Beim Fachtag Berg&Wirtschaft war Konsens, dass sich die Bäuerinnen und Bauern vorranging als ProduzentInnen von landwirtschaftlichen Produkten sehen und nicht als LandschaftspflegerInnen. Für die Betriebe gehe es darum, Regionalität mit Marktchancen zu verbinden.
Im ersten Tagungsblock stand der Beitrag der Berglandwirtschaft zur globalen Ernährung im Zentrum. Markus Schermer machte deutlich, dass Berglandwirtschaft nicht versuchen soll, auf globaler Ebene mitzumischen. Es steht die regionale Versorgung im Vordergrund. Es geht um Erhöhung der Resilienz durch Nahversorgung. Der Wert der Berglandwirtschaft ist für die KonsumentInnen oft nicht bewertbar, meinte Andrea Schwarzmann. Daher brauche es auch bäuerliche Kommunikation in Form eines Dialogs mit der Bevölkerung, weil klassische Werbung die Zusammenhänge in der Produktion nicht bewusst machen kann. Sophia Steixner wies auf die Notwendigkeit von Innovationen hin und auf den damit verbundenen Finanzierungsbedarf. Daher plädierte sie für eine zeitgerechte Hofübergabe, auch wenn sich die ältere Generation mit dem Loslassen manchmal schwertue.
Am Nachmittag stand die Regionalität noch stärker im Fokus. Josef Geisler strich bei der Produktion im Berggebiet die Bedeutung von Ernährungssouveränität und Lebensmittelsicherheit heraus. Nebenerwerbslandwirtschaft müsse kein gravierender Nachteil sein, wenn es richtig gemacht wird. Diversifizierung ist auch ein Sicherheitsfaktor. Regionalität allein reicht aber nicht aus, auch die Qualität muss stimmen. Der bayerische Hotelier Hannes Lichtmannegger brachte sein Einkaufskonzept auf den Punkt: „Regionalität vor Bio, Qualität vor Regionalität.“ Bei der Kennzeichnung von Almprodukten ist Irreführung ein Problem (manchmal wird auf einer Verpackung mit Alm geworben, auch wenn das Produkt auf Almen gar nicht hergestellt werden kann, z. B. Maracujajoghurt). Die Auszeichnung als Bergprodukt nach EU-Definition ist für Österreich nicht sinnvoll (damit wäre fast ganz Österreich Berggebiet).
Der Best-Practice-Teil eröffnete interessante Einblicke in Produktionsalternativen wie Krainer Steinschafe oder die Fischproduktion, in erfolgreiche regionale Vermarktungskonzepte sowie in die Chancen und Grenzen für Regionalität in der Gastronomie.
Global, regional, lokal – wen ernährt die Berglandwirtschaft?
Markus Schermer
, Stv. Leiter des Forschungszentrums Berglandwirtschaft, Institut für Soziologie, Universität Innsbruck
Lebensmittel mit Herkunft – Wege für Österreich
Hermann Gahr
, Obmann von Forum Land Tirol, Innsbruck, und Abgeordneter zum Nationalrat, Wien
„Bewusst Tirol“ – Regionalität am Teller
Matthias Pöschl, Geschäftsführer der Agrarmarketing Tirol, Innsbruck
Die Welt von morgen, in der ich leben und wirtschaften möchte
Sophia Steixner, Jungbäuerin aus Tirol
Herausforderung Lebensmittelproduktion im Berggebiet
Josef Geisler, Landeshauptmannstellvertreter von Tirol, Innsbruck
Alm und Berg als bundesweite Marken in der Lebensmittelkennzeichnung. Erfahrungen aus der Schweiz
Paolo Degiorgi, stv. Leiter des Fachbereiches Qualität und Absatzförderung, Bundesamt für Landwirtschaft, Bern
Wertschöpfungssteigerung durch Differenzierung – mögliche Umsetzungsstrategien in der Vermarktung von Alm- und Bergprodukten
Martin Greßl, Leiter des Bereiches Qualitätsmanagement, AMA Marketing, Wien
Wie viel Regionalität im Essen ist in der gehobenen Hotellerie möglich?
Hannes Lichtmannegger, Leiter des Berghotels Rehlegg, Ramsau (Bayern)
F(r)ischgenuss:
Neue Wege für die Produktion im Berggebiet
Anton Steixner
, Bauer am Schöberlhof,
Mutters, Tirol
Direktvermarktung von Krainer Steinschafen. Parallelen des Burgenlandes mit dem Berggebiet
Julia Elpons, Bäuerin und Besitzerin von Bioschaf.at, Bildein, Burgenland