Am 10. Juni 2024 hielt Vizekanzler a.D. Josef Riegler, Begründer der Ökosozialen Marktwirtschaft, einen Impuls-Vortrag in welchem er den Bogen von dem Aufkommen der Idee vor über 30 Jahre bis zu deren dringende Relevanz und Notwendigkeit für die Zukunft spannte.
Die Ökosoziale Marktwirtschaft fand ihren Anfang 1987. Zwei Faktoren haben Riegler haben in diese Zeit persönlich wesentlich geprägt: Zum einen der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome von 1972, welcher erstmals vor Augen geführt hat, dass die Grenzen unseres Planeten nicht unendlich sind und dass diese Grenzen sich die Menschheit auch in ihrem Wachstum vor Augen halten muss. Zum anderen war es der Erfahrungsschatz als erster Umweltlandesrat der Steiermark von 1983 bis 1987, welcher von häufigen Konfrontationen zwischen Industrie- und Umwelt-Vertretern wesentlich mitgeprägt wurde (Schaumkronen auf Mur aus Fabrikabwässer, etc.). Es braucht einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Neustart, wir müssen ökonomisch besser werden, ökologisch Verantwortung übernehmen und eine soziale bäuerliche Landwirtschaft forcieren. Daraus entstand das Papier „Vision für Österreich: Ökosoziale Marktwirtschaft“, welches im November 1987 in Graz präsentiert wurde.
Doch auch heute – über 30 Jahre später – ist die Ökosozialen Marktwirtschaft nicht abgeschlossen, sondern ein immer wieder lernendes Projekt. Kunststück und Aufgabe der Politik ist aus Sicht der Ökosozialen Marktwirtschaft, die sich grundsätzlich in einem Gegensatz befindlichen Ziele (Ökonomie, Ökologie und Soziales) in eine Balance zu bringen.
Das Ökosoziale Forum, welches sich der Umsetzung der Ökosozialen Idee verschrieben hat, arbeitet hierbei unabhängig von tagespolitischen Zwängen sowie politischen Interessenkonflikten und widmet sich der Entwicklung neuen Ideen und Visionen, um dem Markt die richtigen Signale zu geben. Ein Kernelement hierbei ist, dass wir eine ökologische Kostenwahrheit benötigen sowie ein striktes Verursacherprinzip vom einzelnen Unternehmen bis zur globalen Ebene. Ebenso zentral für die Ökosoziale Marktwirtschaft ist ein intelligenter Steuerumbau, welcher in Österreich mit der ökosozialen Steuerreform kürzlich Fuß gefasst hat.
Wenn die ökosoziale Marktwirtschaft gelingen sollen, dann müssen alle Ebenen mitwirken, beginnend bei der ganz persönlichen Lebensgestaltung des Einzelnen (Fokus im Konsum auf regionale hochwertige Produkte, etc.) bis hin zur globalen Ebene (Verursacherprinzip, Kostenwahrheit, etc.). Eine besonders wichtige Rolle nehmen die Gemeinden ein, da diese eine der wichtigsten Entscheidungsebenen (Flächenverbrauch, Versorgung, Entsorgung, gesellschaftliches Miteinander, Wahrung der kulturellen Traditionen, etc.). darstellen.
Wenn Zeiten unsicher werden, wenn Wolken aufzeigen, dann sind Mut und Optimismus gefragt. Es braucht Werte und Leitlinien an denen wir uns orientieren können. Die Ökosoziale Marktwirtschaft liefert genau diese Werte und Leitlinien, bei ihr geht es nicht um ein Gegeneinander, sondern um ein Miteinander zum Wohle aller.