Rund 23 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen werden jedes Jahr in Europa hergestellt – Ausgangsbasis dafür ist fast immer Erdöl.

Alternativen auf Basis nachwachsender Rohstoffe sind vorhanden. Zum Teil schon seit Längerem. Bereits seit über einem Jahrhundert ist beispielsweise Cellulosehydrat, das allgemein unter dem Namen Zellophan bekannt ist, im Einsatz. Ausgangsbasis für die Herstellung von Zellophan ist Holz, welches auch Basis für viele andere Produkte ist, wie zum Beispiel Zellulose für Papier und Lignin für Stoff. Ab den 1950er Jahren wurde dieser Pionierkunststoff allmählich von anderen – fossilen – Kunststoffen ersetzt, die für die jeweiligen Anwendungen marktgerechtere Eigenschaften aufweisen. Auch die Herstellungskosten für Cellophan sind höher als bei Plastik aus fossilen Kunststoffen. Heute gibt es eine Vielzahl von modernen Kunststoffen auf Basis von pflanzlicher Stärke oder Saccharose, sie weisen ein sehr breites Anwendungsspektrum auf und können mit jenen aus Erdöl bereits weitgehend mithalten – nur preislich noch nicht. Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen sind derzeit noch teurer als die fossile Konkurrenz. Wobei die Schwankungsbreiten über die unterschiedlichen Anwendungen erheblich sind.

Babylonische Sprachverwirrung

Der Begriff Biokunststoff oder Bio-Polymer wird unterschiedlich verwendet. Einerseits werden damit Kunststoffe bezeichnet, die auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt werden. Andererseits wird der Begriff auch für biologisch abbaubare Kunststoffe verwendet, die auf Erdölbasis hergestellt werden. Prinzipiell sind alle Kombinationen möglich: Kunststoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe können biologisch abbaubar sein oder nicht. Das gleiche gilt für fossile Kunststoffe. Das macht es letztlich für die Konsumenten nicht einfach. Beim Einkauf nicht und bei der Entsorgung auch nicht. Zumal auch zwischen kompostierbar und biologisch abbaubar unterschieden wird. Und dann innerhalb der kompostierbaren Materialien zwischen solchen, die sich für die industrielle Kompostierung eignen, und solchen, die auch für die Gartenkompostierung bei niedrigen Temperaturen geeignet sind. Um die Sache noch zu verkomplizieren gibt es auch unterschiedliche Normen für die biologische Abbaubarkeit im Boden und im Wasser. Nicht nur für Konsumenten, auch für automatische Sortieranlagen ist diese Differenzierung zu kompliziert. Da wird dann oft nicht-abbaubarer und abbaubarer Kunststoff gleichermaßen aussortiert.

Biobasierte Verpackungen als Teil einer Gesamtlösung

Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV schätzt den deutschen Markt für Lebensmittelverpackungen aus biobasierten Kunststoffen auf etwa 0,25 % des Gesamtmarkts (= Verbrauch) von Kunststofflebensmittelverpackungen. Für Österreich sind diesbezüglich keine Daten verfügbar. Die Vermutung liegt aber nahe, dass der Anteil nicht signifikant höher ausfällt. Luft nach oben ist da allemal. Viele Konsumenten sind bei Plastikverpackungen sensibilisiert. Bei einem Teil gibt es durchaus auch die Bereitschaft, für ökologisch verträgliche Alternativen etwas tiefer in die Geldbörse zu greifen. Dazu braucht es entsprechende Forschung – technisch und auch in Sachen Ökobilanzen. Bio-Kunststoffe sind kaum der alleinige Ausweg aus den Plastikmüll-Bergen. In Kombination mit Verpackungsvermeidung und Recycling können sie aber Teil einer Lösung sein.