Präsentation zweier Kurzfilme zu moderner Landwirtschaft. Mythen rund um Pflanzenschutz und Klimawandel aufklären.
Pestizide wie Glyphosat sind Dauerbrenner in den Schlagzeilen und sorgen regelmäßig für Aufregung. Gleichzeitig herrschen innerhalb der Bevölkerung immer noch Missverständnisse und Unklarheiten. Das Ökosoziale Forum und die AGES, die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, wollen hier mit Fachinformation aus erster Hand aufklären. Zwei Kurzfilme und Faktensammlungen sollen das Bewusstsein rund um unsere Lebensmittel stärken: Wo liegen die wirklichen Risiken und wie viel Sorge ist angebracht? Bei einer Kinopremiere im Stadtkino Wien wurden am Mittwoch die beiden Kurzfilme zu Pflanzen- und Klimaschutz vor vollem Haus präsentiert. Die anschließende Publikumsdiskussion mit Expert:innen über moderne Landwirtschaft wurde durchaus intensiv geführt.
„Essen ist Bauchsache. Das ist gut. Aber in der Debatte um die Lebensmittelproduktion sehen wir ein hohes Maß an Nicht-Wissen und Vorurteilen. Gleichzeitig geht Landwirtschaft alle an. Darum brauchen wir dringend Fakten, um sachliche Diskussionen führen zu können“, so der Generalsekretär des Ökosozialen Forums, Hans Mayrhofer, anlässlich der Vorstellung der Videos. Über weite Teile unserer Geschichte waren die Menschen in unserem Land mit einem Mangel an Nahrungsmitteln konfrontiert. „Der Klimawandel und die Zunahme an Schädlingen und Pflanzenkrankheiten stellen die Nahrungsmittel-Produktion weltweit vor Probleme, die wir in den Griff bekommen müssen. 10 Milliarden Menschen in Zukunft ernähren? Das geht nur mit innovativen Techniken der modernen Landwirtschaft“, stellt Mayrhofer klar.
Angst vor Rückständen in Nahrung unbegründet
Die Angst vor Rückständen in unseren Nahrungsmitteln ist unbegründet und steht in keinem Verhältnis zur medialen Aufmerksamkeit. Die Produktion von Lebensmitteln ist an verschiedene Faktoren gebunden, die nicht beliebig ausgetauscht werden können. Deshalb sind plakative Aussagen wie der komplette Verzicht auf Fleisch, damit diese Flächen für die pflanzliche Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung stehen, wissenschaftlich nicht haltbar. „Es können nicht auf allen Böden Ackerfrüchte angebaut werden“, stellt der Ökologe und Bodenkundler Martin Gerzabekklar.Daswirkliche Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften fordert mehr Differenzierung in der Debatte. „Während für Österreich ein Verzicht auf Rinderhaltung kaum Flächen für die Nahrungsmittelproduktion freimachen würde, wäre dies weltweit sehr wohl der Fall. Gleichzeitig gilt es zu beachten, dass unsere Ernährung auch Flächen in anderen Teilen der Welt beansprucht – dies gilt aber sowohl für die Fleisch- als auch für die Pflanzenproduktion.“
„Pflanzenschutz beginnt bei der Züchtung robuster, krankheitsresistener und ertragreicher Sorten, geht über die richtige Bodenbearbeitung bis hin zum Monitoring von Schädlingen und Schaderregern“, stellt Bernhard Föger, Geschäftsfeldleiter Ernährungssicherung bei der AGES, klar. „Wir forschen zum Beispiel an so genannten „klimafitten“ Sorten, die auch bei verändertem Klima zuverlässig Erträge versprechen und führen gemeinsam mit den Landwirtschafskammern Schädlingsüberwachungen durch und informieren die Landwirtinnen und Landwirte, damit diese gezielt Maßnahmen ergreifen können“, so Föger.
Die Landwirtin und Studentin Valentina Gutkas sprach sich vehement für vermehrte Anstrengungen in der Züchtung aus, die auch moderne Methoden wie CRISPR/Cas einschließen müssen. „Durch angepasste Sorten lassen sich die ernährungsphysiologischen Eigenschaften der Pflanzen verbessern und der Einsatz Pflanzenschutzmittel reduzieren. Diese Vorteile müssen wir nutzen.“
Der Bio-Bergbauer und Gründer von „Land schafft Leben“ Hannes Royer wies in der Diskussion auf die vorhandenen Zielkonflikte hin: „In der Rindermast ist die Mutterkuhhaltung für die Biodiversität am vorteilhaftesten. Wenn man sich aber nur den CO2-Austoß anschaut, wäre die Haltung von Maststieren auf Vollspaltenböden am effizientesten. Eine Haltungsform, die wiederum in Hinblick auf Tierwohl weniger wünschenswert ist. Hier braucht es eine breitere gesellschaftliche Diskussion, als sie derzeit geführt wird.“
Kurzfilme liefern Wissensbausteine für breite Öffentlichkeit
Bei der Filmpremiere im Stadtkino wurden die von Ökosozialem Forum und AGES produzierten Videos vorgestellt. Sie beschäftigen sich mit den Themen „Moderne Landwirtschaft: Wie Pflanzenschutz unsere Ernährung sichert” und „Moderne Landwirtschaft: Wie Innovation unser Klima schützt“. Darin kommen ausgewiesene Expert:innen zu Wort. Die Filme können auf der Website www.oekosozial.at angesehen werden und eignen sich sowohl zum mobilen Streamen als auch für Unterrichtszwecke.