Ökosoziales Forum fordert konkrete Maßnahmen gegen Bodenverbrauch im Raumordnungsgesetz

Nachlese

In Österreich gingen im Durchschnitt der letzten 10 Jahre täglich rund 20 Hektar (3,3 Hektar in Kärnten) an landwirtschaftlicher Nutzfläche durch Verbauung verloren. Das entspricht der Fläche von rund 30 Fußballfeldern pro Tag (5 Fußballfelder in Kärnten). Aktuell sind es im Dreijahresdurchschnitt 11,8 Hektar in Österreich (Kärnten 2,2 Hektar) pro Tag. Angesichts dieser dramatischen Zahlen lud das Ökosoziale Forum Kärnten gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer und dem Gemeindebund am 14. März zur Diskussionsveranstaltung „Wir verlieren den Boden unter den Füßen!“ in das Eventplateau der Raiffeisen Landesbank ein.

Wir verbauen unsere Zukunft

Der Gastreferent des Abends, Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, der Spezialversicherer in der Landwirtschaft für Naturkatastrophen, wies in seinem Impuls-Statement auf den nach wie vor viel zu hohen Bodenverbrauch in Österreich hin. Im aktuellen Programm der Österreichischen Bundesregierung wurde als Zielwert formuliert, künftig nur noch 2,5 Hektar pro Tag österreichweit zu verbauen. Auf Kärnten heruntergebrochen bedeutet das eine maximale Verbauung von 0,5 Hektar pro Tag, tatsächlich werden aber derzeit in Kärnten täglich 2,2 Hektar verbaut. „Diese rasante Zerstörung unserer Böden durch Verbauung hat dramatische Folgen. Wir gefährden damit die Versorgung Österreichs mit heimischen Lebensmitteln und werden als souveräner Staat sehr verletzbar. So beträgt der Selbstversorgungsgrad bei Getreide mittlerweile nur noch 90 Prozent und bei Gemüse 40 Prozent.  Die Zubetonierung Österreichs führt auch zu einer dramatischen Zunahme von Überschwemmungs-, Hochwasser- und Dürreschäden“, warnt Weinberger, auch in seiner Funktion als Uniratsvorsitzender der Universität für Bodenkultur in seinen Ausführungen vor den fatalen Folgen des Bodenverbrauchs. Auf der anderen Seite haben wir einen Leerstand in Österreich von mehr als 40.000 Hektar. Das entspricht der Fläche der Stadt Wien. Landauf, landab werden aber neue riesige Industriehallen und Gebäude – meist ohne vorhandene Infrastruktur (Kanalisation, Straßen) – sowohl in Städten, aber auch auf dem Land errichtet. Diese oft überdimensionierten Bauwerke zerstören die ländlich gewachsenen Strukturen und sind ein Schandfleck für die Landschaft. „Ein monetäres Anreizsystem für die Revitalisierung der mehr als 40.000 Hektar leerstehenden Immobilien in Österreich ist das Gebot der Stunde. Eine Revitalisierungsoffensive unter dem Motto ‚Lieber sanieren statt Wiesen und Äcker neu zubetonieren‘, schont die Umwelt und schafft tausende Arbeitsplätze“, bringt es Weinberger auf den Punkt.

Bodenverbrauch reduzieren

Der Präsident des Ökosozialen Forums Kärnten, DI Mag. Bernhard Rebernig forderte in seinen Ausführungen, dass konkrete Maßnahmen zur Reduktion des Bodenverbrauchs im Kärntner Raumordnungsgesetz, das noch in diesem Jahr novelliert werden soll, festgeschrieben werden müssen. Konkret fordert das Ökosoziale Forum:

  • Reduktion des Bodenverbrauchs auf 0,5 Hektar pro Tag gemäß Regierungsprogramm des Bundes soll als prioritäres Ziel im Gesetz festgeschrieben werden.
  • Verpflichtung für Einkaufszentren für eine mehrgeschossige Bauausführung. Parkplätze sollen unter dem Gebäude oder auf dem Dach errichtet werden müssen.
  • Gesetzliche Selbstverpflichtung zur Einführung einer Flächenmanagement-Datenbank als Raumplanungsinstrument, das Gemeinden dabei unterstützt Baulücken & Leerstände in Ortskernen transparent zu erfassen und darauf aufbauend bestmöglich zu nutzen, anstatt immer neues Bauland zu widmen.

 „Dass das keine weltfremden Vorschläge sind, zeigt der Blick in die Raumordnungsgesetze anderer Bundesländer! Auch Kärnten braucht ein mutiges Gesetz gegen den Bodenverbrauch“ verweist Rebernig auf gesetzliche Regelungen  aus Vorarlberg und Tirol.

Landespolitik stellt Regelungen in Aussicht

In der anschließenden Diskussion an der Ing. Daniel Fellner, Landesrat für Raumordnung Gemeindeplanung und Schutzwasserwirtschaft und Martin Gruber, Landesrat für Land- und Forstwirtschaft und Straßenbau, als teilnahmen, konnten beide Spitzenpolitiker glaubhaft darlegen, dass die Kärnten Koalition sich der Problematik des Bodenverbrauchs in Kärnten bewusst sei. Im Entwurf des neuen Raumordnungsgesetzes seien entsprechende Maßnahmen angedacht um den Bodenverbrauch in Kärnten zu reduzieren. Details dazu ließ sich die Landespolitik mit Verweis auf die noch laufenden innerkoalitionären Verhandlungen jedoch noch nicht entlocken.

Abschließend bedankte sich der Präsident des Ökosozialen Forums Kärnten bei den Anwesenden für die fachliche Diskussion und appellierte an die politischen Verantwortungsträger mit den Worten des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, der bereits 1937 gesagt hat „Eine Nation die ihre Böden zerstört, zerstört sich selbst!“

Rückfragehinweis: kaernten@oekosozial.at oder 0676 / 83 555 347