Alle Beiträge zum Nachsehen in der Mediathek
Rund 120 Experten und Expertinnen diskutierten bei der 70. Wintertagung unter dem Motto „Selber produzieren statt Krisen importieren“ Lösungen für ein nachhaltiges Ernährungssystem, eine leistungsfähige Land- und Forstwirtschaft sowie eine hohe Versorgungssicherheit auf Basis einer Kreislaufwirtschaft. Über 3.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren vor Ort und online dabei.
Selber klimaeffizient produzieren, statt Krisen importieren
Publikum beim Eröffnungstag Agrarpolitik der 70. Wintertagung
Der Präsident des Ökosozialen Forums, Stephan Pernkopf, hob die Bedeutung eines kritischen Levels der Selbstversorgung in Europa und einer geschlossenen, regionalen Kreislaufwirtschaft für eine hohe Versorgungssicherheit vor. Er forderte nach dem Vorbild der Schweiz eine Vorratshaltung für wichtige Lebensmittel, Betriebsmittel und Medikamente. Norbert Totschnig, Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, betonte die Kreativität, Innovation und das Umweltbewusstsein der österreichischen Landwirtschaft und sieht die ökosoziale Agrarpolitik als Erfolgskonzept.
Stephan Pernkopf beim Eröffnungstag Agrarpolitik der 70. Wintertagung
„Quadratur des Kreises“ braucht junge, innovative Landwirtinnen und Landwirte
EU-Ziele überfordern Betriebe und schaden der Umwelt
Menschen von der Qualität und Nachhaltigkeit der heimischen Produktion überzeugen
Europa muss die Produktion wichtiger und kritischer Produkte erhalten oder zurückholen, um die Abhängigkeit zu verringern, eine Versorgungssicherheit vor allem in Krisenzeiten aufrechtzuerhalten und die Klimabilanz weiter zu verbessern. WIFO-Zahlen belegen die hohe Klimaeffizienz der heimischen Produktion: Demnach kommt Österreich im Bereich der CO2-Äquivalente auf 1,68 kg pro Euro Wertschöpfung – in Deutschland sind es um 20 Prozent mehr. Um die Emissionen weiter zu verringern, müssen Mayrhofer zufolge geschlossene, regionale Kreisläufe geschaffen werden. Eine Kreislaufwirtschaft ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Dafür braucht es ein Umdenken beim Konsum und eine Reduktion bei der Verschwendung von Lebensmitteln sowie ein Bekenntnis zur Produktion in Österreich. Die kleinstrukturierte Land- und Forstwirtschaft in Österreich ist ein Erfolgskonzept und die Bäuerinnen und Bauern sind kreativ, innovativ, bestens ausgebildet und zunehmend digitaler. Eine nachhaltige Versorgung, sind sich die Experten und Expertinnen einig, kann nur erreicht werden, wenn alle Glieder der Lebensmittel-Wertschöpfungskette von der Forschung bis zum Teller zusammenarbeiten.
Die Experten und Expertinnen betonten auch die Bedeutung der Forstwirtschaft bei der Bewältigung von Energiefragen und als wichtiger Bestandteil der Kreislaufwirtschaft. Eine nachhaltige und klimafitte Waldbewirtschaftung sei erforderlich, um alle Funktionen des Waldes zu berücksichtigen und zu erhalten.
Podium beim Eröffnungstag Agrarpolitik der 70. Wintertagung
Innovation fördern, Fortschritt ermöglichen
Wie Innovation aussehen kann, zeigten u. a. Michael Obersteiner, Direktor des Environmental Change Institutes der Oxford Universität, und Andreas Holzinger vom Human-Centered-Lab am Institut für Forsttechnik der Universität für Bodenkultur. Obersteiner hob die Potenziale der zirkulären Bioökonomie hervor und beschrieb, wie Kohlenstoff aus pflanzlicher Biomasse zur Speicherung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien verwendet werden kann. Er verwies auch die Bedeutung der CO2-Entfernung aus der Atmosphäre und die Speicherung von Kohlenstoff in Böden und geologischen Formationen. Holzinger führte zudem an, wie künstliche Intelligenz und die "Human-Robot-Collaboration" in der Forstwirtschaft eingesetzt werden können, um Forstarbeiterinnen und Forstarbeiter zu unterstützen und die Sicherheit zu erhöhen. Durch die Verbindung von Maschinendaten und menschlichem Wissen können Algorithmen entwickelt werden, die die Forsttechnik trainieren und die Forstwirtschaft optimieren können. Eine Digitalisierung von Waldflächen ermöglicht die Erstellung einer digitalen Abbildung des Waldes und damit eine bessere Planung und Überwachung der Forstwirtschaft.
