Die fehlenden Qualifikationen der Arbeitskräfte sind weltweit eines der größten Hemmnisse für die grüne Transformation.
Bis zum Jahr 2040 soll Österreich klimaneutral sein. Das bedeutet, dass in Wirtschaft und Gesellschaft kein Stein auf dem anderen bleiben kann. Wir müssen anders heizen, uns anders fortbewegen, Waren anders produzieren und Güter anders transportieren sowie unsere Konsum- und Lebensgewohnheiten ändern. Daraus folgt zwangsläufig, dass sich auf dem Arbeitsmarkt vieles ändern wird. Oder zumindest ändern müsste. Die OECD warnt, dass der aktuelle Mangel an „green skills“ der Arbeitskräfte, also Qualifikationen für die Klimawende, letztlich die Erreichung der Klimaziele gefährden könnte.
Der Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, bei denen mindestens zehn Prozent der Aufgaben direkt zur nachhaltigen Entwicklung beitragen, ist in den letzten zehn Jahren in 30 von der OECD untersuchten Ländern nur um 2 Prozentpunkte gestiegen – im Schnitt von 16 Prozent im Jahr 2011 auf 18 Prozent im Jahr 2021, wobei es zwischen den Ländern und auch innerhalb der Länder erhebliche Unterschiede gibt. Zu den Vorreitern zählen zum Beispiel Luxemburg und die baltischen Staaten, bei denen mehr als ein Viertel aller Jobs grüne Aufgaben beinhalten. Österreich befindet sich hier an der 20. Stelle der 30 analysierten Länder, wobei Ostösterreich geringfügig besser abschneidet als der westliche Teil der Republik.
Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in grünen Berufen sind verhältnismäßig besser qualifiziert, mehr als die Hälfte hat eine Hochschulausbildung abgeschlossen, verglichen mit etwa einem Drittel in nicht-grünen Berufen. Arbeitsplätze mit grünen Aufgaben werden in der Regel um bis zu 20 Prozent besser bezahlt. Im Gegensatz dazu besteht für Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau und in Berufen mit mittlerer Qualifikation ein höheres Risiko der Verdrängung durch den grünen Wandel. Darüber hinaus hat die grüne Transformation auch eine starke geschlechtsspezifische Komponente: Frauen sind mit einem Anteil von weniger als einem Drittel unterrepräsentiert (andererseits werden Männer stärker vom Wegfall umweltschädlicher Arbeitsplätze betroffen sein).
Ohne politische Maßnahmen kann der grüne Wandel erhebliche unerwünschte Verteilungseffekte haben, warnt die OECD. Dies muss in den politischen Begleitmaßnahmen zur grünen Wende berücksichtigt werden. Qualifizierung und Weiterbildung der Arbeitskräfte sind Gebote der Stunde. Auch braucht es gezielte Unterstützung für von Verdrängung bedrohte Arbeitnehmerinnen und Unterstützung der Unternehmen bei der Schaffung neuer grüner Arbeitsplätze. Alles andere gefährdet nicht nur einen gerechten Übergang, sondern auch das Projekt Klimaneutralität selbst.