Der erste Block beschäftigte sich mit den Rahmenbedingungen, in denen die Betriebe der Branche arbeiten. Der Wirtschaftsforscher Franz Sinabell skizzierte die Entwicklung des österreichischen Gemüse-, Obst- und Gartenbaus seit dem EU-Beitritt. Während andere landwirtschaftliche Branchen stagnierten, konnte der Gemüse-, Obst- und Gartenbau den Umsatz seit 1995 um zwei Drittel steigern. Rechnet man den Ertrag minus Aufwand wird aber deutlich, dass der ökonomische Spielraum der Betriebe sehr gering ist. Das können zahlreiche Betriebe dauerhaft nicht durchhalten. Sinabell empfiehlt Betrieben, entweder auf Skaleneffekte zu setzen und sich auf die agrarische Produktion zu konzentrieren oder Verbundeffekte zu nutzen und die Produktion mit der Kommunikation strategisch zu verbinden. Beides können Betriebe selten leisten. Für die erste Gruppe sind Erzeugerorganisationen von großer Bedeutung. Die zweite Gruppe braucht hingegen diese nicht. Beide Gruppen sind aber auf die Unterstützung durch die Politik angewiesen. Siegfried Lehner vom Landwirtschaftsministerium wagte einen Blick in die künftige GAP-Periode und stellte den Verhandlungsverlauf dar. Künftig wird in der Gemeinsamen Agrarpolitik die Umweltkomponente gestärkt werden und messbare Ziele vorgegeben werden. Es sind vermehrt Ausgestaltungsmöglichkeit auf Seiten der EU-Mitgliedsstaaten zu erwarten.
Der zweite Block stand im Zeichen des Internationalen Jahres für Pflanzengesundheit. Anna Moyses von der AGES machte deutlich, dass in Zeiten des Klimawandels mit veränderten Schaderregern zu rechnen ist. Das Thema wird die Landwirtschaft und die Betriebe künftig begleiten. Die Risiken im globalen Pflanzenhandel stellte Robert Steffek vom Bundesamt für Ernährungssicherheit dar und erklärte, welche Maßnahmen nun ergriffen wurden, um die EU vor invasiven Pflanzenschädlingen zu schützen. Henryk Flachowsky, Leiter der Züchtungsforschung an Obst am Julius Kühn-Institut, ist überzeugt, dass die Züchtung für einen Teil der Herausforderungen im Obstbau Antworten liefern kann. Dazu brauche es aber verstärkte Anstrengungen zur Erfassung, Sammlung, Erhaltung und Charakterisierung genetischer Ressourcen und vor allem einer verbesserten Zusammenarbeit in diesem Bereich. Über die Möglichkeiten und Herausforderungen in der Gebäudebegrünung berichtete der Landschaftsplaner Christian Oberbichler.
Der dritte Block widmete sich dem Thema Biodiversität. Patrick Trötschler von der Bodensee-Stiftung forderte eine Zusammenarbeit der gesamten Lieferkette. Das Biodiversitäts-Monitoring ist der Schlüssel zur Anpassung der Maßnahmen und für die Kommunikation. Letztlich müsse sich Naturschutz für alle Akteure lohnen. Judith Ladner Callipari vom Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft stellt die Erfahrungen mit den Schweizer Biodiversitätsbeiträgen vor. Das Konzept sei grundsätzlich geeignet und akzeptiert. Ladner Callipari kritisierte aber auch die geringe Interpolicy-Kohärenz im Vollzug und zu einer minimalistischen Umsetzung. Vera Pachtrog stellte die Auswirkungen von Neobiota auf die Biodiversität und die Produktion dar und der Biodiversitätsvermittler Patrick Taucher stellt die positive Aufnahme seiner Schulungen durch die beteiligten landwirtschaftlichen Betriebe dar. Willi Nuster, Leiter des Qualitätsmanagements bei OPST-Obst Partner Steiermark berichtete über seine Erfahrungen in der Kommunikation von Biodiversität. In der Abschlussdiskussion kritisierte die Gemüsebäuerin Gabi Wild-Obermayr, dass Lebensmittel zu wenig kostbar sind. Aktionismus wie 1+1 gratis sein kriminell, weil der zweite Artikel nichts wert sei.cDer Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich Ferdinand Lembacher sieht Landwirte im Zielkonflikt, weil sie mit sich ausschließenden Anforderungen und Empfehlungen konfrontiert sind. Während der Bienenschutz mulchen im Oktober empfiehlt, ist dies genau das, was der Jäger als nicht wünschenswert ansieht. Langfristig müsse es gelingen, dass der Konsument die von der Gesellschaft gewünschten Leistungen der Landwirtschaft auch bezahlt. Tanja Dietrich-Hübner von der REWE-Stiftung Blühendes Österreich sieht die Landwirtschaft viel weniger unter Druck als den Handel, der v. a. durch Online unter Zugzwang kommt. Die Margen im Handel sind nicht besonders hoch, auf die Arbeitsplätze sind aber alle angewiesen. Mit Zielkonflikten sind alle konfrontiert. Es brauche daher ein Miteinander in der gesamten Kette. Bernd Kajtna von der Arche Noah forderte eine verbesserte Bewusstseinsbildung ein. Aber dies allein sei auch zu wenig. Es brauche hingegen große Utopien. Hierfür sieht er die Politik in der Pflicht, weil mit ein paar Blühflächen, so gut diese auch sein mögen, sei es nicht getan.
