Sie sorgen für Hygiene und bessere Haltbarkeit, sie erleichtern den Transport, sie informieren über Inhaltsstoffe und Füllmengen, sindhäufig ansprechend gestaltet und letztlich nur noch Müll: Verpackungen. In den österreichischen Haushalten fallen pro Kopf rund 160 Kilogramm Verpackungsabfälle im Jahr an. Damit liegen wir – wenn auch mit Abstand – hinter Luxemburg und Deutschland andritter Stelle unter den Ländern in Europa mit dem meisten Verpackungsmüll.
Von den insgesamt 1,38 Millionen Tonnen Verpackungsabfällen, die in Österreich im Jahr anfallen, machen Papier, Pappe und Kartonagen den größten Anteil aus. Dahinter folgen Kunststoff und Glas. Geringer sind die Mengen bei Holz und Metall. 95 Prozent dieser Müllmenge werden „verwertet“. Nach europäischer Definition bedeutet dies, dass der Abfall eine – wie auch immer geartete sinnvolle – Funktion erfüllt. Und sei es auch nur durch Verbrennung zur Wärmeerzeugung. Die Europäische Union hat sich bereits 2008 in der Abfallrahmenrichtlinie zu einer klaren Prioritätenfolge bekannt: Ganz oben steht die Vermeidung – der beste Abfall ist also jener, der erst gar nicht anfällt. Danach steht die Vorbereitung zur Wiederverwertung, gefolgt vom Recycling – also der stofflichen Verwertung. Zum Schluss stehen andere Verwertungen – wie auch die energetische, die immer noch ein wenig besser als die schlichte „Beseitigung“ ist. Je weiter unten eine Behandlung in der Abfall-Hierarchie angesiedelt ist, umso mehr Wert geht auch verloren. Dass Abfall auch ein Wertstoff sein kann, ist ein Grundgedanke der Kreislaufwirtschaft. Das im Mai 2018 verabschiedete Kreislaufwirtschaftspaket der EU verpflichtet die Mitgliedsstaaten, statt auf Deponierung und Verbrennung künftig stärker auf Vermeidung, Wiederverwendung und Recycling zu setzen. Bis 2025 sollen 65 Prozent der Verpackungsabfälle recycelt werden. Österreich erfüllt diesen Wert heute schon (wie die EU als Ganzes auch) – insgesamt, über alle Materialien. Doch bei Kunststoff hinkt Österreich massiv hinter der Zielvorgabe hinterher – in fünf Jahren soll eine Quote von 50 Prozent erreicht werden. Heute werden nur rund 33 Prozent der Plastikverpackungen
dem Recycling zugeführt (damit liegen wir im unteren Drittel aller EU-Mitgliedsländer).
Sorgenkind Kunststoff
Europa erzeugt 58 Millionen Tonnen Plastik im Jahr – 40 Prozent davon für Verpackungen. Plastikverpackungen haben unschlagbare Vorteile. Sie sind sehr flexibel einsetzbar, halten Waren länger frisch und das unter hygienischen Bedingungen. Plastikverpackungen sind verhältnismäßig leicht, lange haltbar und billig. Das geringe Gewicht und die unzähligen Formen und Eigenschaften helfen, Emissionen im Transport zu sparen. Die Möglichkeit steriler Verpackungen verhindert die Ausbreitung von Keimen und schützt damit die Gesundheit. Auf der Gegenseite steht der Umstand, dass das Ausgangsmaterial für die meisten Kunststoffe Erdöl ist. Bis 2050 könnten – wenn sich der Trend zu immer mehr Plastik fortsetzt – 20 Prozent des Erdölbedarfs für die Herstellung von Kunststoffen aufgewendet werden. Mit den entsprechenden Treibhausgas- emissionen: Jahr für Jahr werden durch Produktion und Verbrennung von Plastik weltweit rund 400 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen. Das verbesserte Plastikrecycling hat daher eine hohe Priorität.
Qualität und Preis der recycelten Produkte verglichen mit fabriksneuen Waren sind dabei derzeit noch nicht konkurrenzfähig. Da Kunststoffe leicht an die funktionellen und ästhetischen Anforderungen jedes Herstellers angepasst
werden können, erschwert die Vielfalt an Rohmaterialien zusätzlich den Recyclingprozess. Die Nachfrage nach recycelten Kunststoffen macht aktuell nur sechs Prozent des Kunststoffbedarfs in Europa aus. Hinzu kommt, dass Kunststoffe sich meist aus verschiedenen Ausgangsstoffen (und zum Teil schädlichen Additiven) zusammensetzen. Das macht das Recycling nicht einfacher. Ist dabei doch Sortenreinheit ein entscheidendes Kriterium. Bei der Verarbeitung von Kunststoffabfällen kommt es damit häufig zu einem Zielkonflikt zwischen Ressourcenschonung und der Vermeidung von Schadstoffverschleppungen. Die Hälfte des für das Recycling gesammelten Kunststoffs wird heute zur Weiterverarbeitung in Länder außerhalb der EU exportiert. Das hängt mit mangelnden Kapazitäten, Technologien oder finanziellen Ressourcen zusammen. In der Vergangenheit wurde ein erheblicher Anteil des weltweiten Plastikmülls nach China gebracht. Mit Jahresbeginn 2018 hat die Volksrepublik dem einen Riegel vorgeschoben, indem ein Einfuhrverbot für Kunststoffabfälle verhängt wurde.
