v.l.n.r.; Hans Mayrhofer (Generalsekretär des Ökosozialen Forums), Willi Molterer (Vizepräsident des Ökosozialen Forums), Klaudia Tanner (Bundesministerin für Landesverteidigung), Karlheinz Kopf, (Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich) und Peter Klimek (Leiter des Supply Chain Intelligence Institute Austria)

Die Anfälligkeit unserer Versorgung ist uns in den vergangenen Jahren schmerzlich bewusst geworden. Dennoch werden die Gefahren für unsere Lieferketten noch nicht ausreichend systematisch analysiert. 

Die Covid-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben die Abhängigkeiten unserer Lieferketten und damit unserer gesamten Wirtschaft aufgezeigt. Unerwartete Ausfälle einzelner Lieferkomponenten führten zu problematischen Knappheiten. Dies betraf beispielsweise Medikamente, weil plötzlich die Produktbestandteile oder Verpackungen nicht mehr lieferbar waren. Als Konsequenz des russischen Angriffskriegs explodierte der Gaspreis und infolge die Energiepreise generell. Von Juli auf Oktober 2022 verdoppelte sich der Gaspreisindex. Die Energiepreise haben auch einen hohen Anteil an den aktuellen Teuerungsraten. Alles dies hat die Verletzlichkeiten unserer Lieferketten gezeigt.

Wie diese Anfälligkeiten vermieden werden können, diskutierten Ende November Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, der Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich, Karlheinz Kopf, Komplexitätsforscher Peter Klimek und der Vizepräsident des Ökosozialen Forums Willi Molterer. Konsens war, dass wir Sicherheit als ein umfassendes Konzept verstehen müssen, bei dem sowohl die militärische Verteidigung als auch die wirtschaftliche Resilienz von hoher Bedeutung sind. Molterer betonte, dass wir die aktuellen Sicherheitsrisiken nur im Zusammenspiel der Mitgliedsländer in der Europäischen Union gemeinsam in den Griff bekommen können. Dies schließt auch eine Beistandspflicht mit ein, zu der sich Österreich im Beitrittsvertrag verpflichtet hat.

Die Globalisierung hat in vielen Fällen zu einer Konzentrierung der Produktionsprozesse geführt, die uns anfälliger machen. Die Schwachpunkte in den Lieferketten seien zu wenig bekannt, stellte Peter Klimek fest: „Österreich ist derzeit hinsichtlich vieler Abhängigkeiten im Blindflug unterwegs. Die Firmen kennen zwar ihre Zulieferer, aber selten die Zulieferer ihrer Zulieferer.“ Eine Zusammenschau über die einzelnen Unternehmen hinaus und eine Analyse der Gefahren, vor allem in kritischen Bereichen, kann uns nicht nur resilienter, sondern auch sicherer und weniger leicht erpressbar machen.