Klimawandel ist für Landwirte im Normalfall ein Alptraum, manche experimentierfreudige Bauern nehmen ihn aber auch zum Anlass, Neues auszuprobieren.
Feigen, Safran, Süßkartoffeln und Wassermelonen müssen heute nicht unbedingt vom anderen Ende der Welt importiert werden. Mittlerweile findet der Anbau dieser Exoten auch in .sterreich statt. Doch ist die Kultivierung dieser für unsere Gegenden ungewöhnlichen Früchte nach wie vor ein Lernprozess und eher etwas für experimentierfreudige Bäuerinnen und Bauern. Schwankende Erträge, weniger günstige Anbaubedingungen und höhere Produktionskosten als in anderen Regionen sind nicht unbedingt Argumente für den Anbau. Dennoch gibt es Landwirte, die es einfach ausprobieren. Wie Sonja Reinl, die auf ihrem Betrieb im Bezirk Hollabrunn Süßkartoffel anbaut, weil sie „wissen wollte, ob es funktioniert“. 2.500 Pflanzen waren es in diesem Jahr, was von der Größenordnung eher unter Hobby fällt und neben Wein und Feldfrüchten wie Mais oder Weizen ein ganz kleines weiteres Standbein darstellt.
Süßkartoffel werden vor allem wegen der Kinder angebaut, weil ihnen der Brei so gut schmeckte. Mittlerweile sind die Kinder dem Alter für pürierte Kost entwachsen, aber in Form von Suppen, Pommes und Kuchen schmeckt es ihnen immer noch. Der Anbau von Exoten erfordert Know-how, das sich die Reinls erst aneignen mussten. Sie haben viel gelesen und waren mit Experten in Kontakt, die wertvolle Tipps gaben. Dennoch hat die heurige Trockenheit der Ernte zugesetzt. Ein Großteil wird an Verwandte und Freunde verteilt und nicht ohne Stolz – auch in Form von Wodka – zur Verkostung angeboten. Verkauft werden die Früchte des Familienexperiments im Hofladen und an Gastronomiebetriebe in der Umgebung. Der Preis liegt etwa ein Viertel über dem von importierter Ware. Dennoch könnten sie weit mehr vermarkten. Das Interesse ist groß, nicht ohne Grund: Neben dem Geschmack sind auch die kürzeren Transportwege in Zeiten des Klimawandels ein gutes Argument für die regionale Versorgung mit „exotischen“ Produkten.
