Biodiversität, die Vielfalt des Lebens auf unseren Feldern, Wiesen und Wäldern, umfasst eine breite Palette von Pflanzen, Tieren, Mikroorganismen, Pilzen und Ökosystemen. Ihre Bedeutung reicht weit über die natürliche Schönheit hinaus und ist fundamental für die Funktionalität unserer Umwelt. Ohne eine hohe Biodiversität steht das ökologische Gleichgewicht auf dem Spiel. Aktuell erleben wir jedoch global einen dramatischen Rückgang der Biodiversität. Wissenschaftler:innen warnen, dass das Artensterben vor allem durch den Klimawandel und durch menschliche Aktivitäten wie intensive Landwirtschaft, Flächenversiegelung oder Landnutzungsänderungen, um das 100- bis 1000-fache gegenüber natürlichen Aussterberaten beschleunigt wurde.
Die Land- und Forstwirtschaft spielt in diesem Zusammenhang eine doppelte Rolle. Einerseits trägt sie durch intensive Landnutzung und Produktion von Biomasse - v.a. für unsere Lebensmittelversorgung - zum Verlust der Biodiversität bei. Andererseits ist sie selbst stark von diesem Verlust betroffen, was sich negativ auf die Erträge und damit auf die Versorgungssicherheit auswirken kann. Veränderte Anbaubedingungen durch den Klimawandel verschärfen diese Probleme weiter. Zudem trägt die Land- und Forstwirtschaft wesentlich zu der Vielfalt der Kulturlandschaft, die wir in Österreich als Natur wahrnehmen und gerne zu Erholungszwecken nutzen, bei. Almwiesen, die von jahrhundertelanger bäuerlicher Bewirtschaftung geschaffen sind, beherbergen beispielsweise über 100 verschiedene Pflanzenarten. Durch die Förderung von biodiversitätsstärkenden Anbaumethoden kann der Sektor dazu beitragen, den Biodiversitätsverlust zu minimieren und zugleich den Herausforderungen des Klimawandels entgegenzuwirken.
Aber nicht nur die Landwirtschaft, auch die Forstwirtschaft profitiert von einer reichen Biodiversität, die zur Resilienz der Wälder gegenüber Schädlingen und Krankheiten beiträgt. Die Vielfalt an Baumarten und Unterwuchs fördert ein stabiles Ökosystem und unterstützt die Anpassungsfähigkeit sowie Produktivität der Wälder.
In Österreich und Europa sind bereits zahlreiche Programme zum Schutz der Biodiversität in Kraft. Diese reichen von legislativen Maßnahmen bis hin zu Förderprogrammen für nachhaltige Praktiken in Land- und Forstwirtschaft. Durch diese Initiativen wird versucht, die Biodiversitätskrise und den Klimawandel in einem integrativen Ansatz zu adressieren, um Synergien zu nutzen und Zielkonflikte zu minimieren. Letztlich zählen sowohl Biodiversitätskrise als auch Klimawandel zu unseren größten Herausforderungen, welche nur durch ein umfassendes Verständnis, gemeinsame Anstrengungen sowie Wissenschaft und Fortschritt bewältigt werden können.
In dieser Faktensammlung wollen wir erläutern, was Biodiversität eigentlich bedeutet, welche Rolle die Land- und Forstwirtschaft spielt und mit welchen Maßnahmen die Artenvielfalt geschützt werden kann. Zudem geben wir mit Forschungsbeispielen Einblicke in die aktuelle wissenschaftliche Praxis in Österreich.