Strand mit Müll

Plastik in der Umwelt. Plastik im Menschen. Plastik überall?

Gesellschaftspolitik Klima/Umwelt/Ressourcen Wirtschaft

 

 

Plastik ist in aller Munde. Seit Jahrzehnten verwenden wir das Material in immer mehr Anwendungen. In jüngster Vergangenheit wird aber zunehmend auch die Kehrseite bekannt, denn regelmäßig erfahren wir von den problematischen Auswirkungen für Meeresbewohner. Erst im März strandete ein Wal mit 40 Kilogramm Plastikmüll im Magen. Darüber hinaus werden auch die Interaktionen des Materials mit dem Menschen und deren Folgen für die Gesundheut immer bekannter. Eine neue Studie schätzt die wöchentliche Aufnahme von Plastik durch den Menschen im Durchschnitt auf die Menge einer Kreditkarte.

 

Bei der Diskussionsveranstaltung „Plastik in der Umwelt, Plastik im Körper, Plastik überall? Plastikverschmutzung, Folgen und mögliche Lösungsansätze“, die vom Ökosozialen Forum in Kooperation mit dem Umweltbundesamt, dem Umweltdachverband und dem forum.ernährung heute mit Unterstützung des BMNT ausgerichtet wurde, wurde intensiv darüber diskutiert, welche Gefahren von Plastik ausgehen und wie Plastikverschmutzung vermindert werden kann. Konsens der ExpertInnen am Podium war, dass eine ökologische Steuerreform die Verwendung von Plastik reduzieren würde, da die aktuellen Preise die wahren ökologischen und sozialen Kosten, die durch den übermäßigen Einsatz entstehen, nicht widerspiegeln.

 

Karl Kienzl, stellvertretender Geschäftsführer des Umweltbundesamts wies auf den Umstand hin, dass die weltweite Menge an Plastik bereits vor sieben Jahren jene von Stahl überholt habe. Plastik ist ein großartiges Material und für viele Anwendungen geeignet. Aber der übermäßige Einsatz – auch in Einwegprodukten – ist gleichzeitig ein großes ökologisches Problem. 60 % des weltweiten Abfalls sind Plastik. Plastikrückstände wurden bereits am tiefsten Punkt des Ozeans, im Marianengraben, gefunden und auch auf Gletschern, weit entfernt von der nächsten menschlichen Siedlung. Kienzl unterschied in seinem Vortrag fünf Lösungsansätze zur Verringerung des Plastikeinsatzes. Allen voran steht die Vermeidung, dann folgen die Optimierung durch Kreislaufwirtschaft, Alternativen auf Basis nachwachsender Ressourcen, Aufklärung und schließlich Ökobilanzen, die die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit gleichermaßen berücksichtigen. Sein Fazit: „Ohne CO2-Steuer werden wir das Problem des Mikroplastiks nicht in den Griff bekommen.“

 

Die Toxikologin Maria Uhl vom Umweltbundesamt gab einen Überblick über die Belastung der österreichischen Bevölkerung mit Mikroplastik. In einer Pilotstudie wurde in menschlichen Stuhlproben bei allen Proben Mikroplastik nachgewiesen. Im Moment ist noch kein großes Risiko für die menschliche Gesundheit durch Plastik eindeutig belegt, aber mit genaueren Studien kann sich dieser Befund noch ändern. Weitere Untersuchungen sind jedenfalls nötig. Problematisch sind Kunststoff-Additive wie Bisphenol A oder Phthalate zu bewerten. Eine Ausweitung des Verbots von Phthalaten – über Kinderspielzeug hinaus auch auf Textilien und Bodenbelege etc. – wäre zielführend. 

 

Julika Dittrich, Leiterin der Plattform Circular Futures im Umweltdachverband, gab einen Überblick über die Aktivitäten der Europäischen Union im Bereich Plastik und Kreislaufwirtschaft. Auch Dittrich strich hervor, dass Vermeidung oberste Priorität habe. Die Frage, ob das Verbot von zehn Einweg-Plastik-Produkten nicht reiner Politaktionismus sei, verneinte die Juristin. Einerseits ist durch die Diskussion eine Sensibilisierung der Bevölkerung gelungen, andererseits könne durch solche Reglungen auch Innovationspotenzial gehoben werden.

 

Von dem seit den 1950er Jahren hergestellten Plastik wurden lediglich 9 % recycelt, erläuterte Clemens Gattringer, wirtschaftspolitischer Referent im Ökosozialen Forum. Der Primärrohstoff ist aktuell zu billig und Alternativen deshalb oft nicht konkurrenzfähig. Der Ökologische Ökonom wies darauf hin, dass Plastik ähnlich wie der Klimawandel als systemisches Problem verstanden werden müsse, um gesellschaftlichen Aspekte mitberücksichtigen zu können. Auch alternative Materialien haben einen ökologischen Fußabdruck, daher sollte Vermeidung an oberster Stelle stehen. Dazu soll am Produktdesign angesetzt werden, ebenso sind Mehrweg- und Pfandsysteme oder auch Produktbeschränkungen ein Lösungsansatz.