Landwirtschaftlicher Flächen

Das nachfolgende Factsheet hat zum Ziel, die jährlichen CO2-Emissionen sowie die jährliche CO2-Bindung Österreichs mit speziellem Fokus auf die Land- und Forstwirtschaft zu beschreiben. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen (in Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) von 1990 bis 2010 nach Sektoren.

Abbildung 1 – Treibhausgas-Emissionen inklusive Kohlenstoffsenken 1990-2010 (APCC, 2014 nach Anderl et al., 2012)

Alle Werte über der Nulllinie stellen Emissionen dar. Die Land- und Forstwirtschaft ist dabei hellblau gekennzeichnet. Unter der Nulllinie kann der negative ‚Ausstoß‘ bzw. die Bindung von CO2 durch Kohlenstoff-Senken abgelesen werden. Vergleicht man die CO2-Emissionen Österreichs über alle Sektoren hinweg mit der gesamten CO2-Bindung in Österreich, wird klar ersichtlich, dass zu jedem Zeitpunkt mehr ausgestoßen als gebunden wird/wurde.

CO2 Bindung durch die Landwirtschaft

Neben der Forstwirtschaft ist die Landwirtschaft der einzige Sektor, welcher durch seine Tätigkeit mehr CO2 in Rohstoffen bindet als er selbst ausstößt: Das Flussdiagramm (ANNEX 1) zeigt, dass entsprechende CO2-Emissionen erst in nachgelagerten Schritten – im Rahmen der weitern Nutzung der landwirtschaftlichenn Rohstoffe – in anderen Sektoren und Bereichen (Lebensmittelindustrie und -handel, div. Industrie und Warenproduktion, Biokraftstoffe) anfallen.

Im Jahr 2011 wurden 15,9 Mio. t pflanzliche Biomasse (Trockensubstanz) in Österreich (durch Photosynthese) von der Landwirtschaft produziert (Österreichischer Biomasse-Verband, 2019; siehe auch grüne Positionen in ANNEX 1. Biomasse besteht zu etwa 46% aus Kohlenstoff. Im Zuge des Pflanzenwachstums (der Photosynthese) werden 3,67 t Kohlenstoffdioxid zu 1 t Kohlenstoff umgewandelt. Multipliziert man den oben angegebenen Wert mit den angeführten Faktoren 0,46 und 3,67, wird deutlich, dass 26,8 Mio. t CO2 in den oben genannten 15,9 Mio. t pflanzlicher Biomasse durch die Landwirtschaft gebunden werden (Sinabell, WIFO). Der 2011 beobachtete Wert der Biomasseerzeugung der Landwirtschaft ist repräsentativ, wird aber wegen Ertragsschwankungen nicht jedes Jahr erreicht.

Die Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft betrugen 2017 hingegen 8,2 Mio. t CO2-Äquivalente (Tabelle 2; Umweltbundesamt, 2019). Dabei sind die Emissionen aus der Tierhaltung (etwa durch die Verdauung der Wiederkäuer) schon berücksichtigt.

Die Landwirtschaft bindet mit annähernd 26 Mio. t CO2-Äquivalenten pro Jahr also etwa das Dreifache ihrer Emissionen in der Höhe von 8,2 Mio. t CO2-Äquivalente, um Rohstoffe und vor allem Nahrungsmittel zu produzieren.

Funktion der Land- und Forstwirtschaft als Kohlenstoffsenke wird geschwächt

Ein detaillierter Blick auf die THG-Emissionen der Landwirtschaft und Forstwirtschaft von 1990 bis 2017 zeigt folgendes Bild

Tabelle 1 - THG-Emissionen der Land- und Forstwirtschaft (eigene Darstellung, nach Umweltbundesamt, 2019a)

Fasst man die Sektoren Landwirtschaft und LULUCF zusammen zur „Land- und Forstwirtschaft“ (siehe gelb unterlegte Spalte), lassen sich folgende Aussagen treffen:

  • Von 1990 bis 2017 hat die Land- und Forstwirtschaft insgesamt 71 Mio. t CO2-Äquivalente mehr aufgenommen als ausgestoßen.
  • Von 1998 bis 2017 hat die Land- und Forstwirtschaft insgesamt 26,6 Mio. t CO2-Äquivalente mehr aufgenommen als ausgestoßen.

Die Land- und Forstwirtschaft trägt damit massiv zur Lösung der Klimakrise bei. Bei Betrachtung der Entwicklung der letzten 10 Jahre (2009-2019) wird jedoch sichtbar, dass Klimawandelphänomene wie Dürren, Hochwasserereignisse und Schädlingskatastrophen die essentielle Rolle der Land- und Forstwirtschaft im Klimaschutz bedrohen.

Vorreiterinnenrolle der Landwirtschaft in der Verminderung ihrer Emissionen

Die Landwirtschaft nimmt jedoch nicht nur aufgrund ihrer essentiellen Leistungen in der CO2-Bindung, sondern auch in der Verminderung ihrer CO2-Emissionen eine Vorreiterinnenrolle ein: Von 1990 bis 2017 verzeichnen wir beispielsweise einen Emissions-Rückgang im Energieeinsatz in der Landwirtschaft von 437.000 t CO2-Äquivalenten (– 31,9 %) (siehe Tabelle 2). Zum Vergleich: Andere Sektoren verzeichnen einen Anstieg ihres CO2-Ausstoßes. Der Verkehrssektor hat beispielsweise einen Anstieg des CO2-Ausstoßes von 10,2 Mio. t CO2-Äquivalenten von 1990 bis 2018 zu verzeichnen (Abbildung 2). Der Emissionstrend in der Landwirtschaft zeigt weiter abwärts, so sind von 2017 bis 2018 die Treibhausgas Emissionen um 1,2% gesunken (Umweltbundesamt, 2020).

Tabelle 2 - Entwicklung und Status der THG Emissionen in der Landwirtschaft in 1.000 t CO2-Äquivalent (Umweltbundesamt, 2019, 2019a)

Abbildung 2 - Sektoraler Blick auf Treibhausgasemissionen (Umweltbundesamt, 2020)

Literatur und Quellen

APCC (2014): Österreichischer Sachstandsbericht Klimawandel 2014 (AAR14). Austrian Panel on Climate Change (APCC), Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, Österreich, 1096 Seiten. ISBN 978-3-7001-7699-2

Statistik Austria (2019): Bruttoinlandsprodukt nach Wirtschaftssektoren, laufende Preise. Verfügbar hier. Abgerufen am: 14.01.2020

Umweltbundesamt (2020): Treibhausgas-Bilanz 2018 – Daten, Trends & Ausblick. Verfügbar hier. Abgerufen am: 04.02.2020

Umweltbundesamt (2019): Klimaschutzbericht 2019 – Analyse der Treibhausgas-Emissionen bis 2017. Reports, Band 0702. Wien, Österreich . 186 Seiten. ISBN 978-3-99004-522-0

Umweltbundesamt (2019a): Austria´s National Inventory Report 2019. Reports, Band 0677. Wien, Österreich. 809 Seiten. ISBN: 978-3-99004-496-4

Österreichischer Biomasse-Verband (2019): Bioenergie Atlas Österreich 2019. 2. Auflage. Wien, Österreich. 175 Seiten. ISBN 978-3-9504380-3-1

ANNEX 1: Flussdiagramm

Abbildung 3 - Biomasseflüsse in Österreich 2011 (Österreichischer Biomasse-Verband, 2019)

Factsheet "CO2-Bilanzierung der Land- und Forstwirtschaft in Österreich" hier downloaden