In einer feierlichen Veranstaltung an der Universität für Bodenkultur Wien hat das Ökosoziale Forum am 12. November drei herausragende Persönlichkeiten mit dem Hans-Kudlich-Preis ausgezeichnet. Die wichtigste Auszeichnung des Ökosozialen Forums wurde an Ernst Bruckmüller, Theresia Meier und Walfried Wutscher verliehen. Stephan Pernkopf, Präsident des Ökosozialen Forums, würdigte die Preisträger:innen für ihren bedeutenden Einsatz zugunsten des ländlichen Raums, der Land- und Forstwirtschaft und der ökosozialen Idee.
Die Festrede hielt der Ehrenpräsident des Ökosozialen Forums Josef Riegler. Er sprach über die Notwendigkeit, ökosoziale Impulse für den ländlichen Raum zu setzen. Hier habe Österreich in der Vergangenheit sehr viel richtig gemacht. Die Ökosoziale Agrarpolitik bildet hier die Basis für eine gesamtstaatliches Bekenntnis zu lebenswerten ländlichen Regionen.
Eine besondere Bedrohung stelle die Klimaveränderung dar: "Mit der Natur kann man nicht feilschen. Hier wirken die Naturgesetze der Physik und Chemie. Was wir der Natur antun, kommt 1:1 zurück!", brachte Riegler es auf den Punkt. Um gegenzusteuern gebe es drei mögliche Strategien: klimafitte Wälder, Fruchtfolgen und Humusaufbau sowie neue Technologien, um CO2 aus der Atmosphäre „zurückzuholen“.
Die ganz Festrede von Josef Riegler können Sie hier nachlesen.
Ernst Bruckmüller
Ernst Bruckmüller hat sich nach dem Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Wien 1976 für das Fach Wirtschafts- und Sozialgeschichte habilitiert. Seit 1977 ist er Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien. Von 2002 bis 2005 war er für Aufbau und Leitung des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Geschichte des ländlichen Raumes verantwortlich. Seine ganze Laufbahn hindurch arbeitet er nicht nur im Elfenbeinturm, sondern kommuniziert sein Wissen einer breiten Öffentlichkeit. Durch seine vielseitigen Tätigkeiten hat er Generationen von Studierenden inspiriert und es zudem geschafft, weit über akademische Kreise hinaus das Verständnis für die historisch-wissenschaftlichen Aspekte der Land- und Forstwirtschaft sowie des ländlichen Raums zu vermitteln.
Theresia Meier
Theresia Meier startete ihre Laufbahn in der bäuerlichen Interessenvertretung 1998 als Bezirksbäuerin der ARGE Bäuerinnen. Sie war Bezirkskammerrätin, Landeskammerrätin, Gebietsbäuerin sowie Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Im Oktober 2012 hat Theresia Meier die Leitung der Sozialversicherungsanstalt der Bauern, SVB, übernommen und die Geschicke der bäuerlichen Sozialversicherung bis zur Fusion der SVB mit der SVA zur SVS (Sozialversicherung der Selbständigen) im Jahr 2020 geführt. Diese Zusammenführung hat Theresia Meier maßgeblich mitbegleitet. Sie hat aktiv an der Ausgestaltung und Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der sozialen Absicherung der bäuerlichen Berufsgruppe mitgearbeitet. Seit 2020 ist sie SVS-Obmann-Stellvertreterin. In allen beruflichen Stationen hat Meier weit mehr getan als ihr Auftrag vorgesehen hätte. Durch ihr karitatives Engagement in Afrika hat sie die Botschaft der österreichischen Agraridee auch weit über die Grenzen unseres Landes hinausgetragen.
Walfried Wutscher
Walfried Wutscher war mit hoher Überzeugungskraft, wirkungsvollem Auftreten und starker Sozialkompetenz über viele Jahre ein wirkmächtiger Anwalt der Bauernschaft. Von 1991 bis 2011 war er Präsident der Kärntner Landwirtschaftskammer und stand nicht nur in dieser Zeit hinter den Anliegen und Sorgen der bäuerlichen Bevölkerung. Mit Erfolg stellte er sich der Herausforderung, die Kärntner Bauernschaft auf den EU-Beitritt vorzubereiten und ihr die Umsetzung eines vollkommen neuen Agrarsystems zu erleichtern. Immer im Dialog mit der Gesellschaft, waren und sind ihm Information, Bildung und Beratung ein besonderes Anliegen, um in der Landwirtschaft und in der Gesellschaft die Dinge zum Positiven zu verändern. Als Präsident des Ökosozialen Forums Kärnten verbreitete Walfried Wutscher die Idee der Ökosozialen Marktwirtschaft in der breiten Öffentlichkeit. Seine Vorstellung der Förderung einer ökosozial ausgerichteten Land- und Forstwirtschaft verfolgte er in allen Funktionen mit voller Leidenschaft. Dem Genossenschaftswesen ist er seit jeher verpflichtet, auch dadurch hat er die Lebens- und Arbeitsbedingungen der in der Landwirtschaft Tätigen maßgeblich verbessert.
Preisgelder an karitative Organisationen übergeben
Erstmals stellen alle Hans-Kudlich-Preisträger:innen den Geldwert des Preises karitativen Organisationen zur Verfügung. Die bedachten Organisationen sind auf Wunsch der diesjährigen Preisträger:innen die „Aktion Leben“, die sich in der Schwangerenberatung engagiert, das Projekt „Books for Trees“, das sich in Kenia für Aufforstung und Bildung engagiert, sowie der Verein „Kärntner in Not“, der Menschen in sozialen Notlagen unterstützt.
Der Hans-Kudlich-Preis
Der liberale Politiker Hans Kudlich gilt als der österreichische und europäische Bauernbefreier. Sein Antrag auf Aufhebung der Grunduntertänigkeit im Jahr 1848 löste die größte Eigentumsverschiebung aus, die Österreich jemals erlebte. Diesem historischen Antrag Hans Kudlichs will das Ökosoziale Forum mit der Verleihung der Hans-Kudlich-Preise gedenken. Der Preis wurde 1968 zum ersten Mal vergeben. Die diesjährigen Preise wurden vom Österreichischen Raiffeisenverband, dem Österreichischen Bauernbund und der Landwirtschaftskammer Österreich zur Verfügung gestellt. Die Festveranstaltung wurde von der Österreichischen Hagelversicherung unterstützt.