Ökonom Christoph Badelt und Ökosoziales Forum-Präsident Stephan Pernkopf

Empfehlungen zum Pandemie-Folgen-Management

Gesellschaftspolitik

Der Präsident des Ökosozialen Forums, Stephan Pernkopf, und der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats, Christoph Badelt, präsentierten in einem Pressegespräch drei Forderungen des Ökosozialen Forums zum Pandemie-Folgen-Management:

1. Gemeinsame europäische Krisenvorsorge

Wir benötigen eine europäische Verständigung über die Risiken, mit denen wir konfrontiert sind, sowie über die Mechanismen, die diese Risiken moderieren. Wir brauchen daher ein Konvent. In allen als systemrelevant erkannten Bereichen (einschließlich der Koordination bei Grenzregimen, Gesundheits- und Klimapolitik wie auch der Nahrungsmittel- und Energieversorgung, der Logistik sowie der Infrastruktur für Informations- und Kommunikationstechnologien etc.) sollen im europäischen Zusammenspiel Strukturen gefunden werden, die im Krisenfall funktionsfähig sind und die europäische Solidarität unterstützen.

2. Klimaschutz als Leitmotiv der Krisenbekämpfung verankern

Bei der Covid-19-Krise wurde deutlich, zu welch drastischen Veränderungen und Anstrengungen die Menschen fähig sind, wenn die entsprechende Dringlichkeit –auch durch die Unmittelbarkeit der Auswirkungen – erkannt wird. Diese Dringlichkeit ist angesichts der Klimaveränderungen gegeben. Das Ökosoziale Forum appelliert an die Bundesregierung, die Rezessionsbekämpfung vor den Wagen des Klimaschutzes zu spannen und wirtschaftliche Impulse durch klimaschonende Maßnahmen zu setzen. Die Vision, Österreich zum ersten klimaneutralen Industrieland der Welt zu machen, kann dabei als positives Leitbild dienen und den Systemumbau leiten.

3. Ökosozial-Check für alle großen Investitionsmaßnahmen

Künftig sollen alle größeren Investitionsprogramme dahingehend geprüft werden, wie sie sich auf Umwelt, sozialen Zusammenhalt und gesellschaftliche Chancengerechtigkeit auswirken. Damit werden sozial oder ökologisch negative Folgewirkungen verhindert. Damit soll sichergestellt werden, dass nicht intendierte Nebeneffekte mit sozial oder ökologisch negativen Auswirkungen vermieden werden. Werden solche gleich zu Beginn mitbedacht – und laufend in einem parallelen Implementations-Check mit der Wissenschaft und Stakeholdergruppen beobachtet – können soziale oder ökologische Kollateralschäden vermieden werden. Dazu zählen soziale Schieflagen für benachteiligte oder Risikogruppen (Kinder, Jugendliche, Menschen mit Behinderung, Frauen, ältere Menschen etc.) oder, dass über Umwege fossile Ressourcen oder Produktionsbedingungen gefördert werden, die nicht dem europäischen Standard entsprechen.

Hier steht das Forderungspapier des wissenschaftlichen Beirats zum Download bereit.

An der Erstellung des Papiers haben die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats mitgewirkt. Der Vorsitzende des Beirats und WIFO-Chef Christoph Badelt, Wirtschaftspädagogik-Professorin Bettina Fuhrmann (WU), Agrarökonom Jochen Kantelhardt (BOKU), Umweltökonomin Angela Köppl (WIFO), Soziologin Beate Littig (IHS), Nachhaltigkeitsforscher Fred Luks, Energieökonom Nebojša Nakićenović (IIASA), Bildungswissenschafterin Christiane Spiel (Uni Wien) und Klimaforscher Michael Staudinger (ZAMG).