„Isst das jemand?“: Dialog in Innsbruck zeigt Wege aus der Lebensmittelverschwendung

Gesellschaftspolitik Klima/Umwelt/Ressourcen

Vertreter:innen aus Handel, Landwirtschaft, Gastronomie, Forschung, Politik und Zivilgesellschaft trafen sich in Innsbruck, um Lösungen gegen die stetig wachsende Lebensmittelverschwendung zu diskutieren.

In Österreich landen jährlich über eine Million Tonnen genießbare Lebensmittel im Müll – mit gravierenden ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen. Um dem entgegenzuwirken, haben Die Tafel Österreich und das Ökosoziale Forum Österreich & Europa die Dialogreihe „Isst das jemand? ins Leben gerufen. Ziel ist es, Menschen entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit der Zivilbevölkerung zusammenzubringen, um gemeinsam nachhaltige Strategien gegen die Verschwendung zu entwickeln.

Hochkarätiges Podium in Tirol

Bei der Veranstaltung in Innsbruck diskutierten Expert:innen aus verschiedensten Bereichen – moderiert von Alexandra Gruber (Die Tafel Österreich) und Michaela Hickersberger (Ökosoziales Forum Österreich & Europa). Am Podium:

  • Romed Giner, Obmannstellvertreter der Tiroler Gemüsebauern
  • David Mölk, Geschäftsführung MPREIS
  • Alois Rainer, Obmann des Fachverbandes Gastronomie (WKO)
  • Matthias Stefan, Universität Innsbruck, Institut für Banken und Finanzen

Das Publikum wurde sowohl über digitale Live-Abstimmungen als auch in der offenen Diskussion aktiv einbezogen.

Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung

Ein zentrales Ergebnis des Abends war die Erkenntnis, dass gezielte Investitionen ein entscheidender Hebel im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung sind. Der Handel setzt bereits auf moderne Technologien: David Mölk von MPREIS betonte den Einsatz KI-gestützter Systeme, die helfen, Überbestellungen zu vermeiden und Mindesthaltbarkeiten präziser zu managen. Auch in der Landwirtschaft besteht laut Romed Giner dringender Bedarf, vor allem im Bereich Forschung und Pflanzenschutz. Klimawandel und der Wegfall vieler Pflanzenschutzmittel hätten die Ausfälle in manchen Kulturen drastisch erhöht – hier müsse man dringend an neuen Lösungen arbeiten. Für die Gastronomie wiederum sieht Alois Rainer vor allem Bildungsmaßnahmen als Schlüssel. Schulungsangebote der Wirtschaftskammer zeigen bereits, wie Betriebe Lebensmittelreste besser vermeiden oder weiterverarbeiten können.

Deutlich wurde außerdem, dass private Haushalte der größte Verursacher von Lebensmittelmüll sind. Mehr als die Hälfte des Abfalls entsteht hier – ein Ergebnis, das Ökonom und Verhaltensforscher Matthias Stefan auf weit verbreitete Konsum- und Verhaltensmuster zurückführt. Viele Menschen schätzten ihren eigenen Umgang mit Lebensmitteln falsch ein oder ließen sich von gesellschaftlichen Normen beeinflussen. Mehr Bewusstsein, frühzeitig verankert, könne hier entscheidend helfen. Auch die anderen Diskutanten unterstrichen, wie wichtig Wertschätzung und Achtsamkeit gegenüber Lebensmitteln sind – vom Einkauf über die Lagerung bis zum Verbrauch.

Das Publikum brachte ebenfalls zahlreiche Ideen ein, etwa zu Teuerungsdebatten, Rabattaktionen, Abfallquoten bei Frischeprodukten oder rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Diskussion zeigte klar, wie vielschichtig das Thema Lebensmittelverschwendung ist und wie viele Stellschrauben es entlang der gesamten Wertschöpfungskette gibt. Vor allem aber wurde deutlich: Nur durch Zusammenarbeit, Austausch und gemeinsames Handeln lässt sich die Menge an verschwendeten Lebensmitteln nachhaltig reduzieren.
Die Dialogreihe „Isst das jemand?“ schafft dafür einen wichtigen Rahmen und bringt Menschen zusammen, die gemeinsam an einem Ziel arbeiten – Lebensmittel wertschätzen und Verschwendung vermeiden.