Dienstag, 1. Februar 2022 – 13:30 bis 15:30 Uhr
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Der Fachtag Geflügelhaltung beleuchtete zum Thema „Hohe Standards und regionale Herkunft – Neue Perspektiven für die Geflügelbranche?“ Chancen für die Geflügelwirtschaft. Dabei stehen in Österreich hohe Standards zu Buche, die die heimischen bäuerlichen Betriebe zu Vorbildern in Europa machen. Die Expertinnen und Experten diskutierten dazu mögliche Effekte von Regionalität, Herkunftskennzeichnung und Tierwohl. Sie kamen überein, dass es eine Herkunftskennzeichnung braucht, um den Mehrwert der heimischen Produkte aufzuzeigen und die Konsumentinnen und Konsumenten zu sensibilisieren, denn nur mit einer entsprechenden Wertschöpfung ist eine stete Weiterentwicklung möglich. Die Beiträge in der Mediathek behandeln die Themen Tiergesundheit und Zukunftstrends in der nachhaltigen Geflügelhaltung.
Der Präsident des Ökosozialen Forums, Stephan Pernkopf, betonte positive Entwicklungen in der heimischen Landwirtschaft und insbesondere im Geflügelsektor, der die Standards und das Tierwohl in den letzten Jahren enorm erhöht hat. Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung, ein steigendes Bewusstsein für regionale Produkte und damit eine höhere Wertschöpfung sorgen künftig zudem für eine stete Weiterentwicklung im Sektor. Stephan Pernkopf antwortet daher auf das Wintertagungsmotto: „Ohne Herkunft keine Zukunft und keine Sicherheit. Nur wenn ich weiß, wo etwas herkommt, weiß ich, wie es produziert wurde. Und das gilt vor allem im Geflügelsektor. Zudem stärken die Konsumentinnen und Konsumenten mit dem Kauf von heimischem Geflügel und Eiern die regionale Produktion. Das ist wichtig, denn wir haben aus der Pandemie gelernt, dass Güter aufgrund unterbrochener Lieferketten durchaus knapp werden können.“
„Eine detaillierte Diskussion zur Zukunft der Geflügelbranche ist wichtig, um künftige Herausforderungen bewältigen und Chancen nutzen zu können“, so die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Elisabeth Köstinger. „Die Geflügel- und Eiproduzentinnen und -produzenten in Österreich sind zuverlässige und leistungsstarke Partner, das hat sich während der Pandemie deutlich gezeigt. Daher kaufen die Konsumentinnen und Konsumenten bewusster heimisch und achten auf fragwürdige Haltungs- und Produktionsbedingungen. Mit der Einführung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung vor allem in der Gemeinschaftsverpflegung und bei verarbeiteten Produkten können wir sie dabei unterstützen. Gleichzeitig müssen wir noch stärker auf Aufklärung und Sensibilisierung setzen, um den Mehrwert der österreichischen Produktion deutlich zu machen. Das ist wichtig, denn mit dem Kauf heimischer Lebensmittel stärken wir die Wertschöpfungskette und können in Krisenzeiten eine Versorgung sicherstellen.“
„Der österreichische Weg ist gerade im Geflügelsektor das Maß aller Dinge in Europa und weltweit“, unterstrich Simone Schmiedtbauer, österreichische Abgeordnete zum Europäischen Parlament. „Die Corona-Krise hat uns eines gezeigt: Die Landwirtschaft ist systemrelevant. Das muss sich in der Wertschöpfung und Wertschätzung widerspiegeln. Da das aber von den Konsumentinnen und Konsumenten abhängig ist, braucht es eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln, um den bäuerlichen Familienbetrieben den Rücken zu stärken. Gerade der Geflügelsektor ist in Österreich Spitzenreiter mit den strengsten Haltungsbedingungen in der EU: Masthühner haben 40 Prozent mehr Platz, Puten sogar bis zu 75 Prozent. Und Österreich ist in der Haltung und bei Frischeiern käfigfrei. Zudem haben wir eine 100-prozentig Gentechnik-freie Fütterung, kurze Wege bei Futtermitteln und insgesamt einen CO2-Fußabdruck, der deutlich kleiner ist als in anderen EU-Ländern. Es ist zudem gelungen, den Antibiotika-Einsatz in acht Jahren um 60 Prozent zu reduzieren. Unsere Geflügelbäuerinnen und -bauern wissen, wie es geht, und sie finden Lösungen. Die EU wird sich daher an Österreich orientieren, denn wir haben die Vorreiterrolle inne.“
Markus Lukas, Obmann-Stv. der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG), machte den Mehrwert der regionalen Herkunft an folgenden Punkten fest: „80 Prozent des heimischen Geflügels ist AMA-zertifiziert und unterliegt damit höheren Standards, als das Tierschutzgesetz vorsieht. Unsere bäuerlichen Familienbetriebe kontrollieren zudem dreimal täglich das Stallklima, Wasser, Futter und Lichtfrequenzen. Hinzu kommt eine Datenbank, in der vom Elterntier bis zum Schlachtbetrieb sämtliche Kontrollen genau dokumentiert sind. Wir wissen, dass die Konsumentinnen und Konsumenten bereit sind, mehr zu bezahlen, wenn sie das Tierwohl transparent nachvollziehen können. Zudem ist uns Bäuerinnen und Bauern wichtig, uns stetig weiterzuentwickeln und weiterzubilden. In punkto Umweltschutz achten wir auf kurze Transportwege. Und wir haben zudem eine klare Vision: Eine Doppelnutzung von Hühnerweiden, um energieautark zu werden, und ein kompletter Ausstieg aus fossiler Energie. Bei beiden Zielen wären wir das erste Land weltweit, das das schafft.“