigkeit zwischen kleinen, regionalen Unternehmen und großen, multinationalen Konzernen und die Bekämpfung von Steuerhinterziehung sind wesentlich; denn damit könnten die öffentlichen Haushalte ohne Belastung der produzierenden Wirtschaft und der ArbeitnehmerInnen wieder in Ordnung gebracht werden.

Wir sehen aber auch deutlich, dass die Art, wie wir wirtschaften, produzieren, konsumieren, reisen, uns vergnügen, Kapital horten etc. absolut nicht in Balance mit dem Natursystem ist, auf dem aber unsere menschliche Existenz und unsere Gesellschaften beruhen. Der von Menschen verursachte Klimawandel droht, menschliches Leben auf Teilen unseres Planeten unmöglich machen. Wir müssen hier aktiv gegensteuern. Der Verlust der Biodiversität und zahlreiche andere ökologische Problembereiche spitzen sich zu ökologischen Krisen zu. Während die Ökonomie stillsteht, regenerieren sich die Ökosysteme. Wir müssen aktiv daran arbeiten, unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und den Weg in eine ökosoziale Wirtschaftsweise beschreiten, mit der wir nicht durch Raubbau an der Natur unsere natürlichen Lebensgrundlagen zerstören! Eine Rückkehr zum Business as Usual kann nicht der Weg sein.

Gerade jetzt ist ein konstruktives und gestalterisches Nachdenken angesagt. Es braucht Menschen auf allen Verantwortungsebenen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, die anlässlich dieser Krise und der kommenden Herausforderungen mutig und gestalterisch über die Zukunft nachdenken, verantwortungsbewusste Menschen, die aus den derzeitigen Erfahrungen die richtigen Schlüsse ziehen und entsprechend handeln!

Die Krise zeigt, dass wir mit den ökosozialen Denkansätzen auf dem richtigen Weg sind. Wir brauchen heute mehr denn je gelebte soziale Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit und eine leistungsfähige, gerechte und faire Marktwirtschaft.

Gerade jetzt ist es wichtig, die Menschen mit dem ökosozialen Gedanken zu erreichen und aktiv an einer ökosozialen Gesellschaft zu bauen.

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