Auf der Pariser Terminbörse MATIF lag der Schlusspreis für Weizen am 31. Mai bei 392 Euro pro Tonne. Ein Jahr zuvor notierte die Tonne bei 200 Euro. Auch Mais, Gerste und Ölsaaten haben sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine um 40 bis 50 Prozent verteuert. Die Ukraine produzierte 2020 laut FAO 25 Millionen Tonnen Weizen, das sind 3,3 Prozent der weltweiten Produktion. Auch wenn die aktuelle Produktions-Prognose der FAO im weltweiten Maßstab derzeit mit keinen Verlusten gegenüber der Vorjahresernte rechnet und kurzfristige Ankündigungen von Exporten über russisch besetzte Schwarzmeerhäfen die Preisrallye leicht gedämpft haben, bleiben massive Unsicherheiten; vor allem für Nordafrika. 

Ägyptens Weizen-Importe liegen laut FAO aktuell bei 13 Millionen Tonnen, sieben Prozent über den Importen der vergangenen Periode. Die drei bedeutendsten Ursprungsländer sind Russland, die Ukraine und Rumänien. Auch wenn es derzeit danach aussieht, dass die ausfallenden Mengen anderswo aufgetrieben werden können, sind die Preissteigerungen gerade für Länder mit hoher Importabhängigkeit ein großes Problem. Und natürlich sind die armen Bevölkerungsgruppen am stärksten betroffen. In Ägypten leben über 100 Millionen Einwohner und davon – so die offiziellen Schätzungen – etwa ein Drittel in extremer Armut. Nachdem die Brotpreise bereits um über 50 Prozent gestiegen waren, musste die Regierung die Preise fixieren. Selbst wenn es mengenmäßig zu keinen Engpässen im weltweiten Getreideangebot kommen sollte – was auch unter Experten keineswegs als sicher gilt –, so könnte allein durch die Preissteigerungen die Versorgung gefährdet sein. Zumindest für die Ärmsten der Armen tickt die Uhr. Lösungen und Solidarität sind dringend gefragt, sonst müssten zu den Kriegstoten in der Ukraine auch jene in anderen Regionen der Welt hinzugezählt werden.