Naturräume einer Millionenstadt
TONSPUR (folgt) | HÄNGUNG
Wir Menschen denken gern in Unterscheidungen. Sie helfen uns, Sachverhalte besser zu verstehen und einzuordnen. Ein volles Glas ist voll – und nicht leer. Wenn wir es austrinken ist das gesund – und eben nicht ungesund. Und wenn es Tag ist, ist eben nicht Nacht.
Diese Unterscheidungen sind in vielen Fällen aber nicht zutreffend. Das Beispiel von Tag und Nacht veranschaulicht das. Der Tag endet mit dem Sonnenuntergang und der Dämmerung. Doch mit der Dämmerung geht er fließend in die Dunkelheit der Nacht über. Die Dämmerung allein wird in drei verschiedene Phasen unterschieden – die je nach Jahreszeit unterschiedlich lang sind. Zur Sommersonnenwende dauert die “reine”, dunkle Nacht weniger als zwei Stunden, während sich die drei Phasen der Dämmerung insgesamt über mehr als drei Stunden erstrecken. Neben Tag und Nacht gibt es also noch viel viel mehr.
Auch mit einer anderen Unterscheidung, die bei vielen Menschen vielleicht ganz automatisch im Kopf auftaucht, müssen wir vorsichtig umgehen: Stadt und Natur. Stadt – das sind doch Häuser, Straßen, U-Bahnen, Cafés und ein paar Parks und Straßenbäume dazwischen. Und Natur wiederum – das ist draußen auf dem Land, wo es grün ist. Das stimmt so aber nicht. Ländliche Gebiete können heutzutage durch Strukturarmut und Bodenversiegelung, begradigte Flussläufe äußerst artenarm sein – auch, wenn ein oberflächlicher Blick darauf weitläufiges Grün zeigt. Städte hingegen können durch Strukturreichtum äußerst artenreich sein.
Eine Stadt voller Kontraste, voller Vielfalt
Die Stadt Wien bietet mit ihren rund 50% Grünlandanteil und ihrer abwechslungsreichen Geografie und Ökologie zahlreiche Lebensräume für Tiere und Insekten. Vom Wienerwald bis in die Donauauen, vom Bisamberg, dem nördlichsten Ausläufer der Alpen, bis in die pannonischen Gefielde im Süden der Stadt: Wien ist eine Stadt voller Kontraste und unterschiedlichster Lebensräume – auch in ökologischer Sicht. Auch mitten in der Stadt finden sich tolle Naturorte: vom Wienfluss, der Stück für Stück renaturiert wird über den Wienerberg bis zum Prater, dem größten innerstädtischen Park.
Im Westen ist Wien Teil des Biosphärenpark Wienerwald1, im Osten Teil des Nationalparks Donauauen2. Im Norden erstrecken sich zwischen dem Bisamberg und dem neuen Naturschutzareal Breitenlee3 der Regionalpark Dreianger4 als Teil des Wald und Wiesen-Gürtels rund um Wien, dessen Idee und Beschluss bis ins 19 Jahrhundert zurückreicht5. Er ist als Schutzgebietskategorie noch heute in der Wiener Bauordnung verankert und kommt in der Flächenwidmung zum Einsatz.
In Wien kümmern sich drei Dienststellen der Stadt Wien um die Pflege der Flächen. Die Stadt Wien | Wiener Stadtgärten betreuen und pflegen die Parks und Grünflächen in der Stadt – vom „Beserlpark“ bis zum Prater. Diese Dienststelle pflegt und verwaltet über 1.000 Parkanlagen mit einer Fläche von insgesamt 13 Quadratkilometern6! Aber auch kleine Grüninseln werden durch die Wiener Stadtgärten gepflegt.
Der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien wiederum pflegt und verwaltet nicht nur die weitläufigen Wiener Wälder und ihre Wiesen (beispielsweise der Lainzer Tiergarten, der Wienerwald oder die Lobau, sondern auch die riesigen Quellschutzgebiete der Wiener Wasserversorgung in Niederösterreich und der Steiermark. Insgesamt werden rund 9000 Hektar Wald in und um Wien, 33000 Hektar Quellschutzgebiet sowie die biologisch bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen von dieser Dienststelle gepflegt, verwaltet und ökologisch bewirtschaftet. 2025 wurde der Forst und Landwirtschaftsbetrieb sogar zum Forstbetrieb des Jahres gekürt7! Der Forstbetrieb setzt aber auch kleinflächige Akzente für die Biodiversität – die Wiener Wäldchen8.
Und last, not least betreut die Stadt Wien | Wiener Gewässer die wunderschönen Gewässer und weitläufigen Ufer der Donaumetropole: vom Wienerwaldbach bis hin zum Donaustrom selbst9.
Sie sehen vor sich eine Mehrzweckkarte der Stadt Wien, auf der die Grünflächen gut sichtbar sind. Wir laden Sie und alle Besucher:innen herzlich ein: Markieren sie mit den Klebepunkten ihre liebsten Plätze im Grünen.
Sie finden hier einige Publikationen, die ihnen die Wiener Stadtwanderwege, Naturräume, Wälder und Gewässer näherbringen und sie einladen, Wiens Stadtnatur selbst zu erkunden. Vielleicht ist aber auch ein Naturvermittlungsangebot der Stadt Wien, des Wiener Naturschutzbundes10. Aber auch in der Stadt gibt es viel zu entdecken! Beispielsweise setzt sich die Gebietsbetreuung Stadterneuerung unter dem Motto „Artenvielfalt findet Stadt“ intensiv mit dem Thema Stadtnatur und Biodiversität auseinander11.
Zu Station 8
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Text: René Hartinger | Tonspur: Barbara Mithlinger
- Biosphärenpark Wienerwald ↩︎
- Nationalpark Donauauen ↩︎
- Naturschutzareal Breitenlee ↩︎
- Regionalpark DreiAnger ↩︎
- Naturschutzbund Wien: 110 Jahre Wald- und Wiesen-Gürtel; wienwiki: Wald- und Wiesen-Gürtel ↩︎
- Parks und Grünflächen in Wien ↩︎
- Forstbetrieb des Jahres 2025 ↩︎
- Wiener Wäldchen ↩︎
- Wiener Gewässer ↩︎
- Naturschutzbund Wien ↩︎
- gb* – Artenvielfalt findet Stadt ↩︎