Verpackung aus Algen, Kosmetika aus Abfällen der Papierindustrie – geht alles schon und ist Teil eines ebenso faszinierenden wie aufstrebenden Wirtschaftsmodells.. 

Die Bioökonomie verbindet ökologisches Denken mit wirtschaftlichem Handeln. Sie zielt darauf ab, Umwelt- und Klimaschutz mit einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft zu vereinen, indem fossile Rohstoffe nach und nach durch erneuerbare Materialien und Energieträger ersetzt werden. Und das mit Erfolg.

Bereits heute erwirtschaftet der österreichische Bioökonomiesektor mit über 35.000 Unternehmen und mehr als 400.000 Beschäftigten einen Jahresumsatz von rund 180 Milliarden Euro. Sie trägt rund 812 Milliarden Euro zum heimischen Bruttoinlandsprodukt bei – das sind rund acht Prozent. Bioökonomie ist damit auf Augenhöhe mit der Autoindustrie.

Europa war lange Zeit führend im Bereich Bioökonomie. Angesichts wachsender Konkurrenz aus den USA und China, droht Europa aber ins Hintertreffen zu gelangen, warnte Cornelia Frentz, Director Governance and Sustainable Investing des European Circular Bioeconomy Fund beim Bioeconomy Austria Summit im November in Wien. Mit der neuen, Ende November veröffentlichten Bioökonomie-Strategie will die EU-Kommission gezielt gegensteuern und durch die Sicherung einer nachhaltigen Nutzung von Biomasse die Wettbewerbsfähigkeit stärken sowie die Widerstandskraft der europäischen Wirtschaft erhöhen. Die EU-Bioökonomiestrategie zielt darauf ab, dieses Potenzial zu erschließen, indem Innovationen und Investitionen ausgeweitet und Leitmärkte für biobasierte Materialien und Technologien entwickelt werden.

Das bedeutet auch Chancen für Innovationen aus Österreich und die Produkte, die in diesem Bereich entwickelt werden. So werden etwa Wasserpflanzen aus der Donau, die im Sommer zur Sicherung der Wasserqualität regelmäßig gemäht werden müssen, als biogener Rohstoff genutzt – zum Beispiel für die Herstellung nachhaltiger Verpackungsmaterialien. Auch in der Kosmetikindustrie gewinnen biobasierte Stoffe an Bedeutung: Ein Forschungsprojekt der Universität Graz entwickelt auf Basis industriell verfügbarer, erneuerbarer Rohstoffe leistungsstarke Tenside, die später in Körperpflege, Reinigungsmitteln oder Kosmetika Anwendung finden.

Ein weiteres Beispiel, mit dem die meisten von uns wahrscheinlich sogar täglich in Berührung kommen, ist Viskose. Aus Holz entsteht dabei eine Textilfaser, die fossile Rohstoffe wie Polyester ersetzt. Solche Anwendungen zeigen, wie alltagsnah und zukunftsweisend Bioökonomie sein kann. Sie macht deutlich, dass der Wandel zu nachhaltigen Materialien längst begonnen hat – und dass wir ihn mit jedem Produkt, das wir nutzen, aktiv mitgestalten können. Jetzt muss nur noch der emotionale Funke überspringen, um solche Anwendungen in die Breite zu bringen.