Seit 1968 schreibt das Ökosoziale Forum (bzw. seine Vorgängerorganisation, die Österreichische Gesellschaft für Land- und Forstwirtschaftspolitik) den Hans-Kudlich-Preis für besondere Verdienste um den ländlichen Raum aus. Mit dem Preis werden Menschen ausgezeichnet, die Herausragendes für den ländlichen Raum und für die Menschen, die dort leben, geleistet haben.

Besondere Leistungen für die Menschen im ländlichen Raum

Der Hans-Kudlich-Preis wird an Personen verliehen, die dazu beitragen, den ländlichen Raum lebenswert zu gestalten, indem sie

  • das Verständnis der Allgemeinheit für die Land-und Forstwirtschaft vertiefen und die Umsetzung der Ziele der Ökosozialen Marktwirtschaft unterstützen;
  • die harmonische Eingliederung der Land-und Forstwirtschaft in die allgemeine wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung fördern;
  • die Lebens-und Arbeitsbedingungen der in der Land-und Forstwirtschaft Tätigen verbessern, eine ökosozial ausgerichtete Land- und Forstwirtschaft fördern und die Lebensgrundlagen der Bevölkerung im ländlichen Raum absichern;
  • Handlungsperspektiven für einen verantwortlichen Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen aufzeigen;
  • als innovatives und inspirierendes Beispiel diese Ziele einer breiteren Öffentlichkeit vermitteln.

Geschichte des Hans-Kudlich-Preises

Der Hans-Kudlich-Preis wurde im Jahr 1968 vom damaligen Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft und Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Land- und Forstwirtschaftspolitik Karl Schleinzer und dem Geschäftsführer (und späteren Präsidenten) der Österreichischen Gesellschaft für Land- und Forstwirtschaftspolitik Ernst Brandstätter ins Leben gerufen. Mit dieser Auszeichnung wird dem historischen Antrag Hans Kudlichs zur Aufhebung der bäuerlichen Untertänigkeitsverhältnisse aus dem Revolutionsjahr 1848 gedacht.


Hans Kudlich

Hans Kudlich wurde 1823 in Úvalno (Lobenstein) in der heutigen Tschechischen Republik als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Er studierte Philosophie und Rechtswissenschaften an der Universität Wien. 1848 wurde Kudlich als Abgeordneter des österreichischen Reichtags, der ersten Volksvertretung nach der Märzrevolution 1848, (bestehend aus Vertretern der deutschsprachigen und slawischen Kronländer des österreichischen Kaiserreiches) gewählt.

Als jüngstes Mitglied des Reichstages stellte er am 24. Juli 1848 den historischen Antrag über die Aufhebung der bäuerlichen Untertänigkeitsverhältnisse samt aller daraus entsprungenen Rechte und Pflichten wie Robot und Zehent. Robot und Zehent waren charakteristische Merkmale eines feudalen Systems, die Bauern verpflichtete, den Grundherren Arbeitsleistungen (Robot) und Geldleistungen (Zehent) zur Verfügung zu stellen. Die Frondienste umfassten verschiedenste Tätigkeiten für eine festgelegte Zahl von Tagen pro Jahr bzw. je nach Arbeitsanfall. Der Zehent war eine rund zehnprozentige Steuer in Form von Geld oder Naturalien.

Dieser Antrag Kudlichs wurde in leicht abgewandelter Form am 31. August bzw. 1. September beschlossen und trat am 7. September 1848 als Grundentlastungspatent in Kraft. Nach dem Oktoberaufstand 1848 und der Auflösung des Reichstags flüchtete Kudlich über Deutschland in die Schweiz, wo er von 1849 bis 1853 Medizin studierte. In Abwesenheit wurde Hans Kudlich aufgrund seiner Teilnahme an den Aufständen zum Tode verurteilt. Daraufhin wanderte er in die USA aus, wo er als Arzt in Hoboken, New Jersey, tätig war. Er schloss sich der Antisklavereibewegung, sprach sich gegen den Antisemitismus aus und unterstütze die Wahl Abraham Lincolns zum US-Präsidenten. 1867  wurde Kudlich von Kaiser Franz Joseph begnadigt.

1917 starb Hans Kudlich im Alter von 94 Jahren und ging als „Befreier“ der österreichischen und europäischen Bauern in die Geschichte ein.

 

Ernst Bruckmüller bei seinem Festvortrag beim Hans-Kudlich-Preis

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