„Wir müssen uns aus der Zuckerwatte des unreflektierten Konsums befreien!“
Am Dienstag, den 18.06.2019, fand die vierte Auflage unseres Zukunftskinos in Kooperation mit dem Rektorat und der ÖH der FH Kärnten statt.
Umweltschonende Elektroautos, nachhaltiges Palmöl, faire Produktion… Wenn wir den Konzernen Glauben schenken, können wir mit unseren Kaufentscheidungen die Welt retten! Diese populäre und zunehmend gefährliche Lüge multinationaler Konzerne, wird im Film „Die Grüne Lüge“ von Regisseur Werner Boote gemeinsam mit Journalistin und Umweltexpertin Kathrin Hartmann genauer hinterfragt. Der Begriff „Greenwashing“ um den sich dieser Film dreht, bezeichnet jene Praxis, Produkte mit Hilfe massiver PR als „nachhaltig“, „umweltschonend“ oder „fair“ zu verkaufen, obwohl das in Wahrheit keineswegs so ist. Vom österreichischen Supermarkt reisen Boote und Hartmann nach Indonesien, wo zehntausende Hektar Regenwald zur Produktion von „nachhaltigem“ Palmöl niedergebrannt wurden, nach Brasilien, wo die indigene Bevölkerung mit brutaler Gewalt von ihrem ureigenen Grund und Boden vertrieben wird, in die USA, wo tagtäglich giftige Teerklumpen des katastrophalen Blowouts der BP-Ölbohrplattform Deepwater Horizon angespült werden, nach Deutschland, wo der Betreiber des Tagebaus Garzweiler – eine der größten Kohlegruben Europas – ein paar Windräder als Zeichen für sein Engagement für Erneuerbare Energien beigestellt hat. Diese Orte zeugen von der Zerstörungsgewalt hinter dem Greenwashing der Konzerne. Außerdem sprechen Boote und Hartmann mit Menschen, die sich gegen die Lügen und ihre Folgen wehren, aber auch mit solchen, die behaupten, nie gelogen zu haben.
Der Filmvorführung folgte eine Podiumsdiskussion mit Markus Ertel, Regionalsprecher der Grünen Wirtschaft, und Ing. Armin Themeßl, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie Kärnten. Beide Diskutanten waren sich einig, dass man sich als Bürger schnellstmöglich aus der „Zuckerwatte des unreflektierten Konsums“ befreien muss und Kostenwahrheit sowie Verursacherprinzip konsequent umgesetzt werden müssen, damit den Grünen Lügen der Nährboden entzogen wird. Themeßl bedauerte, dass es leider keinen „homo oekologicus“ gibt, sieht aber sehr wohl gerade in seinem Unternehmensbereich – Erneuerbaren Energie – einen klar erkennbaren stetigen Trend hin zum Konsum wirklich nachhaltiger Produkte, man muss nur ehrlich und authentisch mit den Konsumenten kommunizieren. Ertel betont, dass es nicht nur einer Änderung unseres Wirtschaftssystems, sondern auch unseres Gesellschaftssystems geben muss, damit der vorherrschende Überkonsum an Bedeutung verliert und beide Seiten des Marktes tatsächlich nachhaltig agieren.
Abschließend lässt sich festhalten, dass man als Konsument Konzerne und ihrer Werbung genauer hinterfragen und mehr auf sein Bauchgefühl hören soll. Aber es gibt zum Glück auch staatlich geregelte und somit vollkommen vertrauenswürdige Nachhaltigkeitssiegel wie das AMA-Gütesiegel, das AMA-Biosiegel, das EU-Biosiegel, das Österreichische Umweltzeichen oder den Deutschen Blauen Engel.
Wir danken unseren Partnern der Fachhochschule und unseren externen Diskutanten für diese gelungene Veranstaltung und freuen uns schon auf das nächste Zukunftskino!