Politische Erfolge von Populisten nähren die Skepsis gegenüber demokratischen Verfahren. Doch auch Experten liegen manchmal daneben.
Derzeit pöbelt sich der 69-jährige Milliardär Donald Trump durch die US-amerikanischen Vorwahlen. Er fordert ein Einreiseverbot für Muslime, will einen Grenzwall zu Mexiko bauen und beleidigt Frauen mit sexistischen Aussagen. Political Correctness kann man ihm nicht vorwerfen. Trump stellt sich als „Macher“ außerhalb des politischen Establishments dar.
Experten charakterisieren den typischen Trump-Sympathisanten so: weiß, männlich, Globalisierungs-Verlierer bzw. fürchtet Verluste. Ähnliche Charakteristika weisen auch die Wähler der AfD auf. Bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt konnte Parteichefin Frauke Petry mit der Forderung, als Ultima Ratio auf Flüchtlinge zu schießen, rund ein Viertel der gültigen Stimmen erreichen.
Trump und die AfD sind das, was man gemeinhin unter „populistisch“ versteht. Der Begriff kommt vom lateinischen Populus, das Volk. Schon im alten Griechenland formulierte Platon Skepsis gegenüber der Herrschaft des „Pöbels“, die als Konsequenz der Demokratie drohe. Seine Alternative: Entscheidungen sollten besser von Philosophenkönigen getroffen werden – von einer kleinen politischen Elite.
Trotz aller Bekenntnisse zu Demokratie hadern auch einige Bildungsbürger hierzulande mit vermeintlich „falschen“ Entscheidungen des Volkes bzw. damit, dass sich PolitikerInnen an die öffentliche Meinung „anbiedern“. Expertenentscheidungen scheinen manchen dann die bessere Variante.
Doch auch Experten können irren. So meinte etwa der langjährige Chef der US-Notenbank Fed, Alan Greenspan, im Dezember 2000: „Sollten sich die Erwartungen erfüllen, sieht es gut aus für eine weitere Verbesserung der Kapitalausstattung und dauerhaftes Wachstum.“ Kurz darauf platzte die Dotcom-Blase und zahlreiche Unternehmen schossen astronomische Summen in den Wind. Ein anderes Beispiel: 1943 soll der ehemalige Chef von IBM, Thomas Watson, gemeint haben, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gäbe.
2005 veröffentliche der US-Autor James Surowiecki das Buch „Die Weisheit der Vielen“, in dem er aufzeigt, dass Gruppen bessere Entscheidungen treffen als einzelne. So führt er u. a. ein historisches Beispiel an, bei der die Besucher eines Jahrmarkts aufgefordert wurden, das Gewicht eines Bullen zu schätzen. Der Mittelwert der Schätzungen – die einzeln sehr stark auseinanderklafften – lag verblüffend nah am tatsächlichen Gewicht.
Letztlich hatte wohl der legendäre britische Premierminister Winston Churchill recht, als er meinte, dass die Demokratie die schlechteste Regierungsform sei, „mit Ausnahme all der anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert wurden."