Auch wenn Frauen die Hälfte der Bevölkerung stellen, sind politische Ämter vorwiegend in Männerhand.
In der Wiege unserer Demokratie, im antiken Griechenland, kam man(n) ohne die politische Beteiligung von Frauen aus (im Übrigen auch ohne die Beteiligung von Sklaven oder allen, die nicht für den Kriegsdienst zur Verfügung standen). Aber auch heute noch sind Frauen in der Politik unterrepräsentiert.
1918 erhielten die Österreicherinnen das allgemeine Wahlrecht, elf Jahre später als ihre Landsmänner. Als die Konstituierende Nationalversammlung 1919 zu ihrer ersten Sitzung zusammentrat, waren von den 159 Abgeordneten acht Frauen im Parlament vertreten, was einem Anteil von fünf Prozent entspricht. Bis Mitte der 1970er-Jahre kam der Frauenanteil im Parlament über sieben Prozent nicht hinaus.
Hälfte der WählerInnen, Drittel der Abgeordneten
Obwohl heute 51,7 Prozent der Wahlberechtigten weiblich sind, werden sie politisch nach wie vor zum überwiegenden Teil von Männern vertreten. Derzeit sind von den 183 Abgeordneten zum Nationalrat 56 Frauen (30,6 %) – wobei SPÖ, Grüne und Team Stronach über dem Schnitt liegen, ÖVP, FPÖ und NEOS (als Schlusslicht) darunter. Weltweit den höchsten Frauenanteil in einem Parlament weist Ruanda auf, Österreich liegt in dieser Wertung auf Platz 44, hinter Trinidad und Tobago und vor dem Sudan. Die Schweiz, wo das Frauenstimmrecht national 1971 bzw. auf flächendeckend kantonaler Ebene 1990 eingeführt wurde, rangiert in der Rangliste der Interparlamentarischen Union auf Platz 36. In der österreichischen Bundesregierung arbeiten derzeit 14 MinisterInnen (Frauenanteil 21 %). Bundeskanzlerin gab es in Österreich bisher noch keine.
In den Bundesländern sieht die geschlechtsspezifische Ämterteilung ähnlich aus. Auf den neun Landeshauptleute-Sesseln sitzt aktuell keine Frau. Bisher gab es zumindest in der Steiermark und in Salzburg eine Frau Landeshauptmann bzw. eine Landeshauptfrau. In den Landesregierungen liegt der Anteil der Landesrätinnen bei 30 Prozent, wobei Tirol, Niederösterreich und Wien die Spitzenplätze einnehmen. Auf kommunaler Ebene ist der Frauenanteil am geringsten: Weniger als sechs Prozent der österreichischen Gemeinden werden von einer Bürgermeisterin geführt. Nur auf europäischer Ebene ticken die Uhren anders: Die 18 österreichischen Abgeordneten im Europaparlament sind zur Hälfte Frauen.
Quoten unerwünscht
Laut einer Umfrage des Linzer Market Instituts vom Herbst 2014 lehnen 53 Prozent der weiblichen und männlichen Befragten verbindliche Frauenquoten im Parlament ab (im Vergleich zu 40 Prozent BefürworterInnen). Am höchsten ist der Widerstand bei jungen Männern: 21 % von ihnen stimmen dieser These voll und ganz, 23 % überwiegend zu, dass „die Frauenförderung bereits viel zu weit gegangen ist“. Aber nachdem in den vergangenen hundert Jahren der Frauenanteil von null auf 30 Prozent auch ohne Quote gesteigert werden konnte, sollte bei gleichbleibendem Tempo halbe-halbe bereits in etwa 67 Jahren erreicht sein.