Tagungsleitung und Moderation
Eva-Maria Gantar, Geschäftsführerin des Branchenverbandes für Obst und Gemüse, Wien, und Referentin der Landwirtschaftskammer Österreich, Wien
09:00 Gedankenaustausch bei Kaffee und Kuchen
Block I: Politische Rahmenbedingungen – was die Branche bewegt
9:30 Begrüßung
Josefa Reiter-Stelzl, Dienststellenleiterin HBLFA Gartenbau Schönbrunn und Österreichische Bundesgärten, Wien
9:45 Was konnte durch die Gemeinsame Agrarpolitik bisher erreicht werden? Ein Rückblick - DOWNLOAD
Franz Sinabell, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Koordinator des Forschungsbereichs Umwelt, Landwirtschaft und Energie, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Wien
10:05 Was wird die Gemeinsame Agrarpolitik künftig leisten? Ein Ausblick - DOWNLOAD
Siegfried Lehner, Mitarbeiter in der Abteilung II – Obst, Gemüse, Wein, Sonderkulturen, Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, Wien
10:25 Podiums- und Publikumsdiskussion: Die neue Gemeinsame Agrarpolitik – Motor oder Hemmnis im Gemüse-, Obst- und Gartenbau?
10:40 Kaffeepause
Block II: Der Klimawandel: Wo liegen die Herausforderungen im Gemüse-, Obst- und Gartenbau?
11:00 Schaderreger im (Klima-)Wandel - DOWNLOAD
Anna Moyses, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, AGES – Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Wien
11:20 Risiken im globalen Pflanzenhandel und wie wir uns vor invasiven Pflanzenschädlingen schützen (EU-VO 2016/2031) - DOWNLOAD
Robert Steffek, Fachgruppenleiter des Amtlichen Pflanzenschutzdienstes, Bundesamt für Ernährungssicherheit, Wien
11:35 Wie geht die Züchtung mit den aktuellen Herausforderungen um? - DOWNLOAD
Henryk Flachowsky, Leiter der Züchtungsforschung an Obst, Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Dresden (Sachsen)
11:55 Gebäudebegrünung als Klimawandelanpassung – was der Gartenbau beachten muss - DOWNLOAD
Christian Oberbichler, Landschaftsplaner und Umwelttechniker, Dachgrün GmbH, Wien
12:10 Podiums- und Publikumsdiskussion: Klimakrise. Wie kann der Gemüse-, Obst- und Gartenbau reagieren?
12:40 Mittagspause
Block III: Natürliche Vielfalt in Wiese, Feld und Beet – Konkrete Auswirkungen auf die Produktion
13:50 Biodiversität – Vorteile, Bedrohungen und mögliche Handlungsanleitungen für die Lebensmittelkette - DOWNLOAD
Patrick Trötschler, stellvertretender Geschäftsführer der Bodensee-Stiftung, Radolfzell (Baden-Württemberg)
14:15 Biodiversitätsbeiträge unter der Lupe: Erfahrungen aus der Schweiz - DOWNLOAD
Judith Ladner Callipari, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Direktzahlungsprogramme, Bundesamt für Landwirtschaft – BLW, Bern
14:35 Invasive Arten und ihre Auswirkungen auf Biodiversität und Produktion - DOWNLOAD
Vera Pachtrog, Beraterin für Pflanzenschutz in der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, St. Pölten
14:50 Biodiversität im Betriebsalltag – ein Blick in die Praxis - DOWNLOAD
Patrick Taucher, Biodiversitätsvermittler, Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung – ÖKL, Wien
15:05 Biodiversität in der Praxis kommunizieren – so kann‘s gehen
Willi Nuster, Leiter des Qualitätsmanagements, OPST Obst Partner Steiermark GmbH, St. Ruprecht/Raab
15:20 Podiums- und Publikumsdiskussion: Biodiversität. Was bringt‘s? Wer zahlt‘s? Wer schafft‘s an?
Tanja Dietrich-Hübner, Vorstandsvorsitzende von Blühendes Österreich – REWE International gemeinnützige Privatstiftung, Wiener Neustadt (Niederösterreich)
Bernd Kajtna, Geschäftsführer des Vereins Arche Noah, Schiltern (Niederösterreich)
Ferdinand Lembacher, Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich, Wien
Gabi Wild-Obermayr, Bäuerin, Gemüsehof Wild-Obermayr, Niederneukirchen (Oberösterreich)
16:00 Ende und Verkostung Steirischer Qualitätsobstweine präsentiert von der Caldera- und Steirermostgruppe