Wintertagung 2024 verdeutlicht hohen Anpassungsdruck durch veränderte Rahmenbedingungen. Nur fairer Wettbewerb fördert Innovationen.
Die Landwirtschaft ist mit einer Vielzahl globaler Veränderungen konfrontiert. Kriege in und um Europa, die Teuerung, der Klimawandel sowie der Regulierungsdruck seitens der EU-Kommission – Bäuerinnen und Bauern stehen derzeit unter enormen Anpassungsdruck. Um diesem Anpassungsdruck zu begegnen, wettbewerbsfähig zu bleiben und auf Veränderungen reagieren zu können, braucht es ein klares gesellschaftliches Bekenntnis zur nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion und eine Stärkung der Innovationsbereitschaft der Bäuerinnen und Bauern.
Totschnig: Brauchen Antworten auf die zentralen Fragen
„Die ganze Welt befindet sich im Wandel, so auch unsere Landwirtschaft. Angesichts der globalen Herausforderungen müssen wir uns die Frage stellen, wie ein Gleichgewicht zwischen leistbaren Preisen, Versorgungssicherheit und Klimazielen gelingen kann. Für eine erfolgreiche Zukunft der Landwirtschaft und des ländlichen Raums braucht es eine Strategie. Deshalb habe ich die VISION 2028+, einen breit angelegten Strategieprozess über Parteigrenzen hinweg, initiiert. Denn wir brauchen Antworten auf die zentralen Fragen und ein klares Zukunftsbild, wohin die Reise geht!“, so Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig.
„Die ersten Ergebnisse unseres Strategieprozesses zeigen: Auch in einem sich rasant änderndem Weltmarkt bieten sich unseren bäuerlichen Familienbetrieben zahlreiche Chancen. Die größte Herausforderung ist jedoch, dass sich der Spielraum für den ‚Landwirt als Unternehmer‘ immer mehr einschränkt. Die größte Bedrohung dahingehend ist der Green Deal, der einen massiven Regulierungsdruck bringt. Deshalb fordere ich eine Kurskorrektur der EU-Politik! Denn der Green Deal bringt unsere Höfe an ihre Grenzen. Nur in einem fairen Wettbewerb ist Innovation möglich“, so Totschnig.
Herausfordernd für die Bäuerinnen und Bauern sind die sich laufend ändernden Vorgaben für die Produktion. Keine andere Branche sieht sich derart häufigen Änderungen der bürokratischen Vorgaben gegenüber. Dies gepaart mit einem öffentlichen Diskurs, der vor allem über, aber nicht mit den Bäuerinnen und Bauern geführt wird, führt zu Unsicherheiten.
Pernkopf: Wer A sagt, muss auch B sagen
„Die Veränderungsbereitschaft bei den Bäuerinnen und Bauern ist vorhanden. Eine wirtschaftliche Betriebsführung ist aber unter permanent unsicheren Rahmenbedingungen sehr schwierig. Wenn es einen gesellschaftlichen Konsens zu einer Ökologisierung der Agrarproduktion gibt, erwarte ich auch ein finanzielles Bekenntnis seitens der zukünftigen EU-Kommission,“ so Stephan Pernkopf, Präsident des Ökosozialen Forums, anlässlich der Eröffnung der 71. Wintertagung in Wien.
Wenn durch Beschlüsse im Europäischen Parlament, Anpassungen nötig werden, müssen die zusätzlichen Kosten auch abgegolten werden. „Beim Austausch von Heizsystemen gibt es ein klares Bekenntnis, politische Vorgaben auch konsequent finanziell zu unterstützen. Die gleiche Schlussfolgerung wünsche ich mir bei den Vorgaben im Landwirtschaftsbereich. Wer A sagt, muss auch B sagen,“ so Pernkopf.
Ökosoziale Agrarpolitik als Erfolgsrezept
„Die Ökosoziale Agrarpolitik ist seit Jahrzehnten das Leitbild der österreichischen Agrarpolitik. Der Ausgleich zwischen ökonomischen, sozialen und ökologischen Zielen ist ganz entscheidend für den Erfolg“, sind Pernkopf und Totschnig überzeugt.
Eine im Dezember erschiene Studie des renommierten Nature-Magazins stellt der österreichischen Landwirtschaft insgesamt ein hervorragendes Zeugnis aus. Auch wenn in Einzelbereichen weitere Schritte nötig sind, steht Österreich im internationalen Vergleich in Sachen Balance der Nachhaltigkeitsziele an vorderster Stelle der bewerteten Länder. „Wir sind nicht so schlecht wie manche meinen. Aber auch nicht so gut wie wir noch werden können,“ so Pernkopf. Dazu ist es nötig, dass hohe Umwelt- und Tierschutzstandards nicht zu einem Wettbewerbsnachteil werden. „Agrarprodukte dürften daher nur eingeführt werden, wenn sie entweder die gleichen Produktionsstandards erfüllen oder einem entsprechendem Grenzkostenausgleich unterworfen werden“, fordert der Präsident des Ökosozialen Forums.
71. Wintertagung: Wir leben Innovation aus Tradition!
Die Wintertagung des Ökosozialen Forums findet von 23. Jänner bis 1. Februar 2024 statt und widmet sich an elf Fachtagen in verschiedenen Orten Österreichs den aktuellen Fragen der Agrarbranche. Eine Teilnahme ist sowohl vor Ort als auch online möglich.
Detaillierte Informationen zur Wintertagung 2024 sowie zur Mediathek finden sich unter www.wintertagung.at
Bilder können hier heruntergeladen werden.
Rückfragen:
Martin Hosner
hosner@oekosozial.at