Die Welt rückt näher zusammen. Die immer stärkeren Verflechtungen betreffen so unterschiedliche Bereiche wie Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation, Arbeits- und Produktionsbedingungen. Die größten weltweiten Probleme unserer Zeit sind meist nur auf einer internationalen Ebene lösbar. Klimawandel, Umweltprobleme, sozialer Ausgleich und Migration in verschiedenen Regionen der Welt betreffen letztlich uns alle. Daher ist ein internationaler Ordnungsrahmen anzustreben, der Ausbeutung, Ungerechtigkeiten, Umweltverschmutzung und andere negative Praktiken nicht als Wettbewerbsvorteil belohnt. Dies macht auch den Aufbau entsprechender internationaler Governance-Strukturen nötig, wie sie beispielsweise durch die Europäische Union dargestellt werden. Solche Governance-Strukturen sind auch wesentlich für einen effektiven politischen Ausgleich zum Einfluss weltweit agierender internationaler Konzerne, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortungen entziehen, indem sie die eigenen Organisations-Strukturen danach ausrichten, dass sie kaum Steuern abführen.

Die Offenheit der Märkte hat vielen Menschen Wohlstand gebracht, aber gleichzeitig auch zu einer internationalen Arbeitsteilung beigetragen, die durch Warentransporte und höheren Ressourcen-Konsum den CO2-Ausstoß und andere Umweltbelastungen massiv erhöht – mit entsprechenden Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt.

Parallel zur Globalisierung gibt es gegenläufige Trends, die auf eine Abschottung in verschiedenen Bereichen abzielen: In der Handelspolitik werden beispielsweise durch Protektionismus die Waren und Dienstleistungen aus dem eigenen Land gegenüber Konkurrenten aus anderen Regionen bevorzugt. In der Kommunikation werden mit aufwändigen Mitteln gezielt Falschinformationen propagiert oder Inhalte aus anderen Ländern blockiert. Zum Teil aus wirtschaftlichen Motiven, indem beispielsweise die Preise im E-Commerce je nach Herkunftsland der Käuferinnen und Käufer unterschiedlich gestaltet werden. Andererseits auch aus ideologischen Motiven, indem Länder Internetseiten mit politisch unerwünschten Inhalten sperren.

Gleichzeitig wächst in Teilen der Bevölkerung die Sorge vor nachteiligen Veränderungen und der Wunsch, einzelne Aspekte der Internationalisierung zurückzunehmen. Diese Tendenzen werden in vielen Teilen der Welt von Populisten geschürt und instrumentalisiert, wobei die Unterscheidung zwischen „uns“ und den „anderen“ ein charakteristisches Merkmal darstellt, das auch die Akzeptanz weltweiter Lösungsansätze unterminiert.

Internationalität kann auch als eine Haltung begriffen werden, die für Weltoffenheit, Frieden, Respekt und Toleranz steht. Eine solche Haltung sollte durch die politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aktiv vorgelebt werden. Der Erwerb dieser Haltung durch junge Menschen sollte ein vordringliches Ziel des Bildungssystems sein. In einer solchen Grundhaltung stellt auch die Verwurzelung in der Region keinen Widerspruch dar, wenn sie als eine offene Haltung im unmittelbaren Lebensumfeld gelebt und in einem globalen Zusammenhang wahrgenommen wird.