Die EU strebt eine führende Rolle im Bereich der biobasierten Innovation an, mit dem Ziel, Versorgungssicherheit zu gewährleisten, grünes Wirtschaftswachstum zu fördern und Arbeitsplätze zu schaffen. Dabei müssen eine gerechte Transformation, die effektive Reduzierung von Treibhausgasemissionen – allem voran der schnelle und möglichst vollständige Ausstieg aus Erdöl, Erdgas und Kohle – und negativen Umweltauswirkungen sowie eine breite gesellschaftliche Teilhabe im Fokus stehen. Diese Vision soll durch nachhaltige Strategien und Maßnahmen zur Förderung der Bioökonomie verwirklicht werden.
Die Bioökonomie spielt eine zentrale Rolle in der Defossilisierung Europas und wird als einer der drei technischen Schlüsselbereiche – neben Kreislaufwirtschaft und CCUS (Carbon Capture, Utilization and Storage) – betrachtet. Durch die strategische Nutzung von Synergien zwischen diesen Bereichen soll jedes Unternehmen und jede Forschungseinrichtung in Europa die Möglichkeit erhalten, mindestens einen dieser Schlüssel aktiv zu nutzen.
Gleichzeitig soll die Bioökonomie eng mit anderen EU-Strategien, wie der neuen Vision für Landwirtschaft und Ernährung sowie dem Clean Industrial Deal, verknüpft werden. Dies umfasst die aktive Verknüpfung mit verschiedenen Industriesektoren wie Chemie, Bauwesen, Energie, Textil, Verpackung, Pharmazie, Tourismus, Digitalisierung und Infrastrukturpolitik, sowie die strategische Verwendung von Biomasse aus Renaturierungs- und Biodiversitätsflächen. Ziel ist es, sektorenübergreifende Pilotprojekte zu fördern und die Bioökonomie als integralen Bestandteil der europäischen wirtschaftlichen und ökologischen Transformation zu etablieren. Andere EU-Maßnahmen wie die Entwaldungsverordnung oder das Bodenüberwachungsgesetz sollen auf die Vereinbarkeit mit den Zielen der Bioökonomie überprüft werden.
Zur Umsetzung dieser Ziele werden konkrete Maßnahmen vorgeschlagen:
- Bekenntnis zur nachhaltigen Primärproduktbereitstellung
Nachhaltige Forstwirtschaft, nachhaltige Intensivierung, neue Gentechnik CRISPR verantwortungsvoll nutzen, Nutzung von Reststoffen und Nebenprodukten entlang der Wertschöpfungsketten, Zugang der Landwirtschaft zum Endkunden im Lebensmittel und Energiebereich.
- Ökosoziale Marktbedingungen sicherstellen
Durchleuchtung von Rahmenbedingungen die einen künstlichen Wettbewerbsnachteil für biobasierte Wirtschaftspozesse auf europäischer und nationaler Ebene verursachen. Klimakontraproduktive Subventionen und Förderungen abbauen (Beispiel: Energiesteuerbefreiung bei nichtenergetischer Verwendung fossiler Energieträger)
- Europaweites Biomasse- & Stoffstrommonitoring etablieren
Nachhaltige Biomassenutzung durch transparentes und digitales Monitoring-System, Rückverfolgbarkeit, Integration innovativer Technologien zur Datenverfügbarkeit und Vertrauensbildung
- Biobasierte Wirtschaft aktiv unterstützen
Genehmigungsverfahren beschleunigen, Bürokratie abbauen, Attraktivierung europäischer Forschungsstandorte, Etablierung von Reallaboren (Senkung der Abhängigkeit von Gasimporten)
- Risikobehaftete Abhängigkeiten identifizieren & Handelspartner diversifizieren
Rohstoffabhängigkeiten sichtbar machen und reduzieren, neue Partnerschaften und Handelsbeziehungen schließen.
- Etablierung Taskforce Ressourcennutzung
Um Konflikte zwischen der stofflichen und energetischen Nutzung von Ressourcen zu vermeiden, sollte eine optimale Allokation sichergestellt werden. Dabei muss der Fokus auf einer stofflichen Nutzung liegen, sofern diese ökonomisch und ökologisch sinnvoller ist. Die Taskforce Ressourcennutzung soll potenzielle Nutzungskonflikte adressieren.
- Defossilisierung der eigenen Produktion
Initiative zur Defossilisierung der Produktionsprozesse innerhalb der Bioökonomie, um sicherzustellen, dass die Bereitstellung biobasierter Ressourcen und Produkte nicht nur nachhaltig, sondern auch weitgehend treibhausgasneutral erfolgt.
- Regionale, kreislaufbasierte Wertschöpfungsketten & deren Vernetzung fördern
Regionale Verarbeitung und Wertschöpfung fördern, Transportwege verkürzen und geschlossene Kreisläufe in der Land- und Forstwirtschaft etablieren, um die Bioökonomie als Antriebskraft für den ländlichen Raum zu stärken.
- Nationale und europäische Forschung, Industrie und KMUs vernetzen
Aufbau neuer und Weiterentwicklung bestehender interdisziplinärer Plattformen zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Unternehmen und Start-ups, um Synergien zu nutzen und Innovationen zu beschleunigen.
- Bioökonomie als Hebel in der Entwicklungszusammenarbeit anerkennen
Biobasierte Wirtschaftsmodelle & Innovationen in der innereuropäischen und internationalen Entwicklungszusammenarbeit forcieren: Transfer von Know-How und Technologien; Fairness & Teilhabe sicherstellen.
- Reframing der Bewusstseinsbildung anstoßen
Überarbeitung der strategischen Bewusstseinsbildung der Bevölkerung: Bioökonomie nicht technokratisch, sondern lebensnah kommunizieren. Fokus auf handfestere Begriffe wie „Material“, „Produkt“, „Holz“, „Fossil“, „Klimaschutz“, „Wertstoff“, „Konsum“, etc.; visionäre Narrative im Umgang mit nachwachsenden Rohstoffen sollen entwickelt werden. Raus aus Kohle-, Erdgas und Erdöl.
- Bildung für Green Jobs unterstützen
Bildung, Qualifizierung und Fachkräftesicherung als strategisches Element verankern: „Bioacademy“ aufbauen; Green Jobs Umschulungen/Weiterbildungen fördern; Systemverständnis stärken