Computer, Apps und die Vernetzung über soziale Medien und Messenger-Dienste sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Dem praktischen Nutzen dieser Anwendungen stehen eine tiefe Skepsis, Angst vor Manipulation und mangelndes Vertrauen jenen gegenüber, denen wir unsere Daten überlassen.
„Internet ist nur ein Hype.“ Das geht vorbei. Dies soll Microsoft-Mitgründer Bill Gates 1993 gesagt haben. Mittlerweile sind reichlich Wasser die Donau und unzählige Impulse durch unsere Glasfaserkabeln geflossen. Und es wurde deutlich: Mit dieser Prognose lag Gates daneben.
Mittlerweile sind nicht nur wir Menschen über verschiedenste Kanäle miteinander vernetzt. Immer häufiger werden auch unsere Alltagsgegenstände durch Vernetzung „smarter“. Wie beispielsweise die Armbanduhr, die uns über unseren Schlafrhythmus informiert oder die Heizung, die über eine App am Handy gesteuert werden kann. Moderne Kühlschränke informieren ihre Besitzer darüber, dass die Milch bald ausgehen wird, bzw. durch entsprechende Rezepte was mit den darin befindlichen Zutaten auf den Tisch gebracht werden könnte. Auch lässt sich mittlerweile kontrollieren, wo das Auto gerade unterwegs ist oder ob die Türen verriegelt wurden.
Das internationalen Analyse-Institut IHS Markit schätzt die Zahl der digital unterstützten Konsumgüter auf derzeit über fünf Milliarden Einzelprodukte wie Smartphones, Smartwatches, Smart TVs etc. Und wir stehen erst am Beginn der Reise. In den unterschiedlichen Prognosen gehen die künftigen Zahlen der vernetzten Alltagsgegenstände durch die Decke. Und das, obwohl viele Anwendungen derzeit noch nicht zuverlässig funktionieren, die Software-Updates manchmal lästig, manchmal auch nicht möglich sind und die Angst vor einer Orwellschen Überwachung zumindest unausgesprochen in der Luft hängt. Eines dürfte aber auch Skeptikern klar sein: Digitalisierung geht nicht so schnell vorbei. Aussitzen ist wohl kaum eine sinnvolle Vorgehensweise. Und Verweigerung kaum praktikabel.
Aufholbedarf in Österreich
Österreich ist im OECD-Vergleich bei der Digitalisierung nicht an vorderster Front dabei. Vor allem älteren und schlechter ausgebildeten Personen fehlen sowohl privat als auch beruflich notwendige Fertigkeiten, um sich in der digitalen Welt zurechtzufinden. So verwenden 63 Prozent der 55-75-jährigen ÖsterreicherInnen das Internet. In Island, das die Liste anführt, sind es 94 Prozent. Aber auch die Jungen hinken laut einem OECD-Bericht in Hinblick auf ihre digitalen Kompetenzen Gleichaltrigen in anderen Ländern (vor allem Skandinavien) hinterher. OECD-Experten führen dies zum Teil auch auf „veraltete“ Lehrmethoden in unseren Schulen zurück. Die letzte EU-weite Vergleichsstudie über die Verwendung von ITK-Technologien im Schulunterricht ist zwar schon über fünf Jahre alt, einige Rückschlüsse dürften aber noch heute zutreffen. So liegt die Grundausstattung der österreichischen Schülerinnen und Schüler in Hinblick auf Computer-Infrastruktur und Datenübertragungsgeschwindigkeiten im guten europäischen Mittelfeld, aber die Verwendung im Unterricht ist eher unterdurchschnittlich. Bis 2020 will die EU mit dem Digital Education Action Plan die Kompetenzen der europäischen SchülerInnen wie auch den selbstbewussten und kritischen Umgang mit digitalen Technologien fördern. Das mit gutem Grund. Schülerinnen und Schüler erzielen in Naturwissenschaften und Mathematik bessere Leistungen und sind motivierter, wenn im Unterricht digitale Medien eingesetzt werden. Zu dieser Erkenntnis kam eine Metastudie zur Wirkung digitaler Medien in der Schule des Zentrums für internationale Bildungsvergleichsstudien an der TU München. Allerdings hängt der Erfolg von der Gestaltung der Mediennutzung ab. Er ist größer, wenn Kinder und Jugendliche nicht allein lernen und wenn weiterhin auch traditionelles Lernmaterial verwendet wird. Diese Kombination setzt eine hohe Kompetenz auf Seiten der Lehrenden voraus.
Der Einsatz von modernen Medien im Unterricht hat darüber hinaus – so die Hoffnung – das Potenzial, einen informierten Umgang mit diesen Anwendungen zu fördern. Eine kritische Auseinandersetzung mit Informationen und ein sorgsamer Umgang mit (eigenen) Daten gewinnen zunehmend an Bedeutung. Letzteres wurde vielen von uns in den Tagen vor dem Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung am 25. Mai 2018 durch zahllose Mails vor Augen geführt, in denen wir gebeten wurden, unsere Einwilligung zur Nutzung unserer Daten zu erteilen. Wir werden weiterhin vieles ungelesen akzeptieren, weil wir sonst auf Annehmlichkeiten oder Gewohnheiten verzichten müssten. Aber vielleicht ist das ein erster Schritt, sich nicht auf alle Bedingungen „ungeschaut“ einzulassen. Ein Zurück in die vordigitale Welt ist jedenfalls keine Option. An Dinge, die unser Leben erleichtern oder den Komfort verbessern, verzichten die meisten nur ungern. Weil wer will für die tägliche Fortbewegung mit der Pferdekutsche unterwegs sein oder seine Wäsche an der Waschrumpel waschen?