Durchschnittlich leisten die Menschen in Österreich laut Statistik Austria 30 Arbeitsstunden pro Woche. Gemessen an der gesetzlichen Normalarbeitszeit von 40 Stunden (bzw. der verkürzten Normalarbeitszeit von 38,5 Stunden, die in vielen Kollektiverträgen vorgesehen ist), wäre hier noch Luft nach oben. Vielleicht hätte dann auch der Installateur oder die Zahnärztin einen früheren Termin frei.
Arbeit ist nicht nur das, was bezahlt wird. Gearbeitet wird selbstverständlich mehr. Die 30 Stunden beziehen sich auf Erwerbsarbeit durch Personen, die Erwerbsarbeit leisten. Wäschewaschen, Kochen und die Kinder in den Kindergarten bringen, muss auch irgendwer machen. Das macht nicht nur Spaß – häufig machen berufliche Tätigkeiten mehr Spaß als der Arztbesuch mit dem Opa. Wenn darüber diskutiert wird, wie vor allem Frauen dazu gebracht werden könnten, mehr zu arbeiten, fällt als erstes Stichwort bessere „Kinderbetreuung“. Das stimmt schon, doch nur zu einem bestimmten Grad. Sonst müssten die Regionen in Österreich, in denen es eine gute flächendeckende ganztägige und ganzjährige Kinderbetreuung gibt, die höchsten Frauenerwerbsbeteiligungen aufweisen. Tun sie aber nicht. Außerdem, wer hat gesagt, dass Kinderbetreuung Männer nichts angeht? Tatsächlich arbeiten Männer nach der Geburt ihrer Kinder statistisch mehr als zuvor.
Wir werden also gleichzeitig über die Aufteilung von Hausarbeit und Betreuungspflichten reden müssen. Über die unterschiedlichen Pensionseinkommen von Frauen und Männern, die für Frauen mit langen Teilzeitphasen später im Trennungsfall ein Armutsrisiko darstellen können. Über die Berufswahl von jungen Menschen, die viel zu oft Geschlechterklischees unterliegt. Über Rollenbilder in unserer Gesellschaft und in unseren eigenen Köpfen.
Theoretische Versprechungen, mit weniger Arbeit die gleichen gesellschaftlichen Leistungen zu erhalten, sehen auf den ersten Blick betrachtet für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vielleicht gut aus. Unterbesetzte Ambulanzen, leere Regale und keine helfenden Hände auf der Baustelle oder im Kindergarten und Pflegeheim wären dabei aber praktische Konsequenz.