Donnerstag 25. Jänner 2024
IMC FH Krems
Weinwirtschaft: Nachhaltigkeit im Brennpunkt
Beim Fachtag Weinwirtschaft der 71. Wintertagung am 25. Jänner in Krems an der Donau standen Fragen der Nachhaltigkeit im Zentrum der Debatten. In Zeiten sich dynamisch verändernder Rahmenbedingungen steigen die Anforderungen für Weinbäuerinnen und -bauern.
Der Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes, Johannes Schmuckenschlager, skizzierte seine Perspektiven für die Zukunft des heimischen Weinbaus. Die Ausrichtung der österreichischen Weinwirtschaft gehe seit Jahren in Richtung Herkunftsmarketing. Mit der verlautbarten Verordnung einer DAC-Thermenregion ist die DAC-Kulisse der österreichischen Weinbaugebiete vollständig. „Mit der Möglichkeit der Lagenklassifizierung auf gesetzlicher Ebene begibt sich die österreichische Weinwirtschaft in eine neue Dimension. Daneben ist es auch notwendig, dass die neuen Kategorien der Alternativweine Platz unter dem Dach der österreichischen Weinherkünfte finden,“ erklärte Schmuckenschlager.
In der Diskussion zur Zukunftsicherung im Weinbau appellierte Schmuckenschlager an die Winzerinnen und Winzer, sich auf den für ihre Betriebsgöße und ihr Angebot passenden Markt zu konzentrieren. Dem pflichtete „Wein & Co“-Konsulent Willi Klinger bei: „Man kann nicht auf allen Kirtagen tanzen.“ In Hinblick auf die Lagenklassifizierung warnte Klingler vor einem „Lagenbazar“. Wenn nicht aufgepasst werde, könnte sich das ganze System ad absurdum führen. Bei den „Erste Lage“- Weinen sollte der Verkaufspreis über 20 Euro netto liegen. Das passe nicht für jeden. Albert Franz Stöckl, Leiter des Studiengangs „International Wine Business“ an der IMC FH Krems, und Dieter Faltl, Direktor der landwirtschaftlichen Fachschule Krems, wiesen vor allem auf die Nachwuchssorgen der Branche hin. In der Personalkrise erwartet Stöckl mehr Unterstützung für die Weinbauschulen. Faltl betonte, dass die österreichische Weinwirtschaft sich nicht leisten könne, potenzielle Schülerinnen und Schüler zu verlieren.
Herausforderung Mehrweg-Flasche
Eine der großen aktuellen Herausforderungen in der Weinwirtschaft ist die Einführung einer Mehrwegflasche für Wein. Marc Dreßler, Professor für Betriebswirtschaftslehre im Studiengang Weinbau & Oenologie an der Hochschule in Ludwigshafen berichtete über die Erfahrungen mit Mehrwegsystemen bei unseren deutschen Nachbarn. „Mehrwegsysteme versprechen für die glasbasierte Weinbranche einen signifikanten Beitrag zur Steigerung der Nachhaltigkeit. Zielführende Systeme müssen überzeugen und die Herausforderungen einer flächendeckenden, wertschöpfungsstufen-übergreifenden Umsetzung meistern. Das Projekt EIP Mehrweg Wein konzipiert und testet hierfür Lösungsansätze für den deutschen Markt bei Einbindung der Produzenten und des Handels“, so Dreßler.
Einen Einblick in den aktuellen Stand des Projekts „Mehrweg-Bouteille“ in Österreich gab Philipp Haderer vom Logistikverbund-Mehrweg (GS1). In diesem zweijährigen Projekt soll die Machbarkeit eines offenen, österreichweiten Mehrwegsystems für die 0,75l-Weinflaschen unter Beweis zu gestellt werden. „Mit dem Umstieg auf Mehrweg bei 0,75l-Weinflaschen können bis zu 45 % CO2eq eingespart werden – ohne auf den Werkstoff Glas oder klassische Flaschenformen verzichten zu müssen. Ein neues, offenes und österreichweites Mehrweg-System soll Winzer:innen darüber hinaus Vorteile in Bezug auf Kosten und Verfügbarkeit der Flaschen bringen“, ist Haderer überzeugt.
Ein weiterer Programmschwerpunkt des Fachtags war die Umsetzung der Kennzeichnungspflicht in die Praxis. Das EU-Weinrecht sieht ab dem Herstellungsdatum 08.12.2023 vor, dass ein Zutatenverzeichnis sowie eine Nährwertdeklaration am Etikett angebracht werden müssen. Ein Diskussionspunkt war daher die Frage, wie dieser Verpflichtung am besten nachgekommen werden kann und welche Rolle dabei ein QR-Code spielen könnte.
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