Ist die Kärntner Kuh ein Klimakiller?

Allgemein Presseaussendungen

Nein, denn grünlandbasierte Fütterung verschafft Kärntner Rindern einen Klimabonus. Heimische Rinder haben den geringsten CO2-Fußabdruck in Europa.


Die heimische Landwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten große Anstrengungen unternommen um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen konnte seit 1990 um rund 14% gesenkt werden, während z.B. der Verkehr im gleichen Zeitraum um mehr als 70% zugenommen hat. Trotzdem wird der Landwirtschaft – und dabei insbesondere der Rinderhaltung – immer wieder vorgeworfen, ein „Klimakiller“ zu sein.

Kärntens Rinderbauern sind Klimaschutz-Europameister
Wie Studien der EU-Kommission zeigen, geht der Vorwurf ins Leere, denn die heimische Rinderhaltung hat die beste CO2-Bilanz Europas: Während hierzulande pro kg Rindfleisch rund 14kg Treibhausgas-Äquivalente emittiert werden, liegt der EU-Schnitt um mehr als 50% über dem Wert der heimischen Landwirtschaft. Auch bei der Kuhmilch liegt Österreich ganz weit vorn im Klimaschutz-Ranking: heimische Milchbauern emittieren um 40% weniger CO2 als ihre Berufskollegen im EU-Durchschnitt. „Die Kärntner Rinderbauern sind Klimaschutz-Europameister. Die regionale Produktion bringt einen Klimabonus mit sich, weil Transportwege wegfallen und die Rinder hierzulande zu einem großen Teil mit dem Gras der Wiesen und Weiden gefüttert werden, welches nur über diesen Weg für die menschliche Ernährung nutzbar gemacht werden kann“ nennt Landesbäuerin Astrid Brunner, Vizepräsidentin und selber Milchbäuerin die Hintergründe.

Rein vegane Ernährung keine Lösung
Univ. Prof. Dr. Wilhelm Windisch, Ordinarius für Tierernährung an der TU München
, der sich seit vielen Jahren mit der Klimawirksamkeit von Rinderhaltung wissenschaftlich beschäftigt, bestätigt: „Rund 70% der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in Kärnten ist Grünland. Rinder können dieses Gras in wertvolle Lebensmittel wie Milch und Fleisch umwandeln und tragen damit gleichzeitig maßgeblich zum Erhalt der Kulturlandschaft bei. Auf diese Lebensmittel zu verzichten wäre eine Ressourcenverschwendung und damit kein Beitrag zum Klimaschutz.“ Der Forderung nach einer rein veganen Landwirtschaft, ohne Tierhaltung erteilt der Experte eine klare Absage: „Um die tierischen Lebensmittel zu kompensieren, müsste die vegane Landwirtschaft ihre Produktion verdoppeln. Das hieße mehr Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und einen massiven Ausbau der Ackerfläche.“ Dies würde jedoch zusätzliche Emissionen nach sich ziehen, denn insbesondere bei der Umwandlung von Grünland in Ackerland gelangen große Mengen CO2 aus dem Boden die Atmosphäre. „Damit würden wir dem Klimaschutz einen Bärendienst erweisen!“ ist Windisch überzeugt. Für den Experten liegt der „Königsweg“ in einem Gleichgewicht zwischen Pflanzenbau und Tierhaltung: „Zuallererst muss Landwirtschaft möglichst viele pflanzliche Lebensmittel hervorbringen. Die dabei anfallenden, für den menschlichen Verzehr nicht geeigneten Nebenprodukte soll ebenso wie das Grünland als Futter für die Nutztiere zur Verfügung stehen. Damit ist die Nahrungskonkurrenz zum Menschen ausgeschlossen und es ergibt sich keine zusätzliche Wirkung auf Umwelt und Klima.

Mythos Methan
Was die Methan-Emissionen aus der Rinderhaltung betrifft, räumt Univ. Prof. Windisch ein, dass Methan zwar 84mal klimawirksamer sei als CO2 – es dürfe aber nicht vergessen werden, dass sich Methan in der Atmosphäre sehr rasch abbaut. Im Gegensatz dazu wird emittiertes CO2 z.B. aus der Verbrennung von Öl und Gas, in der Atmosphäre über Jahrhunderte kumuliert. „Selbst, wenn wir alle Wiederkäuer auf der Erde schlachten und uns nur noch rein vegetarisch ernähren würden, wäre der Klimaeffekt nicht mehr als eine kurze Delle in der Entwicklung der weltweiten Treibhausgas-Emissionen.“ so Windisch.

Bäuerliche Kreislaufwirtschaft – Modell der Zukunft
Für Bernhard Rebernig, Präsident des Ökosozialen Forums Kärnten ist damit klar, dass weder eine intensive Tierhaltung die auf Leistungsmaximierung setzt, noch eine rein vegane Ernährung die Lösung ist: „Das Modell der Zukunft ist eine regionale, bäuerlich-nachhaltige Landwirtschaft, welche die natürlichen Ressourcen nutzt ohne sie auszubeuten. Die effiziente Nutzung der Grünlandflächen für die Rinderfütterung ist dabei ein zentraler Baustein.“ Für die Aufrechterhaltung dieser regionalen und klimafreundlichen Produktion haben die Konsumentinnen und Konsumenten eine wesentliche Mit-Verantwortung: „Wer im Regal bewusst zu heimischen Fleisch und heimischer Milch greift, leistet einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz!“ ist Rebernig überzeugt.