Urbanisierung ist ein Megatrend des 21. Jahrhunderts. Laut Schätzungen der UN leben weltweit seit 2007 mehr Menschen in Städten als am Land. Bis 2050 sollen es zwei Drittel sein. Und auch in Österreich wohnt laut Statistik Austria mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Städten.
Wir alle haben ein mehr oder weniger klares Bild von „der Stadt“ oder „dem Land“ – dabei spielen auch unterschiedliche Faktoren der Lebensqualität eine Rolle: soziale Einbindung, Wohnraum, Arbeitsangebot, Bildungsmöglichkeiten, Zugang zu Dienstleitungen und Produkten, Mobilität, Natur, Gesundheit, Kultur, Kommunikation etc. eine Rolle. Doch schon ein Blick auf die Klassifizierung der Statistik zeigt, dass die Einteilung in der Realität nicht ganz so einfach ist. Das spiegelt sich auch in der Statistik wider: Die Urban-Rural-Typologie der Statistik Austria unterscheidet sechs Raumtypen, die noch zusätzlich um die Bedeutung des Tourismus erweitert werden.
Für die Einteilung wird die Bevölkerungszahl zugrundegelegt. Diese fußt auf dem „Bevölkerungspotential“, das sich aus Wohnbevölkerung, den NebenwohnsitzerInnen (die mit einem Faktor 0,14 multipliziert werden) sowie der „Tagesbevölkerung“, das sind Beschäftigte ohne Hauptwohnsitz in Österreich, Bildungseinpendler, Erwerbseinpendler, „keine Pendler“ (weder Erwerbspendler noch Bildungspendler, am Wohnort) und „Nicht-Pendler“ zusammensetzt.
Die Statistik berücksichtigt also, dass Menschen sich nicht so einfach in der Stadt oder am Land verorten lassen – schon gar nicht über die Lebenszeit hinweg. Die allermeisten von uns verbringen Teile unseres Lebens in eher urbanen, andere in sub-urbanen und wieder andere in ländlichen Räumen. Und für unsere Leben sind alle Raumtypen von großer Bedeutung: Jede/r Landbewohner/in braucht typisch „städtische“ Strukturen (Arbeit, Gesundheitsversorgung, Kultur, Bildung…), jede/r Stadtbewohner/in braucht typisch „ländliche“ Strukturen (Ernährung, Energie-/Ressourcengewinnung, Erholung, ökologische Ausgleichsflächen…). In vielen Debatten kommt dieser Umstand noch zu kurz. So sollte es in der Diskussion weniger um Stadt gegen Land oder umgekehrt gehen, sondern um die Frage, wie die Lebensqualität von Menschen in unterschiedlichen Raumtypen sichergestellt bzw. verbessert werden kann. Die Pandemie hat zudem auch das Potenzial, in der Bewertung von Lebensqualität in Stadt und Land einiges an Bewegung zu bringen.
Über die Entwicklungen der Wanderungsbewegungen in Österreich, die Faktoren der Lebensqualität und welche Prioritäten die Politik setzen soll, diskutieren ExpertInnen in unserem nächsten Webinar.
Webinar: Leben@Stadt&Land mitPeter Görgl,Marianne Penker, Günther Humer, Daniela Koller und Josef Taucher
7. April 2022, 9:00 bis 10:30 Uhr
Nähere Informationen und die Anmeldung finden Sie hier.