Mode & Nachhaltigkeit: Erdöl ist (nicht) tragbar

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Wussten Sie, dass die meisten Fasern die weltweit produziert werden, aus nicht erneuerbaren Ressourcen hergestellt werden? Am 17. Juni veranstalteten wir im Rahmen unseres Bioökonomie Projekts BLOOM ein internationales Webinar. Ziel war es, die Rolle der Textil- und Modebranche innerhalb der Bioökonomie zu erläutern. Darüber hinaus leiteten einige Kernfragen die Diskussion: Welche natürlichen Ressourcen werden eingesetzt? Wie kann Faserproduktion nachhaltig sein? Und was bedeutet das für mich als KonsumentIn? Inputs kamen von führenden Expertinnen der Textil- und Modebranche aus Schweden, Deutschland und Österreich.

Globale Faserproduktion

Im ersten Beitrag skizzierte Cornelia Voß, Textil-Expertin beim Wissenschaftsladen Bonn in Deutschland globale Kennzahlen der Faserproduktion. Knapp 65% der weltweit produzierten Fasern, stellen synthetische bzw. künstliche Fasern dar. Sie werden aus fossilen Ressourcen wie Erdöl hergestellt. Knapp ein Drittel der globalen Fasern sind pflanzenbasierter Herkunft (Baumwolle, Leinen, Hanf, etc.). Den Großteil stellt Baumwolle mit knapp 24% dar. Fasern aus Holz, bzw. Zellulose wie Lyocell, Viskose oder Modal machen 6% der gesamten Faserproduktion aus. Zudem stellte Frau Voß Baumwolle der Viskose vergleichen gegenüber. Baumwolle wird in mehr als 80 Ländern angebaut. Zu den größten Produzenten gehören die USA, China, Indien, Pakistan, Usbekistan, die Türkei sowie die EU. Bei der Baumwollproduktion kommt sehr viel Wasser zum Einsatz. Im Durchschnitt 11.000 Liter, in manchen Ländern sogar bis zu 23.000 Liter/kg/Faser/Stoff. Der Grundrohstoff für Viskose ist Holz, bzw. Hackschnitzel, welche aus dem Wald bzw. Plantagen stammen. Für die Produktion von Fasern braucht man Lösemittel und einen mittleren bis hohen Energieaufwand. Hier gibt es vielversprechende Möglichkeiten, Lösemittel möglichst umweltschonend im Kreislauf zu führen bzw. die Energie nachhaltig bereitzustellen.

Fasern aus Holz: Bioökonomie & Kreislaufwirtschaft

Ein Pionier in der Faserproduktion ist die oberösterreichische Firma Lenzing AG. Caroline Ledl, Head of Product Management Textiles, gab einen Einblick in das kreislaufwirtschaftliche Konzept des Unternehmens. Die produzierten Fasern (Lyocell, Modal und Visokse) werden für Bekleidung, Heimtextilien und Hygieneprodukte verwendet. In der Anlage in Lenzing, Oberösterreich wird ein Stück Holz in einer Bioraffinerie in verschiedene Bestandteile, wie Faserzellstoff, Produkte wie Soda oder Essigsäure und Bioenergie (Strom und Wärme die am Standort genutzt werden) zerlegt. Das schafft eine nachhaltige Nutzung des Rohstoffs. Durch den verhältnismäßig geringen Wasserverbrauch bei der Produktion sind Fasern aus Holz eine zukunftsfitte alternative zu herkömmlicher Baumwolle. Da zur Produktion auch Hackschnitzel zum Einsatz kommen, stellen Fasern aus Holz auch einen potenziellen Absatzmarkt für das hohe Schadholzaufkommen durch Borkenkäfer & Co dar. Das Trägt zur Vitalität der Heimischen Wälder bei.

Ist es möglich, Mode & Nachhaltigkeit zu kombinieren?

Im abschließenden Beitrag diskutierte Elin Larsson, Program Director RE:Source, Schweden, darüber wie man zu einer nachhaltigeren und umweltbewusste Garderobe erreicht. Die Textilindustrie trägt mit 3-8% zum Klimawandel bei. In Schweden mistet jede Person 14 kg an Textilien pro Jahr aus. 8 kg davon landen im Müll. 60% davon sind immer noch in guter Qualität und könnten getragen werden. Übergeordnete Strategien wie Recycling und Kooperationen zwischen Branchen sind ein möglicher Hebel. Ein Beispiel dafür ist eine schwedische Partnerschaft für ein Pilotprojekt in der abgenutzte Rundschlingen aus der Schwerindustrie zu Fasern für die Textilbranche weiterverarbeitet werden. Auf persönlicher Ebene gibt es ebenfalls einige Möglichkeiten. Beispielsweise ist es durch die doppelte Nutzungsdauer der eingenen Kleidung möglich, den ökologischen Fußabdruck des Kleidungsstücks um 49% zu reduzieren. Die Nutzungsdauer kann durch vorsichtiges und nicht zu häufiges Waschen, sowie Reparaturen gewährleistet werden.

Die genannten Punkte bilden nur einen Auszug aus dem Inhalt des Webinars. Das gesamte Webinar können Sie hier (Pfeil links unten) und auf YouTube nachsehen:



Projektpartner

Das Webinar wurde vom Ökosozialen Forum Österreich & Europa und dem Wissenschaftsladen Bonn in Zusammenarbeit mit der schwedischen NGO Vetenskap & Allmänhet, VA organisiert. Die Veranstaltung fand im Rahmen des von der Europäischen Kommission finanzierten Horizon-2020-Projekts BLOOM statt.


Download & Linkempfehlungen

Foliensätze, sowie weitere Informationen die von den Expertinnen bereitgestellt wurden finden Sie hier:

Introduction into the great variety of fibers
Cornelia Voß, Expert on Textiles at Wissenschaftsladen Bonn, Germany

Fibers made from wood – our position in the circular and bio-based economy
Caroline Ledl, Head of Product Management Textiles, Lenzing AG, Austria

Is it possible to combine Fashion & Sustainability? How to achieve a more conscious wardrobe
Elin Larsson, Program Director RE:Source, Sweden

Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft

Die Verbraucher Initiative

Lenzing AG

The Material Wheel

mistra future fashion

RE:Source, Schweden

BioInnovation

 


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