Die Kreislaufwirtschaft ist eine vielversprechende Möglichkeit, die Herstellung unserer Lebensmittel auf nicht fossile Beine zu stellen.
Der Lebensmitteleinkauf der Österreicherinnen und Österreicher hat sich im Vergleich zum Vorjahr merklich verteuert. Laut Statistik Austria musste im April durchschnittlich um 8,4 % mehr für den Lebensmitteleinkauf ausgegeben werden als noch ein Jahr zuvor. Brot verteuerte sich um 8,2 %, Butter schlug sogar mit einem Plus von 25,7 % zu Buche. Die explodierenden Dünger- und Energiepreise sind an der Supermarktkassa angekommen und führen uns unsere Abhängigkeit von importierten, fossilen Produktionsmitteln vor Augen.
Es ist daher höchste Zeit, diese Abhängigkeiten zu entkoppeln und nachhaltige Lösungen zu finden, die die Versorgung sichern, diese auch langfristig krisenfest machen und gleichzeitig verträglich für Klima und Biodiversität sind. Wie dies gelingen kann, war Thema bei der agrar- und forstwissenschaftlichen Konferenz des Ökosozialen Forums Anfang Mai. Über hundert Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis diskutierten über die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft bzw. einer kreislaufbasierten Lebensmittelproduktion. In einer Kreislaufwirtschaft werden Abfälle zu wertvollen Ausgangsstoffen für andere Anwendungen. Koppel- und Nebenprodukte aus Produktion, Verarbeitung und Konsum von Lebensmitteln werden entweder weiterverwendet – beispielsweise als Futtermittel – oder wieder in die Produktion zurückgeführt. Ziel dabei ist es, die Ressourcen entlang des gesamten Produktions- und Verarbeitungsnetzwerks so effizient wie möglich zu nützen und somit den bestmöglichen Output an Lebensmitteln zu erzielen. Stoffe, die nicht mehr weiterverarbeitet werden können, sollen im letzten Schritt zur Energiegewinnung verwendet werden.
Der Professor für Tierernährung Wilhelm Windisch von der TU München und Vorsitzender des agrar- und forstwissenschaftlichen Beirats des Ökosozialen Forums brachte den neuen Denkansatz auf den Punkt, der für die Kreislaufwirtschaft nötig ist: Denken wir in der Kategorie Biomasse – essbare und nicht essbare – und wie wir die darin enthaltenen Nährstoffe bestmöglich für den Menschen nutzbar machen. Dieser systemische Ansatz beinhaltet auch ein Plädoyer für eine nachhaltige Nutztierhaltung, weil nur sie Gras in verwertbare Biomasse umwandeln können. Noch effizienter wird dieses System durch die Nutzung von Synergien, wenn also spezialisierte Einzelbetriebe zusammenarbeiten. Denn Kreislaufwirtschaft heißt nicht, dass jeder Betrieb komplett auf sich gestellt sein muss, sondern dass auf dem derzeitigen Stand der Wissenschaft und der technischen Machbarkeit verantwortungsbewusst für Mensch und Umwelt das Beste aus den vorhandenen Ressourcen herausgeholt wird. Nur so können wir die Abhängigkeit der Lebensversorgung von fossilem Dünger und fossiler Energie auflösen, und somit deren Krisenfestigkeit gewährleisten.