Wintertagung 2024: Innovationen sind das Herzstück einer zukunftsfitten Landwirtschaft 

Presseaussendung

Die Landwirtschaft steht im Spannungsfeld zwischen Klimaschutzzielen, Versorgungssicherheit und Inflationsdruck. Neue Technologien können Abhilfe schaffen. 

 Wien: Am Eröffnungstag der Wintertagung 2024 des Ökosozialen Forums Österreich & Europa am Dienstag, den 23. Jänner in Wien, diskutierten die Expertinnen und Experten unter dem Slogan „Innovation aus Tradition“ über die künftige Ausrichtung der Agrarpolitik. Hier stand das Spannungsfeld zwischen Versorgungssicherheit, Klimaschutz und leistbaren Preisen im Mittelpunkt. Um diese Ziele gleichzeitig zu erreichen, braucht es technische Innovationen für eine nachhaltige Landwirtschaft sowie entsprechende politische Rahmenbedingungen. 

Hahn und Jansen: Mehr Zusammenarbeit in Europa notwendig 

Die EU hat sich mit dem Green Deal ambitionierte Klimaziele gesetzt, die auch den Agrarsektor betreffen. Gleichzeitig wird die Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung angesichts globaler Unsicherheiten eine zunehmende Herausforderung. Der Inflationsdruck wirkt auf die Lebensmittelpreise. EU-Kommissar Johannes Hahn sieht in der ökosozialen Idee den Schlüssel für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft. „Eine starke ökologische und nachhaltige gemeinsame Agrarpolitik ist eine Investition in die Zukunft Europas. Wenn es um globale Herausforderungen oder Wettbewerb geht, haben wir bessere Karten, wenn wir Europäer:innen unsere Trümpfe gemeinsam ausspielen“, erklärte der Kommissar für Haushalt und Verwaltung. 

Die Direktorin für Handel und Landwirtschaft der OECD, Marion Jansen, betonte die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit, um Zielkonflikte zu überwinden: „Auf globaler Ebene besteht eine große Einigkeit bezüglich der Nachhaltigkeitsziele für die Landwirtschaft. Man ist sich allerdings weniger einig, wie diese Ziele erreicht werden sollen. In dieser Situation entsteht eine Unsicherheit, die zur Fragmentierung von Märkten führen kann. Eine größere Konvergenz auf internationaler Ebene bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen ist daher dringend notwendig.“ 

Von Cramon-Taubadel und Bürstmayr: technologieoffen statt zukunftsverdrossen 

Mit den Fortschritten in der Biotechnologie, der Digitalisierung und anderen relevanten Feldern gibt es enorme Möglichkeiten, die Produktivität, Effizienz und Nachhaltigkeit der Landwirtschaft zu steigern. Für Stephan von Cramon-Taubadel vom Departement für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Georg-August-Universität Göttingen sind neue Technologien wesentlich, um die Ernährung in Zukunft zu sichern. „Der technologische Fortschritt kann und muss einen substanziellen Beitrag zur Entschärfung des Zielkonflikts zwischen Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft leisten. Der technologische Fortschritt ist kein Allheilmittel und er birgt mitunter auch Gefahren. Aber ohne Innovationen beispielsweise in den Bereichen der Züchtung und der Robotik wird die nachhaltige Ernährung einer weiterhin wachsenden Weltbevölkerung nicht gelingen“, so der Professor für Agrarpolitik

Hermann Bürstmayr, Leiter des Instituts für Pflanzenzüchtung an der Universität für Bodenkultur Wien, sprach sich für einen offenen Zugang zu neuen Züchtungsmethoden aus: „Die genetische Verbesserung von Kulturpflanzen ist unverzichtbar für eine ressourcenschonende und nachhaltige Pflanzenproduktion. Die Anpassung von Arten an sich ändernde Umweltbedingungen, die Erhaltung der Krankheits- und Schädlingsresistenz sowie die Qualität der Ernte erfordern nachhaltige Anstrengungen der Pflanzenzüchtung und der Züchtungsforschung.“ 

Podiumsdiskussion: Für nachhaltige Landwirtschaft an mehreren Hebeln ansetzen 

Die Rolle der Politik, neue Züchtungsmethoden und digitalisierte Landwirtschaft: Darüber diskutierten Georg Strasser, Präsident des Österreichischen Bauernbundes, Grünen-Nationalratsabgeordnete Olga Voglauer sowie Bürstmayr und von Cramon-Taubadel bei der Podiumsdiskussion. Während Strasser die Bedeutung des agrarischen Unternehmertums und freien Marktes eingebettet in ökosoziale Leitplanken betonte, konzentrierte sich Voglauer auf die Rolle der Politik, die eine klare, zukunftsgerichtete Rechtslage für die Landwirt:innen schaffen muss. Bürstmayr appellierte wiederum an die Landwirtschaft, Technologie-Offenheit bezüglich neuer Züchtungsmethoden zu zeigen. Auch von Cramon-Taubadel sah in neuen Technologien sehr viel Potenzial, um Produktivitätssteigerungen und Klimaschutz zu vereinbaren. 

71. Wintertagung: Wir leben Innovation aus Tradition! 

Die Wintertagung des Ökosozialen Forums findet von 23. Jänner bis 1. Februar 2024 statt und widmet sich an elf Fachtagen in verschiedenen Orten Österreichs den aktuellen Fragen der Agrarbranche. Eine Teilnahme ist sowohl vor Ort als auch online möglich. Detaillierte Informationen zur Wintertagung 2024 sowie zur Mediathek finden sich unter wintertagung.at. 

Bilder des Eröffnungstags können hier heruntergeladen werden.