Zeit für die Wende: Energiewende aber wie?!

Allgemein Nachlese

Am Mittwoch, 8. Februar 2023, luden das Ökosoziale Forum Kärnten, die Landwirtschaftskammer Kärnten und die Raiffeisenlandesbank Kärnten im Bildungshaus Schloss Krastowitz sowie online via Zoom und Facebook zu Diskussionsveranstaltung „Zeit für die Wende: Energiewende aber wie?!“. Astrid Brunner, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Kärnten, stellte in ihren Begrüßungsworten unmissverständlich klar, dass die Land- und Forstwirtschaft mit der Installation von PV-Anlagen auf Hallendächern und Minderertragsflächen sowie die Bereitstellung von Biomasse einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten kann und will. Georg Messner, Vorstandsdirektor der Raiffeisen Landesbank Kärnten, führt im Anschluss aus, dass ein nachhaltiger und sorgsamer Umgang mit den zu Verfügung stehenden Ressourcen in der DNA von Genossenschaften liegt und die Raiffeisen Landesbank durch die energetische Sanierung der Filialstandorte sowie das Neudenken der Mobilität ihren eigenen CO2-Fußabdruck laufend reduziert.

Georg Messner (Raiffeisen Landesbank Kärnten), Danny Güthlein (Kelag), Heinz Kopetz (Energypeace), Astrid Brunner (LK Kärnten), Martin Granitzer (Amt der Kärntner Landesregierung), Bernhard Rebernig (Ökosoziales Forum Kärnten) (v.l.n.r.)

Die Kraft der Sonnen gezielt nutzen

Dr. Heinz Kopetz, Obmann von Energypeace, stellt Kärnten in seinem Vortrag vor den über 300 Online- sowie Offline-Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein durchaus gemischtes Zeugnis aus. Während der Anteil an erneuerbaren Energien in Kärnten mit 55% einen Spitzenwert darstellt und der Stromverbrauch bilanziell gesehen schon heute zu 100% aus Erneuerbaren stammt, weißt Kärnten gleichzeitig die höchste pro-Kopf Emissionen und den geringsten Anteil an E-Autos Österreichs auf. Da der Stromverbrauch durch E-Mobilität, Digitalisierung und Wärmepumpen in den nächsten Jahren deutlich steigen wird, sind aus Sicht von Dr. Kopetz innovative Ideen zur Stromproduktion gefragt. Allen voran müssen PV-Projekte von den Talböden teilweise in die Berglagen wandern. Auch die Windkraft muss deutlich forciert werden, um die Winterstromproduktion, welche derzeit noch zu 50% aus Erdgas erfolgt, nachhaltiger zu machen. Ebenso ist die Nutzung von Biomasse weiter auszubauen, da sie die kontinuierlichste erneuerbare Energieform darstellt. Zusätzlich zur drastischen Reduktion der CO2-Emissionen, benötigen wir ein Programm zur Kohlenstoffentnahme aus der Atmosphäre. Der derzeitige Anteil von 420 ppm, welcher um über 50% höher ist als noch vor 100 Jahren, muss zumindest Richtung 350 ppm reduziert werden.

Netzausbau und Stromspeicher forcieren

Danny Güthlein, Vorstandsmitglied der Kelag AG, zeichnete ein Bild vom Energiesystem der Zukunft, welches nicht mehr linear, sondern flexibel, dezentral und in Teilen gemeinschaftlich organisiert aussehen wird. Zudem weißt er unmissverständlich drauf hin, dass die Energiewende in Österreich vor allem eine Wärme- und Verkehrswende darstellt, da nur 12% der Energie für die Stromproduktion aufgewendet werden. Wir müssen bereits heute die Infrastrukturen für das Klimaneutralitätsziel 2040 schaffen, allen voran auch kurz-  bis mittelfristige Speichermöglichkeiten (bspw. Wasserstroff und synthetisches Methan aber auch Batterien von E-Autos). Auch das Leitungssystem muss überregional sowie bis auf Ortsebene deutlich ausgebaut werden. Dafür braucht für alle Beteiligten auch klare Leitlinien seitens der Politik um zu wissen welche Energieträger wo und in welchem Ausmaß forciert werden sollen. Der Flächenbedarf für PV-Anlagen zur Erreichung des 20230 Ziels beträgt mit 100 m² 0,1% der Staatsfläche, was dem Flächenverbrauch aller Golfplätze in Österreich gleichkommt. Wir können uns diese Golfplätze leisten und sollten uns daher auch die für die Energiewende notwendige PV-Flächen leisten können.

Gemeinschaftlich Energie produzieren

Österreich ist europaweit Vorreiter bei der Etablierung von Energiegemeinschaften. Die einfachste Art der Energiegemeinschaft stellen gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen dar, bspw. eine PV-Anlage auf dem Dach eines Mehrparteienhauses. Aber Energiegenossenschaften können nicht nur mit unmittelbaren Nachbarn, sondern auch mit der eigenen Siedlung oder gar mit dem ganzen Dorf geschaffen werden. Martin Granitzer vom Amt der Kärntner Landesregierung erklärte was es zu beachten gilt, wenn man eine Energiegemeinschaft gründen möchte. Essenziell sind der enge Austausch mit dem Netzbetreiber, die Wahl der passenden Rechtspersönlichkeit sowie das Schließen externer und interner Verträge. Unter www.energiegemeinschaften.gv.at können alle bisher in Österreich gegründeten EEGs gefunden und kontaktiert werden.

In der anschließenden Podiumsdiskussion waren sich die Referenten einig, dass die Energiewende durch den Netzausbau sowie den Bau zusätzlicher PV- und Windkraftanlagen sichtbar sein wird und man keine Angst davor haben braucht. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass die Energiesuffizienz und -effizienz stets an oberster Stelle zu stehen hat, denn jene Kilowattstunde, die nicht verbraucht wird, ist die beste Kilowattstunde. Bernhard Rebernig, Präsident des Ökosozialen Forum Kärnten, resümiert, dass es für das Gelingen der Energiewende eine deutliche Reduktion des Energieverbrauchs, einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energieträger sowie etwas mehr Mut von allen benötigt, um nicht von den eigenen Kindern in 20 Jahren gefragt zu werden, warum wir nichts getan haben, obwohl  wir genau wussten was zu tun gewesen wäre.