Fetisch Bruttoinlandsprodukt

Allgemein Presseaussendungen

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist der Heilige Gral des Kapitalismus, sein Wachstum das oberste Ziel von Wirtschaft und Politik. Der Wandel zu einer nachhaltigen Zukunft, in der auch unsere Kinder eine lebenswerte Welt vorfinden, kann aber nur gelingen wenn  wir uns vom BIP als zentralen Wohlstandsindikator abwenden.

Das  BIP ist die Summe aller Waren die in einem Jahr in einer Volkswirtschaft produziert werden. Es wächst umso schneller je mehr Ressourcen verbraucht, je mehr fossile Energieträger verbrannt und je mehr Geld in die Reparatur von Umweltschäden investiert werden muss. Die Verteilung unseres Wohlstands, die Gesundheit unserer Kinder und die Qualität ihrer Ausbildung, der Zustand unserer natürlichen Umwelt hingegen, das alles wird vom BIP ignoriert.

Der amerikanische Politiker Robert Kennedy hat bereits 1968 treffend erkannt: „Das Bruttoinlandsprodukt misst alles. Außer das, wofür es sich zu leben lohnt!“.

Aus ökosozialer Sicht ist es daher höchste Zeit sich vom Fetisch Bruttoinlandsprodukt zu verabschieden. Denn solange sich Umweltverschmutzung, Klimawandel und Ressourcenausbeutung positiv darin niederschlagen, solange werden wir die Zerstörung unseres Planeten als Wirtschaftswachstum bejubeln.

Alternative Konzepte existieren seit Jahren. Selbst Deutschland hat bereits einen „Nationalen Wohlfahrtsindex“ in Erprobung. Neben ökonomischen fließen dabei auch ökologische und soziale Kennzahlen in den Indikator ein. Dazu zählen z.B. die Einkommensverteilung, Kosten für die Kompensation von Umweltschäden, die Kriminalitäts- und Suchtrate und der Wert ehrenamtlicher Arbeit.

Am 5. Juni ist der Weltumwelttag. Im Juni veröffentlicht das WIFO auch die BIP-Wachstumsprognosen für das dritte Quartal. Gespannt werden Politiker auf die Prognosen starren, jedes Zehntel-Prozent Wachstum zählt. Nach den Nationalratswahlen im Herbst wäre ein guter Zeitpunkt gekommen einen Wohlfahrtsindikator zusätzlich zum BIP als Maßzahl für den Wohlstand unserer Gesellschaft einzuführen. Was für ein visionäres Vorhaben für eine neue Bundesregierung wäre das!