2018 lebten 55 % der Weltbevölkerung in städtischen Räumen. 1950 waren es nur 30 % und bis 2050 – so die Prognose – werden 68 Prozent der Weltbevölkerung städtisch sein. Mehr als die Hälfte der StadtbewohnerInnen der Welt wohnen in Siedlungen mit weniger als 500.000 EinwohnerInnen, während etwa jede/r Achte in den 33 Megastädten mit mehr als 10 Millionen EinwohnerInnen lebt (UN 2019, S.1).
Für Europa weist die UN einen städtischen Bevölkerungsanteil von 74 % aus, der bis 2050 auf 84 % anwachsen soll. Österreich liegt mit einem Anteil von aktuelle 58 % und 2050 mit erwarteten 71 % unter dem europäischen Durchschnitt (UN 2019, S.24f). Die Europäische Union macht für statistische Stadt-Land-Typologie eine dreiteilige Kategorisierung und unterscheidet zwischen überwiegend städtisch, intermediär und überwiegend ländlich. Im Jahr 2018 lebten 39,3 % der europäischen Bevölkerung in städtischen Gebieten, 31,6 % in intermediären Regionen und 29,1 % in überwiegend ländlichen Räumen (EUROSTAT 2020).
Stadt und Land in Österreich
Für Österreich unterteilt die Statistik Austria Stadt-Land in vier Hauptklassen: Urbane Zentren (Stadtregionen), Regionale Zentren, Ländlicher Raum im Umland von Zentren (Außenzone) und Ländlicher Raum. Diese Hauptklassen werden einerseits anhand der Einwohnerzahl (Urbane Zentren) sowie anhand der Erreichbarkeit von urbanen und regionalen Zentren in zentral, intermediär sowie peripher in insgesamt elf Klassen unterteilt. Als zusätzliches Kriterium wird die Bedeutung des Tourismus für alle Gemeinden ausgewertet und jene Gemeinden mit überdurchschnittlichem Tourismus gesondert ausgewiesen (Statistik Austria, 2022a). Daraus ergibt sich die Klassifizierung wie in Abbildung 1 ausgewiesen.
Abbildung 1: URBAN-RURAL-TYPOLOGIE INKL. TOURISMUS NACH GEMEINDEN
Quelle: Statistik Austria 2022a: Gliederungen nach städtischen und ländlichen Gebieten
https://www.statistik.at/web_de/klassifikationen/regionale_gliederungen/stadt_land/index.html [5.4.2022]
Seit einigen Jahren zeigt die Binnenwanderungsentwicklung in Österreich einen Trend zur Suburbanisierung, also den verstärkten Zuzug ins Stadtumland. Während es die Altersgruppe von 18 bis 26 Jahren in die Stadtzentren zieht, siedeln sich die anderen Altersgruppen eher im Umland an. Die Binnenwanderungsbilanz für das Jahr 2020 ist in Abbildung 2 dargestellt. Die Auswirkungen der Pandemie auf das Siedlungsverhalten lassen sich in den Daten noch nicht nachvollziehen (Statistik Austria, 2022b).
Abbildung 2: BINNENWANDERUNG 2020 NACH POLITISCHEN BEZIRKEN
Quelle: Statistik Austria (2022): Binnenwanderungen. https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bevoelkerung/wanderungen/wanderungen_innerhalb_oesterreichs_binnenwanderungen/index.html [6.4.2022]
Im Unterschied zur Binnenwanderung findet der Zuzug aus dem Ausland vor allem in die Städte und Stadtregionen Stadt und trägt insgesamt zur steigenden Bevölkerung in Österreich bei. (Statistik Austria, 2022c).
Trend Mulitlokalität
Tatsächlich findet das Leben von Menschen nicht in einem einzigen Raumtyp – wie immer die Typologie auch gemacht wird – statt. Mit dem Begriff Multilokalität wird ein Leben an mehreren Orten beschrieben und tritt dann auf, wenn Menschen die Vorteile unterschiedlicher Orte miteinander verknüpfen. Seit etwa 30 Jahren ist Multilokalität zunehmend ein Massenphänomen unserer Gesellschaft. Bisher wurde dieser Lebensstil vor allem der jungen Generation zugeschrieben, die für Aus-, Weiterbildung oder berufliche Zwecke neben dem Hauptwohnsitz noch eine oder mehrere zusätzliche Unterkünfte nutzt; aber auch bei Älteren, die es sich leisten können, mehrere Wohnsitze zu unterhalten (Amt der Oö. Landesregierung, 2019, S. 4).
Das Phänomen der Multilokalität steht in enger Verbindung mit den großen Megatrends unserer Zeit: Die Individualisierung eröffnet Freiräume für die persönliche Lebensgestaltung. Die Digitalisierung ermöglicht – durch die Pandemie verstärkt – neue Formen des ortsungebundenen Arbeitens. Peter Weichhart schätzt die Zahl multilokal lebender Menschen in Österreich auf etwa 1,2 Millionen. Den höchsten Anteil an Nebenwohnsitzen gibt es mit über 20 % in Wien, Niederösterreich und im Burgenland. In Oberösterreich pendelt sich dieser Wert im überwiegenden Teil des Landes bei 5-10 % ein, nur der des Salzkammerguts liegt deutlich darüber. Auch in den Tourismusgebieten in Salzburg, Tirol und Kärnten übersteigt der Anteil der Nebenwohnsitze die 20 %-Marke zum Teil erheblich (Amt der Oö. Landesregierung, 2019, S. 4-8).
Literatur und Quellen
Amt der Oö. Landesregierung (2019): Leben an mehreren Orten Multilokalität als Chance für Stadt und Land, https://www.ooe-zukunftsakademie.at/Mediendateien/Trendreport_Multilokalitaet_Endversion.pdf [5.4.2022]
EUROSTAT (2020): Urban and rural living in the EU, https://ec.europa.eu/eurostat/web/products-eurostat-news/-/edn-20200207-1 [6.4.2022]
Statistik Austria (2022a): Gliederungen nach städtischen und ländlichen Gebieten https://www.statistik.at/web_de/klassifikationen/regionale_gliederungen/stadt_land/index.html [5.4.2022]
Statistik Austria (2022b): Binnenwanderungen. https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bevoelkerung/wanderungen/wanderungen_innerhalb_oesterreichs_binnenwanderungen/index.html [6.4.2022]
Statistik Austria (2022c): Wanderungen mit dem Ausland (Außenwanderungen) https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bevoelkerung/wanderungen/wanderungen_mit_dem_ausland_aussenwanderungen/index.html [6.4.2022]
United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Population Division (2019). World Urbanization Prospects 2018: Highlights, https://population.un.org/wup/Publications/Files/WUP2018-Highlights.pdf [5.4.2022]