Alle Vorträge und Diskussionen der 70. Wintertagung finden Sie zum Nachsehen in unserer Wintertagungstags-Mediathek.
Das waren die Fachtage der 70. Wintertagung
Fachtag Kommunikation – Nachhaltigkeit wird in den Medien an Bedeutung gewinnen
Der Fachtag Kommunikation wurde am 18. Jänner live aus dem Wintertagungsstudio in Wien übertragen und stand ganz im Zeichen der Kommunikation über Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Werte. Die Experten und Expertinnen waren sich einig, dass das Thema Nachhaltigkeit in der Kommunikation und in den Medien an Bedeutung gewinnt, aber negative Berichte zunehmen werden, wenn der Kommunikation keine konkreten nachhaltigen Maßnahmen oder Produkte gegenüberstehen. Die Konferenz unterstrich die Bedeutung eines Mentalitätswandels zur Förderung von Nachhaltigkeitszielen, einschließlich des Übergangs von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft und der Reduzierung von Lebensmittelabfällen.
Fachtag Waldwirtschaft - Potenziale des Waldes für klimaneutrale Zukunft nutzen
Der Fachtag Waldwirtschaft fand am 20. Jänner im Rahmen der CEBC in Graz statt und widmete sich der europäischen Forstwirtschaft und den Perspektiven einer Kreislaufwirtschaft in diesem Sektor. Experten und Expertinnen betonten, dass das Potenzial des Waldes als Kohlenstoffsenke und -speicher, als Energiequelle, als Ersatz für fossile Energieträger und als wichtiges Element der Kreislaufwirtschaft stärker genutzt werden sollte. Die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder ist unerlässlich, um die Funktionen des Waldes zu schützen, und die EU sollte ganzheitliche Strategien entwickeln, die der Heterogenität der Länder Rechnung tragen und Innovationen fördern.
Fachtag Berg & Wirtschaft - Flächen im Alpenland effizient und abgestimmt nutzen
Der Fachtag Berg & Wirtschaft fand am 23. Jänner in der HBLFA Tirol in Rotholz statt. Experten und Expertinnen diskutierten über die Kreislaufwirtschaft im Alpenraum. Sie betonten, dass aufgrund der begrenzten Flächen und der unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Sektoren ein umfassender Austausch aller Akteure und Akteurinnen notwendig ist. Die Diskussion kam zu dem Schluss, dass eine effiziente Flächennutzung und eine sinnvolle und nachhaltige Kreislaufwirtschaft möglich sind, wenn alle Möglichkeiten, wie z. B. Agro-Photovoltaik und regionale Kooperationen, genutzt werden.
Fachtag Landtechnik - Praxisnahe Lösungen für die moderne Landwirtschaft
Am 23. Jänner fand der Fachtag Landtechnik in der HBLFA Francisco Josephinum in Wieselburg statt. Die Spanne der Diskussionsthemen reicht von Rahmenbedingungen der zukünftigen Landwirtschaft – wie der GAP-Reform, Digitalisierungsstrategien oder Auswirkungen absehbarer Megatrends auf die Landwirtschaft – über moderne technische Lösungen für ressourcenschonende und nachhaltige Bewirtschaftung bis hin zu praxisnahen Lösungsbeispielen für Herausforderungen bei Pflanzenschutzmitteln, Digitalisierung und Precision Farming.
