Josef Riegler begrüßt die neuen AgrarScouts

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Vergangenen Freitag startete die siebte Ausbildungsrunde der AgrarScouts in Graz. Im Rahmen der Veranstaltung durften die 13 angehenden AgrarScouts einen besonderen Gast begrüßen: Josef Riegler, Gründer des Ökosozialen Forums und geistiger Vater der gesellschaftspolitischen Vision der Ökosozialen Marktwirtschaft.
Beim gemeinsamen Abendessen vermittelte er zentrale Gedanken zur Zukunft der Landwirtschaft und gab den Teilnehmenden wertvolle Impulse für ihren weiteren Weg. In seinem Vortrag führte Josef Riegler die angehenden AgrarScouts in das Konzept der Ökosozialen Marktwirtschaft ein. Er skizzierte die Entwicklung der Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten hin zu einer ökologisch nachhaltigeren Bewirtschaftung – ein Wandel, den er maßgeblich mitgestaltet hat. Riegler setzte immer wieder innovative Impulse und trat für eine stärkere Verbindung traditioneller landwirtschaftlicher Praktiken mit ökologischen und sozialen Prinzipien ein.

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Ökosozialen Marktwirtschaft

Der zentrale Gedanke der Ökosozialen Marktwirtschaft ist aktueller denn je: Ziel ist es, der sogenannten „Generation Klimawandel“ – jenen jungen Menschen, die mit dem Bewusstsein um die Folgen des menschengemachten Klimawandels aufwachsen – dauerhaft ein gutes Leben zu ermöglichen. Im Mittelpunkt aller Überlegungen steht der Mensch als freier, eigenverantwortlicher und gestaltender Akteur, der lokal handelt, global denkt und die langfristigen Konsequenzen seines Handelns stets im Blick behält.


AgrarScouts im Dialog: Herausforderungen und Perspektiven der Landwirtschaft

Im Rahmen einer offenen Fragerunde erhielten die jungen AgrarScouts die Möglichkeit, aktuelle Themen und Zukunftsfragen der Landwirtschaft direkt anzusprechen. Dabei entwickelte sich eine lebendige Diskussion, die zentrale Herausforderungen ebenso beleuchtete wie mögliche Lösungsansätze.

Die AgrarScouts brachten die Bürokratie als hemmenden Faktor in der Landwirtschaft zur Sprache. Regulatorische Vorgaben seien grundsätzlich notwendig, betonte Josef Riegler, müssten jedoch zielgerichtet und effizient eingesetzt werden. Er plädierte dafür, den EU-Mitgliedstaaten mehr Autonomie einzuräumen. Eine stärkere finanzielle Mitverantwortung auf nationaler Ebene könne dazu beitragen, die Eigenverantwortung zu erhöhen und eine effektivere Umsetzung politischer Maßnahmen zu erreichen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion lag auf dem Spannungsfeld zwischen höchsten Tierwohlstandards, steigenden Qualitätsansprüchen und der oft geringen Zahlungsbereitschaft der Konsument:innen. Riegler unterstrich die Bedeutung des direkten Kundenkontakts: Je besser es gelinge, den Wert hochwertiger landwirtschaftlicher Produkte zu vermitteln, desto größer seien die Absatzchancen für die Bäuerinnen und Bauern.

Mit Blick auf die strukturelle Abhängigkeit vieler Betriebe sprach sich Riegler für den Ausbau von Zwischenstrukturen und die Stärkung des Genossenschaftsgedankens aus. Besonders für mittelgroße Betriebe sei es entscheidend, ihre eigenständige Handlungsfähigkeit zu sichern und langfristige Perspektiven zu schaffen.

In Bezug auf den Forstbereich betonte Riegler, dass Österreich bereits eines der strengsten Forstgesetze innerhalb der EU habe. Neue Regelungen wie die Entwaldungsverordnung und die Renaturierungsverordnung seien daher überzogen. Statt weiterer Einschränkungen sei es wichtig, eigenverantwortliche und autonome Lösungen zu fördern, die den spezifischen Gegebenheiten der Forstwirtschaft gerecht werden.

Auch die ökosozialen Steuerreform wurde von einem AgraScout angesprochen. Riegler  bewertete diese als wichtigen Schritt in Richtung einer zukunftsorientierten Politik. Die Reform habe dazu beigetragen, Österreich frühzeitig auf kommende europäische Vorgaben vorzubereiten. Gleichzeitig forderte er eine konsequente Ausweitung der CO₂-Bepreisung auch auf den Schiffs- und Flugverkehr.

Abschließend sprach Riegler über das Mercosur-Abkommen. Trotz der geopolitischen Herausforderungen sei es gesamtwirtschaftlich wichtig, die Chancen dieses Abkommens zu nutzen. Gleichzeitig forderte er klare Bedingungen: Strengere Kontingentregelungen und die konsequente Einhaltung hoher Qualitätsstandards müssten sichergestellt werden. Hier sei auch der Bauernbund gefordert, sich aktiv einzubringen und die Interessen der heimischen Landwirtschaft zu vertreten.

Die Veranstaltung verdeutlichte eindrucksvoll, wie bedeutsam der offene Dialog zwischen jungen Landwirt:innen und erfahrenen Entscheidungsträgern als Fundament für eine zukunftsfähige, eigenverantwortliche und in der Gesellschaft verankerte Landwirtschaft ist.


© Zeilinger/ÖSF