WT Sujetbild Bildung

Mittwoch, 2. Februar 2022 – 09:00 bis 12:00 Uhr
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Die Expertinnen und Experten am Fachtag Bildung gingen in den Vorträgen und der Diskussion der Frage nach: Ist die Digitalisierung der Bildung eine Chance für den ländlichen Raum in Europa? Sie meinten dazu, dass es zwar Herausforderungen gibt, die es noch zu bewältigen gilt, dass die Chancen jedoch überwiegen – insbesondere, weil es durch die COVID-Eindämmungsmaßnahmen einen Digitalisierungsschub im ländlichen Raum gegeben hat. Zu nutzen wären diese Potenziale vor allem in der universitären und der Erwachsenenbildung, so die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Zu beachten sei allerdings, dass es unbedingt konzipierte Formate braucht. Ergänzt werden die Inhalte durch die Beiträge in der Mediathek, die Umsetzungsbeispiele und innovative Tools in der digitalen Bildung vorstellen.

Der Präsident des Ökosozialen Forums, Stephan Pernkopf, hob die zahlreichen Herausforderungen für die bäuerlichen Betriebe in Österreich hervor: „Internationale Konflikte beeinflussen die Marktsituation, der Klimawandel wirkt sich auf die Bewirtschaftung aus, die Digitalisierung und Technisierung bieten Potenziale und bergen Risiken und der Green Deal verlangt immense Leistungen von den Bäuerinnen und Bauern. Daher ist die agrarische Aus- und Weiterbildung enorm wichtig. Wir müssen die bäuerlichen Betriebe im Management des Betriebs unterstützen und innovatives Denken weiter fördern. Die Corona-Pandemie hat dabei durch eine gestiegene Nachfrage nach regionalen Produkten nicht nur positive Effekte für die heimische Landwirtschaft mit sich gebracht, sondern auch einen Digitalisierungsschub. Den können wir in der Aus- und Weiterbildung nützen. Damit legen wir die Basis für eine zukunftsfitte Landwirtschaft, die schonend und nachhaltig hochwertige regionale Lebensmittel produziert. Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Ohne Herkunft keine Zukunft, denn Herkunft gibt Sicherheit über die Art und Weise, wie etwas produziert wurde. Daher braucht es eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung.“

Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT), betonte in ihrem Beitrag, dass Österreich gute Voraussetzungen im Bereich der agrarischen Bildung hat: „In keinem anderen Land ist die agrarische Bildung so stark mit der Landwirtschaft verbunden und in den Agenden unterschiedlicher Stakeholder so weit oben. Wir müssen daher weiterhin an einem Strang ziehen und Ideen weiterentwickeln. In Österreich ist es uns zudem ein besonderes Anliegen, dass die Fachschulen, höherbildenden Schulen und Hochschulen sowie die Universität für Bodenkultur (Boku) ganz eng miteinander verknüpft sind und es eine hohe Durchlässigkeit gibt. Wir folgen dabei der Vision, Bildung und Forschung zusammenzuführen. Das ist wichtig und einzigartig, denn es garantiert die bestmögliche Ausbildung am neuesten Stand der Forschung.“  „Die bäuerlichen Familienbetriebe müssen sich auf unterschiedliche Herausforderungen wie den Klimawandel, die effiziente Ressourcennutzung, den erhöhten Kommunikationsbedarf und das betriebswirtschaftliche Management einstellen. Daher wollen wir in der agrarischen Ausbildung einen Schwerpunkt auf Kompetenzen in diesen Bereichen legen. Einen weiteren Schwerpunkt legen wir auf die berufsbegleitende Ausbildung. Vor allem im Bereich der Digitalisierung bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, die man einfach und kostengünstig am Betrieb einsetzen kann und die eine Steigerung der Lebensqualität, der Produktivität und des Erfolgs ermöglichen. Mit der Innovation Farm haben wir eine Plattform etabliert, um die praktische Anwendung von Tools und Lösungen greifbar zu machen. Dem BMLRT ist es ein besonderes Anliegen, die Potenziale aufzuzeigen und die Betriebe bestmöglich zu unterstützen, um ihnen moderne Technik zugänglich zu machen“, so Elisabeth Köstinger.    

Beatrice Kogler, Projektmitarbeiterin im Arbeitsbereich Digitale Professionalisierung bei CONEDU – Verein für Bildungsforschung und -medien, sagte in ihrem Beitrag, dass ein digitales Bildungsformat ein durchdachtes, didaktisches Konzept benötigt, „das digitale Tools und Lernszenarien in eine schlüssige Lernarchitektur mit charakteristischen Merkmalen integriert“. Generell werden dabei drei Formate unterschieden: Asynchron sind etwa Selbstlernkurse, synchron sind klassische Webinar-Formate und Blended Learning ist entweder eine Mischung aus Präsenz und Online bzw. aus synchron und asynchron. Als Beispiel für digitale Bildungsformate nannte sie etwa Selbstlernkurse mit Microlearning, „die in sich geschlossene Lerneinheiten mit bis 15 Minuten Länge sind und aus einem Erklärvideo, einer Aktivität und einem Anreiz zum Austausch bestehen“. Massive Open Online Courses (MOOCs) sind Online- oder Blended-Formate mit hoher Teilnehmerzahl, die offen zugänglich sind und ein fixes Beginn- und Enddatum haben. Als ein weiteres Beispiel nennt sie zudem Onlineführer, die einen physischen Raum online erlebbar machen, wie sie in Museen oder als Farminare bereits eingesetzt werden. Parallel dazu gibt es auch klassische Formate wie Online-Diskussionen, -Vorträge und -Workshops.

Thomas Haase, Rektor der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik und Gastgeber des Fachtags: „Neben den klassischen Produktionsfaktoren wie Boden und Umwelt, Arbeit und Kapital gewinnen die persönliche Qualifikation und die Kompetenz immer mehr an Bedeutung. Um dem gerecht zu werden, finde ich es ein wichtiges Zeichen, dass die Wintertagung um den Bildungstag erweitert wurde. Künftig müssen Basiskompetenzen für alle technischen und digitalen Möglichkeiten vorhanden sein, sei es bei Lehrenden oder Studierenden. In diesem Bereich ist eine enorme Dynamik, daher muss man in diese neue Welt einsteigen und anschließend dranbleiben. Man darf aber nicht das Bildungsziel aus den Augen verlieren, um auch die richtigen Instrumente auszuwählen.“


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