Fachtag Ackerbau - Versorgungssicherheit und Ressourceneffizienz
Beim Fachtag Ackerbau diskutierten Experten und Expertinnen zum Thema "Neue politische Rahmenbedingungen, Energiekrise und Co - Ist die Versorgung gesichert?" und betonten die Notwendigkeit eines hohen Selbstversorgungsgrades der EU, um Abhängigkeiten zu vermeiden. Sie forderten einen effizienten und nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen, statt Verbote und starre Beschränkungen. Die Experten und Expertinnen hoben auch die Bedeutung des Übergangs zu einer Kreislaufwirtschaft vor, um den Bedarf an Primärrohstoffen zu verringern und den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.
Fachtag Geflügelhaltung - Herausforderungen der Branche
Im Kultursaal in Hatzendorf wurde am 24. Jänner der Fachtag Geflügelhaltung abgehalten. Der Bogen spannte sich von den Auswirkungen der Energiekrise auf die Geflügelbranche und die Leistungen derselben für die Versorgungssicherheit über Trends und Innovationen für eine nachhaltige und tierwohlgerechte Geflügelhaltung bis hin zum Spannungsfeld zwischen Tiergesundheit und Kreislaufwirtschaft. Die Expertinnen und Experten zeigten dabei Perspektiven für die Branche und Chancen der Kreislaufwirtschaft auf.
Fachtag Obst-, Gemüse- und Gartenbau - Gesamte Lebensmittelkette muss zusammenarbeiten
Am 25. Jänner fand in der HBLFA Schönbrunn der Fachtag Gemüse-, Obst- und Gartenbau der Wintertagung 2023 statt. Experten und Expertinnen diskutierten über Entwicklungen, Trends und Innovationen in der Branche. Sie betonten, dass alle Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette mit Kostensteigerungen bei Energie, Arbeit und anderen Faktoren zu kämpfen haben und es daher schwierig ist, diese Kosten direkt an die Konsumenten und Konsumentinnen weiterzugeben. Stattdessen ist eine kontinuierliche Koordinierung über die gesamte Kette hinweg erforderlich, um Lebensmittel für die Verbraucher und Verbraucherinnen erschwinglich zu halten und das wirtschaftliche Überleben der Unternehmen zu sichern. Um mehr Bewusstsein für die Qualität und den Wert lokaler Lebensmittel zu schaffen, muss ihr Mehrwert besser und stärker kommuniziert werden.
Fachtag Schweinehaltung - Gesundheit für Mensch und Tier am Bauernhof
Der Fachtag Schweinehaltung fand am 25.01. in der HLBLA St. Florian statt und thematisierte u. a. die Tierschutz-Reform in Österreich mit dem neuen Tierschutzgesetz und deren Bedeutung für die Versorgung mit österreichischem Schweinefleisch sowie die Auswirkungen auf Landwirtschaft, Fleischmarkt und Konsumenten und Konsumentinnen . Zudem wurden der Nährstoffkreislauf in der Schweinehaltung und die Nutzung von Nebenprodukten in der Fütterung diskutiert. Abgerundet wurde der Fachtag mit Vorträgen zu Gesundheit von Tier und Mensch am Bauernhof.
Fachtag Grünland- und Viehwirtschaft - Silos verlassen & Wissen vernetzen
Am 26. Jänner fand in der HBLFA Raumberg-Gumpenstein mit Grünland- & Viehwirtschaft der letzte Fachtag der Wintertagung 2023 statt. Am Fachtag wurden die Potenziale und Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft in der Grünland- und Viehwirtschaft diskutiert. Die ExpertInnen betonten, dass alle Bereiche der Kreislaufwirtschaft berücksichtigt und die Stakeholder eingebunden werden müssen, um Nutzenpotenziale zu heben. Vertreter und Vertreterinnen aus Forschung und Praxis, insbesondere aus dem Primärsektor, sollten zudem stärker in die Entwicklung von Kreislaufwirtschaftsstrategien einbezogen werden, so die Experten und Expertinnen der Brache.