WT Sujetbild Ackerbau

Dienstag, 01. Februar 2022 – 09:00 bis 11:00 Uhr
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Der Fachtag Ackerbau zum Thema „Herkunft kennzeichnen – Perspektiven für die regionale Wertschöpfungskette von Agrarprodukten“ erörterte die Chancen des Ackerbaus insbesondere vor dem Hintergrund des Green Deals und durch die zunehmende Bedeutung der Regionalität. In der Mediathek werden dabei die Potenziale von Eiweißpflanzen, aber auch innovative Ideen in der Praxis vorgestellt.

Der Präsident des Ökosozialen Forums, Stephan Pernkopf, nennt internationale Konflikte und die aktuellen Preisentwicklungen als zentrale Herausforderungen für den Acker- sowie Gemüse-, Obst- und Gartenbau: „Der Großhandelspreis bei Gas hat sich innerhalb eines Jahres versiebenfacht. Das hat in der Düngemittelherstellung zu Stilllegungen der Produktion geführt. Die Folge ist, dass durch den Nährstoffmangel am Feld die Erträge sinken, der Versorgungsgrad sinkt und global die Zahl jener Menschen steigt, die von Hunger betroffen sind. Daher muss man auch sagen: Wenn der Green Deal dazu führt, dass spürbar weniger Lebensmittel in Europa produziert werden, dann ist das der falsche Weg. Das führt zu mehr Abhängigkeit, mehr CO2-Ausstoß und höheren Preisen. Für mich ist klar: Ohne Herkunft keine Zukunft! Herkunft gibt Sicherheit. Nur dann weiß man, wie etwas produziert wird und ob es verfügbar ist.“

Welche Bedeutung die Herkunftskennzeichnung für die regionale Wertschöpfungskette von Agrarprodukten hat, war Thema der Diskussion am Fachtag Ackerbau. Zwei Themen sind dabei vorrangig: Zum einen sollte Österreich regionale Kreisläufe und Transparenz schaffen, zum anderen sollte das Bewusstsein bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern gestärkt werden, wie Josef Moosbrugger, Präsident der LK Österreich, betonte: „Corona hat das Bewusstsein dafür geschaffen, dass Lebensmittel nicht selbstverständlich tagtäglich verfügbar sind. Wir sind gut beraten, dieses Bewusstsein aufrechtzuerhalten und zu zeigen, dass die Versorgung eine Sicherheitsfrage für die Zukunft ist. Wir müssen dazu aber einen gemeinsamen Effekt der Wertschätzung für Lebensmittel auf Konsumentenseite schaffen und endlich auch mit dem Handel in eine Wertediskussion einsteigen.“ Einen wichtigen Anteil daran hat eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln, wie Alexander Bernhuber, Abgeordneter zum Europäischen Parlament, klarstellte. Er sieht aber vor allem in diesem Bereich noch Handlungsbedarf: „Die aktuellen Rahmenbedingungen der EU für Herkunftsbezeichnungen spiegeln nicht wider, was sich die österreichische Landwirtschaft wünscht und was die Konsumentinnen und Konsumenten fordern. Hier gibt es aber mit dem gemeinsamen Beschluss für die ‚Farm to Fork‘-Strategie im Europäischen Parlament einen Zwischenerfolg. Sie wird durch eine klare und transparente Herkunftskennzeichnung die Grundlage für ein faires, gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem bilden.“

Eine Grundlage für einen zukunftsfitten Ackerbau wird zudem das Schaffen regionaler Kreisläufe und Wertschöpfungsketten sein. Gerhard Zinner, Geschäftsführer der Waldland Holding, meinte dazu: „Die zentrale Herausforderung besteht darin, möglichst viele Betriebe in der Landwirtschaft zu halten und diesen ein adäquates Einkommen zu ermöglichen. Die transparente Kennzeichnung der Herkunft von Produkten und das Vermeiden von Überproduktion sind wesentliche Voraussetzungen dafür.“ Martin Greßl, Leiter des Qualitätsmanagements bei der Agrarmarkt Austria Marketing, verwies dazu auf die Anforderungen der Konsumentinnen und Konsumenten, von denen der Großteil erwarte, dass in österreichischem Brot auch heimisches Getreide und Mehl enthalten sind: „Für eine positive Zukunft des Ackerbaus und des Lebensmittelhandwerks braucht es konkret zwei Schritte: Zum einen die Re-Lokalisierung des Rohstoffs bei traditionellen Backwaren und darüber hinaus die Initiierung weiterer Regionalprogramme, um Partnerschaften zu schmieden.“ Dabei kann die Landwirtschaft und die Lebensmittelindustrie darauf aufbauen, dass das Vertrauen in österreichische Lebensmittel hoch ist, so Matthias Krön, Obmann vom Verein Donau Soja: „Soja ist als Futtermittel ein wesentlicher Teil der Produktionskette, weil gerade bei tierischen Lebensmitteln aus Österreich ein GVO-frei gefüttertes Tier, hohe Standards beim Tierschutz und verbesserte CO2-Werte erwartet werden. Es braucht neue Programme, um die von österreichischen Bäuerinnen und Bauern produzierten Lebensmittel im eigenen Land nicht nur zu produzieren, sondern auch im Produktkreislauf zu behalten und zu vermarkten.“


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