Fruchtbarer Boden ist eine wichtige Basis. Oft wird aber mit dieser Grundvoraussetzung für menschliches Leben sehr unüberlegt umgegangen.

Das Einkaufszentrum mit dem großen Parkplatz, die Reihenhaussiedlung und die neue Umfahrungsstraße; das alles braucht Platz. Dieser Platz steht für anderes nicht mehr zur Verfügung, schon gar nicht mehr für den Anbau von Lebensmitteln. Im Gewerbepark kann in den Leerstand eine neue Firma einziehen, wieder ein Weizenfeld daraus zu machen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.

In Österreich werden täglich 22,4ha Boden für Verkehr, Gebäude, Infrastruktur und Freizeitzwecke verbraucht. Pro Jahr ist das die Fläche der Stadt Salzburg. Ein Viertel davon wird versiegelt und dadurch verlieren die Böden sämtliche biologischen Funktionen wie die Speicherung von CO2 und Wasser. Häufig werden besonders ertragreiche Böden verbaut. Österreich gehört zu den am stärksten zersiedelten Ländern Europas, der Flächenverbrauch pro Kopf ist bei uns doppelt so hoch wie in Deutschland.

Versiegelte Flächen nehmen zu

37% der Gesamtfläche Österreichs sind für Siedlungs- und Verkehrstätigkeiten sowie für die Landwirtschaft verwendbar. Bezogen auf den Dauersiedlungsraum nehmen die versiegelten Flächen mehr als 6% ein. Etwa die Hälfte aller neu errichteten Wohnbauten sind Einfamilienhäuser. Diese machen mittlerweile drei Viertel der zwei Millionen Gebäude in Österreich aus. Es wird eindeutig in die Breite gebaut, nicht in die Höhe oder Tiefe. Gleichzeitig nehmen in Österreich die ungenutzten Industrie-, Gewerbe- und Wohnbrachflächen zu. Bereits vor zehn Jahren schätzte das Umweltbundesamt den Zuwachs an Brachflächen (ohne Wohnbrachflächen) auf 11 km2 im Jahr. Das Problem spiegelt sich auch auf europäischer Ebene wider. „Laut der Europäischen Umweltagentur haben sich seit den 1950er Jahren die Stadtflächen in der EU um 78% vergrößert. Die Bevölkerungszahl ist aber nur um 3% gestiegen. Durch die Flächenversiegelung gehen täglich 275ha Boden dauerhaft verloren. Im Jahr sind dies 1.000km2 , womit alle zehn Jahre eine Fläche in der Größe von Zypern zusammenkommt“, skizziert die Europaabgeordnete Elisabeth Köstinger die Dimension des Bodenverlusts, „abgesehen von der Flächenversiegelung ist auch die Verschlechterung der Bodenqualität in Europa ein ernsthaftes Problem. Die EU muss dazu beitragen, dass sich die Bodenqualität weiter verbessert, kann aber nur ergänzend zu lokaler und nationaler Ebene agieren.“

Brauchen auch Boden anderswo

Fast alle Güter – Lebensmittel, Tierfutter, Textilien oder Brennstoffe –, die wir in der EU verbrauchen, benötigen Boden. Durch den Import dieser in anderen Ländern und Erdteilen produzierten Güter beanspruchen wir auch Boden in anderen Teilen der Welt. 60% der für den europäischen Bedarf notwendigen Flächen befinden sich heute außerhalb der EU. Dieses als Landimport bezeichnete Phänomen übt zusätzlichen Druck auf Agrarflächen in anderen Regionen aus. „Der Zugang zu fruchtbaren Böden ist Basis für Friede, Stabilität und die Sicherheit der Menschen“, machte Monique Barbut, Generalsekretärin der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung, bei ihrem Besuch in Wien deutlich. Ein verantwortungsvoller und langfristig ausgelegter Zugang zum Thema Boden ist auch angesichts des Klimawandels überfällig