WT Sujetbild Landtechnik

Freitag, 28. Jänner 2022  – 09:00 bis 11:15 Uhr
online

Den Klimawandel antizipieren, den Betriebsmitteleinsatz reduzieren und trotzdem ausreichend Lebensmittel produzieren – die Landwirtschaft steht vor enormen Herausforderungen. Die Landtechnik und digitale Tools sind dabei ein wesentlicher Teil der Lösung. Wie das in der Praxis funktionieren kann, war Thema des Fachtags Landtechnik bei der Wintertagung 2022 des Ökosozialen Forums Österreich & Europa. Im Fokus standen innovative Technologien und digitale Tools für eine nachhaltige Landwirtschaft sowie eine Vernetzung der Betriebe. Insgesamt waren rund 225 Interessierte via Livestream dabei. In der Mediathek stehen Beiträge zum Betriebsmitteleinsatz der Zukunft sowie zu technischen Lösungen für eine nachhaltige Landwirtschaft zur Verfügung.

Der Präsident des Ökosozialen Forums, Stephan Pernkopf, antwortete eingangs auf das Tagungsmotto: „Ohne Herkunft keine Zukunft. Ohne Herkunft keine Sicherheit. Nur wenn ich weiß, wo etwas herkommt, weiß ich, wie und unter welchen Umständen es produziert wurde. Und nur dann weiß ich auch, ob es verfügbar ist. Denn wir haben aus der Pandemie gelernt, dass wir etwa durch unterbrochene Lieferketten verwundbar geworden sind. Positiv ist, dass der ländliche Raum ein Gewinner ist. Weniger erfreulich sind momentan die Preisentwicklungen bei den Betriebsmitteln und Rohstoffen. Der Großhandelspreis bei Gas hat sich innerhalb eines Jahres versiebenfacht. Das hatte auch Auswirkungen auf die Düngemittelversorgung und -preise, da Hersteller die Produktion einstellen mussten. Das bedeutet in der Folge einen geringeren Selbstversorgungsgrad in Europa und weltweit einen steigenden Hunger. Die Wintertagung will unter anderem dazu Lösungen diskutieren.“  Die Landtechnik kann hier einen Beitrag leisten, wie Stephan Pernkopf betont: „Moderne Landmaschinen, digitale Tools und Farmmanagementsysteme unterstützen die Bäuerinnen und Bauern bei ihrer Arbeit. Vieles davon ist längst im Einsatz. Das ermöglicht es den Betrieben, Produktionsmittel einzusparen, effizienter zu wirtschaften und so Umwelt und Boden zu schonen. Damit ist die Landtechnik ein wesentlicher Puzzlestein für eine zukunftsfitte Landwirtschaft.“  

Der Leiter der „Sektion II: Landwirtschaft und ländliche Entwicklung“ im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT), Johannes Fankhauser, forderte in seinem Vortrag mehr Innovation im Green Deal: „Die zentralen Ziele auf europäischer Ebene und die Vorstellungen der EU-Kommission zum Thema Green Deal sind sehr ambitioniert, insbesondere jene zur Reduktion des Betriebsmitteleinsatzes, zur Weiterentwicklung der biologischen Landwirtschaft und zum Außernutzenstellen agrarischer Flächen. Das Ziel ist, 2050 klimaneutral zu sein. Das ist für den gesamten Sektor eine Herausforderung, zumal Studien einen Rückgang der Lebensmittelproduktion um bis zu 20 Prozent prognostizieren. Das Thema Klimaschutz und Artenvielfalt sind wichtige Themen für die Landwirtschaft, aber es muss einen ganzheitlichen Blick geben. Aus Sicht des BMLRT fehlt jedoch etwas Wesentliches: Innovation. Sie muss jedenfalls in die Gesamtbeurteilung integriert werden.“ In Österreich ist die Innovationsförderung daher ein wichtiger und zentraler Bestandteil der GAP-Strategie. Zudem wird das Programm ÖPUL künftig ausgebaut und die Initiative Digitalisierungscluster und Innovation Farm werden weiterentwickelt, um die Potenziale der Digitalisierung zu nützen.

Der Projektleiter Grünland im Maschinenring Oberösterreich, Johannes Hintringer, stellte in seinem Vortrag das Forschungsprojekt „Wie mähen und trotzdem Insekten schonen?“ vor. Ziel des Projekts ist es, ein standardisiertes Verfahren zur Insekten-Verlust-Messung zu entwickeln und Mähwerke zu klassifizieren. Zudem werden fünf gängige Mähtechniken und potentielle Schutz- oder Scheuchvorrichtungen getestet und verglichen. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass der Doppelmessermähbalken mit nur 2-3 Prozent verletzten oder toten Insekten das schonendste Verfahren ist, dicht gefolgt vom Scheibenmähwerk mit 5 Prozent. Andere Mähwerke und -techniken schneiden insgesamt schlechter ab, wobei Aufscheuchstriegel und Abweiserblech zu einer Verbesserung beitragen.

Markus Gansberger von der Innovation Farm der HBLFA Francisco Josephinum betonte in seinem Vortrag zum Thema „Einsatz von innovativen Technologien im modernen Pflanzenbau in Hinblick auf den Kohlenstoffkreislauf“ die wichtige Rolle der Landwirtschaft für den Kohlenstoffkreislauf. Durch die Anpassung der Bewirtschaftungsform kann die Landwirtschaft die eigene CO2-Bilanz deutlich verbessern, wobei Innovation und die Landtechnik einen essenziellen Beitrag leisten. Als Beispiel nannte Markus Gansberger u.a. die automatische Teilbreitenschaltung in einem rechteckigen Feld, durch die 0,17 kg CO2-Äquivalente pro Hektar bei Pflanzenschutzmitteln und 34 kg bei Düngemitteln eingespart werden können. Er zeigte zudem auf, dass Technologien bereits davor dem Landmaschineneinsatz am Feld etwa durch Sensorik und Satellitendaten einen Beitrag leisten, indem man Flächen und Standortunterschiede genauer betrachten kann, was durch eine höhere Effizienz ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist. Als Herausforderung für die Zukunft nannte Markus Gansberger, diesen Wert für den Umwelt- und Klimaschutz zu ermitteln und sichtbar zu machen, denn die genannten Bestrebungen und Innovationen entsprechen voll und ganz einer ökosozialen Landwirtschaft.

Wolfgang Weichselbaum, Leiter Agrar im Maschinenring Österreich, stellte die „Maschinenring Teamwork App“ vor, die die „überbetriebliche Zusammenarbeit stärken und regionales Angebot sichtbar machen“ soll. Sie wurde 2021 gelauncht und ist ein Vermittlungstool, das den Einsatz neuer Technologien fördern soll. Die App spiegelt damit die Kernkompetenz des Maschinenrings wider und soll das „analoge Angebot“ unterstützen und ergänzen. Zudem sollen saisonale Spitzen abgefedert sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlastet werden. Dabei stehen den rund 2.500 Nutzerinnen und Nutzern vier Angebotstypen zur Verfügung: Maschinenvermietung, Maschinendienstleistung, land- und forstwirtschaftliche Betriebshilfe sowie Angebote des Maschinenrings an die Betriebe.


Info-Folder zum Download


KooperationspartnerAB