Pernkopf fordert ein vereinheitlichtes System und Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette
Nachhaltigkeit und Regionalität sind in aller Munde – auch im Supermarkt stehen wir vor Regalen voller Produkte mit Gütesiegeln, Zertifizierungen, Standards und Co. Bei der Veranstaltung „Siegel gut – alles gut?“ diskutierten gestern auf Einladung des Ökosozialen Forums hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Lebensmitteleinzelhandel, AMA und Naturschutz über Sinn und Unsinn von Nachhaltigkeitskennzeichnung bei Lebensmitteln sowie über die Einführung eines einheitlichen österreichischen Nachhaltigkeitssiegels.
Beim Rundgang durch den Supermarkt fällt auf: Lebensmittelhersteller wie auch -verkäufer haben ihn verstanden – den Trend zur Nachhaltigkeit. Ausdrücke wie „regional“, „nachhaltig“ und „bio“ sind längst feste Bestandteile auf den Verpackungen unserer Produkte. Doch nicht überall, wo „regional“ und „nachhaltig“ draufsteht, trifft das entlang der gesamten Lebensmittelkette zu. Wichtig sind deswegen Gütesiegel, die sicherstellen, dass von der Landwirtschaft bis hin zum Supermarkt nachhaltig gewirtschaftet wurde. Ökologisch, ökonomisch und sozial. Mit der zunehmenden „Gütesiegelflut“ wird es für KonsumentInnen aber immer schwieriger, sich an Gütesiegeln zu orientieren. „Wir fordern ein vereinheitlichtes, transparentes System. Wir wollen also, dass nicht nur die Produzenten kontrolliert werden, ob sie ihre Lebensmittel richtig herstellen, richtig verarbeiten und richtig beschriften. Sondern dass auch der Handel kontrolliert wird, ob die Herkunft der Lebensmittel im Regal und im Prospekt richtig angegeben und richtig ausgeschildert wird“, fordert Stephan Pernkopf, Präsident des Ökosozialen Forums. Die Konsumentinnen und Konsumenten müssen auf einen Blick erkennen können, wie und wo ihre Lebensmittel wirklich produziert wurden“, so Pernkopf weiter. Dies soll zum einen über die Lebensmittel-Kontrolleure passieren, indem der Schutz vor Täuschung im Zuge des Kontrollplanes gemäß Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz berücksichtigt wird. Zum anderen sollen nach dem Vorbild der Landwirtschaftskammer NÖ Lebensmittel-Checks ein- und durchgeführt werden. Damit sollen die Herkunftsangaben überprüft und die Transparenz erhöht werden.
Österreichische Konsumenten greifen gezielt zu heimischen Produkten, da sie sich davon beste Qualität und hohe Produktionsstandards erwarten. Die Bewerbung von Lebensmitteln mit den Attributen „nachhaltig“ und „österreichische Herkunft“ trägt wesentliche zur Kaufentscheidung bei. „Umso mehr müssen wir darauf achten und darauf drängen, dass mit dieser Bewerbung kein Schindluder getrieben wird und die Konsumentinnen und Konsumenten nicht in die Irre geführt werden“, mahnt Pernkopf.
Nutzen von Nachhaltigkeitskennzeichnungen
Bei Auszeichnungen und Nachhaltigkeitssiegel ist zu beachten, welche Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden – und welche nicht. „Nachhaltigkeitssiegel decken jeweils nur ausgewählte Nachhaltigkeitsbereiche ab – häufig stehen ökologische Fragen im Vordergrund, manchmal ethische oder soziale Aspekte. Die Ökonomie hingegen wird meist kaum berücksichtigt“, erklärt Siegfried Pöchtrager vom Institut für Marketing und Innovation der Universität für Bodenkultur.
Martin Greßl von der AMA-Marketing zeichnet ein Bild der Herausforderungen: „Um die Nachhaltigkeit eines Lebensmittels bewerten zu können, muss die ganze Lebensmittelkette berücksichtigt werden. Von den Vorprodukten wie Saatgut oder Futtermittel über die landwirtschaftliche Produktion und Verarbeitung bis zu Logistik und Handel sowie der Verwendung durch den Konsumenten. Dies stellt bereits bei Monoprodukten eine Herausforderung dar. Bei komplexer werdenden Produkten wie beispielsweise einer Fertigpizza ist dies derzeit noch sehr schwierig.“