
In der Veranstaltungsreihe Nachhaltigkeitsstammtische beschäftigt sich das Ökosoziale Forum mit den Herausforderungen des Wandels hin zu einer nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweise. Am Linzer Standort des Technologie- und Dienstleistungsunternehmens Bosch diskutierten am 11. November 2025 knapp 100 Besucherinnen und Besucher zum maßgeblichen Thema Wasserstoff. Obmann Max Hiegelsberger freute sich besonders darüber, dass Dr. Andreas Kufferath, Vice President der Robert Bosch GmbH, die Bosch-Sicht auf die Anforderungen an zukünftige Antriebssysteme darlegte und vielfältige Lösungsansätze vorstellte. „Es ist nur wenigen im Land bewusst, dass der Standort Linz ganz vorne dabei ist in den weltweiten Forschungsbemühungen zur Erzeugung und Verwendung von Wasserstoff. Der Weltkonzern Bosch hat hier in Linz in den letzten Jahren 28 Millionen Euro investiert, um diese für den Ersatz von Öl und Erdgas maßgebliche Technologie voranzubringen. Der große Zulauf zu unserem Stammtisch bestätigt das Interesse der Menschen, sich mit Themen der Nachhaltigkeit zu beschäftigen“, betonte Max Hiegelsberger.
Wasserstoff geht uns alle an
Die Geschäftsführerin des Ökosozialen Forums Oberösterreich Anni Pichler begrüßte das zahlreich erschienene Publikum mit einem Zitat eines Besuchers beim Einlass: „Wasserstoff, das ist ja ein Thema, das uns alle angeht.“ Obmann Max Hiegelsberger führte in seinen eröffnenden Worten aus, dass zu wenig darüber gesprochen werde, wie wir den zukünftigen Energiebedarf in Europa stillen und welche Transformation noch vor uns liegt: „Es ist gute Traditionen des Ökosozialen Forums, direkt zu den Unternehmen und Akteuren zu gehen, die nicht nur über nachhaltige Entwicklung reden, sondern diese aktiv vorantreiben. Vielen Dank an die Bosch und Standortleiter Christian Ganser, dass wir heute einen direkten Einblick in die Zukunftstechnologie Wasserstoff erhalten.“
Vorstellung einer treibenden Kraft der Transformation
Christian Ganser, Leiter des Bosch Engineering Center in Linz, stellte die Bosch-Gruppe vor: rund 90 Milliarden Umsatz, weltweit rund 418.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und rund 490 Tochter- und Regionalgesellschaften in mehr als 60 Ländern, ein weltweit agierendes und in vielen Bereich führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen. Bosch ist mit drei Entwicklungsstandorten und vier Produktionswerken auch in Österreich gut vertreten. Das Unternehmen ist beim Energieträger Wasserstoff an Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette aktiv. Von der Wasseraufbereitung, der Wasserstoffproduktion bis hin zur Verwendung. „Wir haben am Linzer Standort frühzeitig erkannt, dass wir unsere etablierten Kompetenzen auf neue, zukunftsweisende Technologien ausweiten müssen. Dies führte zur Gründung unserer ‚Future Factory‘, in der wir Wasserstoff als Zukunftsmarkt identifiziert haben. Wir sind stolz darauf, die Entwicklung des Elektrolyse Stacks maßgeblich voranzutreiben und den gesamten Weg von der Wasserstoffproduktion bis zum Einsatz in Motoren mitzugestalten. Wir entwickeln hier auch konkrete Bauteile für Wasserstoffmotoren, wie zum Beispiel Einblasventile.“, so Christian Ganser.
Andreas Kufferath, Vice President, Robert Bosch GmbH – Zukunft braucht Vielfalt
Auf die technischen Erläuterungen der einzelnen Bauteile für die Erzeugung und Verwendung von Wasserstoff folgte mit dem Vortrag von Bosch Vice President Andreas Kufferath, der eigens aus Deutschland angereist war, der Höhepunkt des Abends. Er skizzierte die Bosch-Perspektive auf die Notwendigkeit von Vielfalt statt Einfalt bei den Antriebstechnologien, um Wasserstoff zum zentralen Bestandteil einer CO2-freien Energieversorgung auszubauen. Gerade im Bereich der Mobilität stehen große Herausforderungen an, denen ein rein batterieelektrischer Antrieb allein nicht vollumfänglich gerecht wird. Andreas Kufferath dazu: „Wenn wir die gesamte Vielfalt an Antriebsmöglichkeiten nutzen, erreichen wir schneller eine CO2-neutrale Mobilität, als dies allein mit dem elektrischen Antrieb möglich wäre. Eine gesamthafte Bewertung zeigt, dass sich Wasserstoff – ob direkt verbrannt oder per Brennstoffzelle in Strom umgewandelt –, synthetische Kraftstoffe und der rein batterieelektrische Antrieb zukünftig auf einen sehr ähnlichen CO2-Ausstoß hinbewegen. Das ist wichtig, denn wir benötigen alle diese Technologien, um den vielfältigen Anforderungen vom Pkw bis zum Muldenkipper gerecht zu werden. Insbesondere in der Landwirtschaft, auf Baustellen und im Flugverkehr wird flüssiger Kraftstoff unerlässlich bleiben.“ Andreas Kufferath schloss seine Ausführungen mit dem dringenden Aufruf, die Rolle des Wasserstoffs als bedeutende Chance für Europa anzuerkennen. Voraussetzung für deren Nutzung sei die Etablierung geeigneter rechtlicher Rahmenbedingungen und ein koordiniertes Vorgehen beim Infrastrukturausbau.
Abschließender Blick in die Praxis
Den spannenden Abend beschloss ein Rundgang am Bosch-Standort, um die mittlerweile zwei Megawatt starke Wasserstofferzeugung bei der Arbeit zu sehen. Viele Fragen und rege Diskussionen prägten auch die anschließende Stärkung bei Brötchen und Getränken. Der Tenor der Besucherinnen und Besucher: Erstaunlich, wie hier mitten in Linz Zukunftstechnologien entwickelt werden und wie weit man beim Wasserstoff schon ist.


