v.l.n.r.: Roland Norer, Katharina Liball, Klaus Hackländer

Wolfsmanagement im Alpenraum

Landwirtschaft

Der Wolf ist zurück in Österreich. Die Rückkehr dieses Beutegreifers in die alpine Kulturlandschaft polarisiert – die meisten habe eine Meinung, die von der persönlichen Betroffenheit bestimmt ist. Dass trotz der zahlreichen Debatten immer noch hoher Informationsbedarf herrscht, zeigte sich bei der Präsentation des neuen Buches von Roland Norer. Der Rechtprofessor der Universität Luzern hat ein umfangreiches und kurzweilig zu lesendes Buch vorgelegt, das sich den vielfältigen Rechtsfragen rund um Wolfsmanagement im Alpenraum widmet. Und diese sind keinesfalls eine so trockene Materie, wie dies auf den ersten Blick vielleicht vermuten lässt.

Die Buchvorstellung bestritt Norer am 3. Juni gemeinsam mit dem anerkannten Wildtierökologen Klaus Hackländer. Die beiden Universitätsprofessoren beleuchteten die verschiedenen Facetten der Problematik und zeigten ein differenziertes Bild. In der Diskussion mit dem Publikum stellten sie wissenschaftlich untermauerte Lösungsansätze dar. Diese müssten konstruktiv sein und das gewohnte Freund-Feind-Schema umschiffen. Dank der umsichtigen Moderation der Umweltreferentin des Ökosozialen Forums, Katharina Liball, lief die Debatte unaufgeregt und sachlich ab.

Hackländer wies darauf hin, dass der Wolf mittlerweile durch die Weltnaturschutzunion IUCN nicht mehr als gefährdete Art gilt. Die Wolfspopulation steige aktuell exponentiell mit 33% jährlich. Norer stellte den unterschiedlichen Schutzstatuts des Wolfes in Europa dar. Dieser ist durch die Berner Konvention, für EU-Mitglieder zusätzlich auch durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und diverse Vorbehalte bestimmt. Dies führt dazu, dass wenn ein Wolf von Norditalien über Tirol nach Bayern wandert, mitunter innerhalb von 24 Stunden drei verschiedenen rechtlichen Regimen und Schutzstatus unterworfen sein kann. Allein in Finnland gebe es innerhalb eines Landes zwei verschiedene Regelungen. Der Wolf sei ein „großer juristischer Karrierist“, so Norer, keiner anderen Art ist ein eigener Artikel im deutschen Naturschutzrecht gewidmet; es gibt bereits drei EUGH-Urteile und drei laufende Vorabentscheidungen.

Zusammenfassend waren sich die beiden Universitätsprofessoren einig: Es brauche eine Bestandregulierung, diese müsse rechtlich auf den Weg gebracht werden. Die Fakten durch die Wissenschaft liegen auf dem Tisch. Nun muss die Politik in die Gänge kommen.

Allen, die sich die Rechtsfragen rund um den Wolf näher ansehen wollen, sei das Buch von Roland Norer ans Herz gelegt:
Roland Norer: Wolfsmanagement im Alpenraum. Rechtsfragen zwischen Artenschutz und Weidehaltung; ISBN: 978-3-7083-1398-6, NWV im Verlag Österreich, erschienen im April 2024