Trotz Breitbandmilliarde sind Standortbedingungen in Stadt und Land nach wie vor ungleich.
In Weißenbach in der Gemeinde Steinbach am Attersee beträgt die digitale Übertragungsgeschwindigkeit am Festnetz laut Breitbandatlas zwischen 2 und 10 Mbit/s. Dies liegt unter der durchschnittlichen Breitband-Downloadgeschwindigkeit von Venezuela, das Land, das aktuell im Speedtest Global Index das Schlusslicht ist. In der St. Pöltener Innenstadt oder in Innsbruck sind hingegen mehr als 100 Mbit/s Standard. Die Voraussetzungen in urbanen und in ländlichen Gebieten sind sehr verschieden, immer noch. Und dies angesichts der Tatsache, dass ein leistungsfähiges Digitalnetz heute genauso zur Daseinsvorsorge zählt wie ein Abwasserkanal, eine öffentliche Müllabfuhr oder eine Stromleitung.
Der Direktor der Europäischen Investitionsbank, Wilhelm Molterer, geht davon aus, dass sich der Datentransfer zwischen 2005 und 2021 um das 130-fache erhöhen wird. Mit 2 Mbit/s werden Hausübungen, Teleworking und E-Government-Anwendungen zur Herausforderung, HD-Fernsehen zur Unmöglichkeit. Der Breitbandausbau, also die Versorgung mit einem leistungsstarken Glasfasernetz, ist für Gemeinden heute eine Standortfrage und angesichts der Kosten für die Herstellung schwer zu stemmen. Und auch Telekommunikationsunternehmen nehmen für periphere Gebiete allein ungern so viel Geld in die Hand. Bis 2025 soll die flächendeckende Verfügbarkeit von schnellem Internet von 100 Mbit/s in ganz Österreich hergestellt werden. Die Mittel für den Ausbau kommen teilweise aus Förderungen durch die sogenannte „Breitbandmilliarde“, teilweise von den Telekommunikationsunternehmen und teilweise auch von Gemeinden.
Der volkswirtschaftliche Unterschied, ob Österreich beim Breitbandausbau zu den Vorreitern in Europa zählt oder hinterherhinkt, ist gewaltig. Als Vorreiter in Sachen Glasfaser- Technologie könne Österreich zwischen 2022 und 2030 mit einem zusätzlichen BIP von 32 Milliarden Euro und 35.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen rechnen, hat das Consulting-Unternehmen Bela Virag errechnet. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in Weißenbach sind jedenfalls auch ohne monetäre Kalkulation betroffen.