Frau bei Computerarbeit im Labor

Ländlicher Raum und Frauen als Joker für die green & smart Transformation

Gesellschaftspolitik Klima/Umwelt/Ressourcen Regionale Entwicklung

Die angestrebte Klimaneutralität Österreichs wird nur gelingen, wenn der Umbau unseres Wirtschaftssystems gelingt. Die Transformation der österreichischen Wirtschaft in Richtung einer green & smart Economy hält zahlreiche Chancen für den ländlichen Raum bereit. Hier sind die Ressourcen, die eine biobasierte Wirtschaft braucht. Um auch den nötigen Arbeitskräftebedarf decken zu können, wird die Branche verstärkt Frauen ansprechen müssen. Frauen sind in green Jobs derzeit noch drastisch unterrepräsentiert. Im Durchschnitt stellen Frauen in den OECD-Ländern weniger als ein Drittel (28,3 %) der Beschäftigten in green Jobs dar. In Österreich ist der Frauenanteil sogar noch geringer, hier machen Frauen nur 23,5 % der Beschäftigten in green Jobs aus.

Wie Frauen als Arbeitskräfte für die green & smart Economy in Niederösterreich gewonnen werden können, hat das Ökosoziales Forum im Auftrag der Ecoplus untersucht. In einem mehrstufigen Prozess wurden Handlungsempfehlungen für Unternehmen, Politik und Beratung herausgearbeitet.

Was es braucht?

Die Handlungsempfehlungen an die Politik umfassen u.a.:

• Soziale Technikfolgenabschätzung der green & smart Transformation erstellen

• Neue Förderschienen für neue green & smart Business-Models einrichten und die entsprechende Beratung dazu anbieten

• Alten Rollenbildern durch Kommunikation und Initiativen (Väterkarenz) gegensteuern

• In politischen Diskursen gezielt Frauen zu Wort kommen lassen – Perspektiven von Frauen einbeziehen

• Bei Berufs- und Studienmessen verstärkten Fokus auf Berufseinstieg richten und in die Regionen bringen

• Frauenförderung: Frauenquoten, Stipendien, Incentives und Motivation für MINT-Ausbildungen

• Umschulungen/Überbetriebliche Weiterbildungen besser fördern

• Angebot (ganztags- und ganzjährig geöffnete, qualitativ hochwertige) Kinder- und Altenbetreuung schaffen bzw. verbessern auch über Gemeindegrenzen hinweg

• Eine einheitliche Definition von green & smart Jobs für alle Ebenen ist nötig, um das Förderregime abzusichern

• Im Schulbereich früher auf den Berufseinstieg vorbereiten und rechtliche Hürden fürs Schnuppern und für die Kooperation mit Unternehmen abbauen

• Rechtlich mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten ermöglichen (z.B. bei Krankheit des Kindes und um Spitzen auszugleichen)

• Ganztagsarbeit für Frauen unterstützen

• Pensionistinnen und Pensionisten zum freiwilligen Weiterarbeiten motivieren (Weiterarbeit steuerlich attraktivieren)

Die Handlungsempfehlungen für Unternehmen umfassen:

• Weniger technische Begriffe für die Jobbeschreibung verwenden und neue Kanäle der Ausschreibung wählen, wie Instagram, Tiktok, Youtube etc.

• Rolemodels aus dem „echten Leben“ verwenden und in der Bildsprache bei der Zielgruppe bleiben

• Speziell wenn Frauen angesprochen werden sollen, immer auch einen weiblichen Kontakt angeben und gendergerechte Sprache verwenden

• Flexible Beginnzeiten ermöglichen, die an die Zeiten des ÖPNV angepasst sind und Mobilitätslösungen wie Mitfahrbörse und Shuttles für die letzte Meile anbieten

• Frauenkarrieren im Unternehmen zeigen bei Außenauftritten (Jobmessen) und Kommunikation (Website, Flyer)

• Zusammenarbeit mit künftigen potenziellen Mitarbeitenden schon frühzeitig initiieren, Firma in Schulen der Region präsentieren

• Homeoffice-Möglichkeiten ausbauen

• Kinderbetreuung (Betriebskindergärten oder Betreuung ggf. auch nur in den Ferien)

• Wiedereinstiegsgespräche und Karenzberatung für beide Elternteile; Karenzzeiten/Kinderbetreuung auch für Männer fördern

• Beitrag zur green & smart Transformation durch Schulungen für alle Hierachieebenen (beginnend bei Führungsebene) und durch Kampagnen in interner Unternehmenskommunikation (Storytelling) sichtbar machen

• Potenzialanalyse für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchführen

• Aktives betriebsinternes Mentoring für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

• Weiterbildungs- und Qualifizierungen konstant anbieten und fördern (auch für Über-50-Jährige)

Den Endbericht „CHANCEN UND POTENTIALE VON FRAUEN IN EINER GREEN & SMART REGION. Eine Vorstudie für Niederösterreich“ finden Sie hier.